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Behörden im Iran verwehren Mohammadi Klinik-Behandlung

Wegen ihrer Weigerung, bei einem Krankentransport das im Iran für Frauen vorgeschriebene Kopftuch zu tragen, haben die Behörden der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi nach Angaben ihrer Familie den Zugang zu einer dringend benötigten medizinischen Behandlung verwehrt. Der Direktor des Teheraner Evin-Gefängnisses habe der Familie mitgeteilt, dass es "auf Anweisung der höheren Behörden verboten sei, sie ohne Kopftuch in die Herzklinik zu schicken".

Dies erklärte Mohammadis Familie am Mittwochabend auf der Onlineplattform Instagram. Mohammadis Verlegung sei daher abgesagt worden. Obwohl eine am Montag erfolgte Untersuchung eine dringende Überprüfung von Herz und Lunge festgestellt habe, sei Mohammadi "bereit, ihr Leben zu riskieren, indem sie den 'Zwangs-Hijab' nicht trägt, selbst für eine medizinische Behandlung", erklärte die Familie weiter. Die Angehörigen warnten davor, dass die Gesundheit und das Leben Mohammadis in Gefahr seien.

In einer aus ihrer Zelle geschmuggelten und am Dienstag auf der offiziellen Nobel-Website veröffentlichten Botschaft hatte die 51-jährige Frauenrechtlerin erneut den Kopftuchzwang in ihrem Land kritisiert, der von den Behörden mit zunehmender Brutalität durchgesetzt wird. Die Verpflichtung für Frauen, den Hijab zu tragen, sei ein Mittel zur "Kontrolle und Unterdrückung der Gesellschaft", von der das Überleben "einer autoritären, religiösen Regierung" abhänge, schrieb sie.

"Wir, das iranische Volk, streben nach Demokratie, Freiheit, Menschenrechten und Gleichheit", erklärte Mohammadi weiter. Die Islamische Republik aber stehe der Verwirklichung dieser Forderungen im Weg. Ziel der Frauenproteste sei es deshalb, "diese autoritär-religiöse Regierung mit Hilfe von Solidarität und eines gewaltlosen und unaufhaltsamen Prozesses" abzulösen und die "Ehre des Iran sowie die Menschenwürde" wiederzubeleben. Mohammadis Botschaft schloss mit: "Der Sieg ist nicht einfach, aber er ist sicher."

Die 51-Jährige spielt eine zentrale Rolle im Kampf für Frauenrechte und Meinungsfreiheit in ihrem Land. Sie setzt sich gegen den Kopftuchzwang sowie gegen die Todesstrafe im Iran ein. Dafür wurde sie seit 1998 wiederholt inhaftiert und auch ausgepeitscht. Seit November 2021 sitzt sie wegen "Propaganda gegen den Staat" in Haft.

Für ihren Einsatz wurde Mohammadi Anfang Oktober mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Den Preis werden in ihrer Vertretung ihre mit der Familie nach Frankreich geflüchtete Tochter Kiana und deren Zwillingsbruder Ali am 10. Dezember in Oslo entgegennehmen.

ribbon Zusammenfassung
  • Dies erklärte Mohammadis Familie am Mittwochabend auf der Onlineplattform Instagram.
  • Mohammadis Verlegung sei daher abgesagt worden.