Fidler: 100.000 Euro Startbonus für Kassenärzte nur "ein Pflaster"

Insgesamt 200 Millionen Euro will die Bundesregierung in die Gesundheitsversorgung investieren. Bis Jahresende verspricht sie 100 Kassenarztstellen mehr - dafür soll es einen 100.000 Euro Startbonus geben. Statt dieses Anreizes brauche es eine Systemänderung, sagt Public-Health-Experte Armin Fidler im PULS 24 Newsroom.

Mit einem Startbonus von bis zu 100.000 Euro für die Ausstattung einer Arztpraxis will die Bundesregierung Ärzte dazu bringen, die rund 300 offenen Kassenarztstellen zu übernehmen. Für Public-Health-Experte Armin Fidler ist so ein Anreiz zwar hilfreich, aber "ein Pflaster", wie er im PULS 24 Newsroom erklärt. Um den niedergelassenen Bereich zu attraktiveren, brauche es eine "Systemänderung". Aktuell seien für Kassenärzt:innen komplizierte Abrechnungsverfahren und strikte Ordinationszeiten ein Hindernis.

Multidisziplinäre Zentren gefordert

Der niedergelassene Arzt "als Einzelkämpfer" sei ein "Auslaufmodell", so Fidler weiter. Statt einer finanziellen Spritze sei der Ausbau von "multidisziplinären Zentren" notwendig. In solchen würden verschiedene Fachärzte an einem Ort zusammenkommen und rund um die Uhr Patient:innen versorgen. So könnten auch Ambulanzen entlastet werden: Nur Menschen, die eine stationäre oder spezielle Behandlungen bräuchten, würden dann ins Krankenhaus müssen.

Fachärzte für Allgemeinmedizin

Neben der zusätzlichen Kassenstellen plant die Regierung aber auch die Schaffung eines Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin. Fidler befürwortet diese Gleichstellung der Haus- und Fachärzt:innen: "Es ist nur recht und billig, dass das auch als Facharzt angesehen wird und nicht irgendwo als Arzt zweiter Klasse behandelt wird."

Ebenfalls positiv sieht der Public-Health-Experte die Verlängerung des Projekts "Gesund aus der Krise" zur psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen dessen sollen zusätzlich 10.000 Kinder und Jugendliche kostenlose psychologische Unterstützung und Psychotherapie erhalten.

Mehr Vorsorge-Maßnahmen notwendig

Handlungsbedarf sieht Fidler bei Vorsorge-Maßnahmen im Gesundheitsbereich. Investitionen in Präventivmaßnahmen wie ein "Darmkrebs-Screening"-Programm hält Fidler für wichtig. Er fordert einen einfacheren Zugang zu bisher kostenpflichtigen Impfungen. Damit könne man schwere Erkrankungen - und somit mehr Spitalspatient:innen - vermeiden.

ribbon Zusammenfassung
  • Insgesamt 200 Millionen Euro will die Bundesregierung in die Gesundheitsversorgung investieren.
  • Bis Jahresende verspricht sie 100 Kassenarztstellen mehr - dafür soll es einen 100.000 Euro Startbonus geben.
  • Statt dieses Anreizes brauche es eine Systemänderung, sagt Public-Health-Experte Armin Fidler im PULS 24 Newsroom.