Regierung will Kassenärzte mit bis zu 100.000 Euro Startbonus locken

Die Bundesregierung will 200 Millionen in die Gesundheitsversorgung investieren. Unter anderem sollen Ärzte mit bis zu 100.000 Euro Startbonus in Kassenarzt-Stellen - vor allem auf dem Land - gelockt werden.

Die Bundesregierung hat nach dem Sommer-Ministerrat ihr Programm gegen die Krise in der Gesundheitsversorgung präsentiert.

Um die bereits zuvor angekündigten 100 zusätzlichen Kassenarztstellen auch besetzen zu können, sollen Mediziner mit einem Startbonus von bis zu 100.000 Euro für die Ausstattung einer Arztpraxis gelockt werden, vor allem für Gynäkologie, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Allgemeinmedizin. So hofft man vor allem die vielen vakanten Stellen am Land zu füllen.

Auch geplant ist die Schaffung eines Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin. Eine entsprechende Novelle des Ärztegesetzes wird im Sommer in Begutachtung geschickt.

Darüber hinaus soll die Zahl der Primärversorgungszentren von 40 auf 120 anwachsen. Hinzu kommen Investitionen in Präventivmaßnahmen wie ein "Darmkrebs-Screening"-Programm.

Psychosoziale Gesundheit im Mittelpunkt

Wieder verlängert wird das Projekt "Gesund aus der Krise" zur psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Damit sollen zusätzlich 10.000 Kinder und Jugendliche kostenlose psychologische Unterstützung und Psychotherapie erhalten.

Um den Bedarf an psychosozialer Versorgung besser zu decken, sollen klinisch-psychologische Behandlungen sozialversicherungsrechtlich der Psychotherapie gleichgestellt werden. Die Ausbildung für Psychotherapeutinnen und -therapeuten soll künftig an Universitäten angeboten werden.

Um Engpässen bei der Arzneiversorgung vorzubeugen, sollen Lager für wichtige Wirkstoffe angelegt werden, auf das Apotheken zugreifen können. So sollen diese Medikamente bei Lieferengpässen selbst zubereiten können. 

Insgesamt soll das Paket 200 Millionen Euro kosten, rund die Hälfte kommt aus EU-Fördertöpfen.

Kritik der Opposition

Von den Oppositionsparteien hagelt es für das geplante Programm zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung Kritik. Für den freiheitlichen Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak sei die Gesundheitsreform "an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten." Er wolle auch wissen, wie die zusätzlichen 100 Kassenarztstellen besetzt werden sollen, "wenn das 'Projekt Kassenarzt' weiterhin unverändert und unattraktiv bleibt".

Auch die NEOS vermissten eine "grundlegende Strukturreformen im Gesundheitsbereich". Zuallererst müssten Kassenverträge attraktiviert und die Rahmenbedingungen für Kassenärztinnen und -ärzte verbessert werden. Immer nur noch mehr Geld ins System zu pumpen, bringe nichts, fand die pinke Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler. 

SPÖ-Klubobmann Philip Kucher sprach von einer "Nullnummer gegen die Teuerung" und einem "Trostpflaster für die Gesundheit." Weder die Zwei-Klassen-Medizin noch der Ärztemangel würden durch 100 zusätzliche Kassenarztstellen gelöst werden können. Der Sommer-Ministerrat sei nicht mehr gewesen als ein "Marketing-Gag", meinte Kucher.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Bundesregierung hat nach dem Sommer-Ministerrat ihr Programm gegen die Krise in der Gesundheitsversorgung präsentiert.
  • 100 zusätzliche Kassenarztstellen sollen geschaffen werden.
  • Um Mediziner dafür zu locken, gibt es bis zu 100.000 Euro Startbonus zur Austattung von Arztpraxen.
  • Darüber hinaus soll die Zahl der Primärversorgungszentren von 40 auf 120 anwachsen.
  • Um Engpässen bei der Arzneiversorgung vorzubeugen, sollen Lager für wichtige Wirkstoffe angelegt werden, auf das Apotheken zugreifen können.