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EU-Außenbeauftragter: Blutbad im Gazastreifen sofort beenden

EU-Chefdiplomat Josep Borrell hat die Befreiung der israelischen Geiseln bei einem Militäreinsatz im Gazastreifen begrüßt, sich aber gleichzeitig angesichts der Berichte über ein "Massaker an Zivilisten" dabei entsetzt gezeigt. "Das Blutbad muss sofort beendet werden", forderte Borrell am Samstag auf der Plattform X. Der Generalsekretär der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen beschrieb die Situation im Gazastreifen mit drastischen Worten und übte scharfe Kritik an Israel.

"Die Berichte aus Gaza über ein weiteres Massaker an Zivilisten sind entsetzlich", erklärte Borrell. Zur Befreiung der Entführten erklärte er: "Wir teilen die Erleichterung ihrer Familien und fordern die Freilassung aller verbleibenden Geiseln."

Israels Militär hatte am Samstag im Zentrum des Gazastreifens vier aus Israel entführte Menschen befreit. Bei Einsätzen in der Gegend kamen nach Angaben einer von der islamistischen Hamas kontrollierten Behörde mindestens 210 Palästinenser ums Leben. Zudem soll es rund 400 Verletzte gegeben haben. Die ebenfalls von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach am Abend von weniger als 100 Todesopfern. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Borrell befürwortete weiter von US-Präsident Joe Biden vorgelegte Pläne für ein Ende des Kriegs. Die Pläne seien der Weg zu einem dauerhaften Waffenstillstand und zur Beendigung des Tötens. Weder Israel noch die Hamas haben dem Plan bisher offiziell zugestimmt oder ihn zurückgewiesen.

Christopher Lockyear, Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen, sagte am Samstag dem US-Sender CNN: "Die Szenen, über die unsere Teams in den letzten Tagen aus Gaza berichtet haben, sind absolut entsetzlich. Das einzige Wort, das mir einfällt, um es zu beschreiben, ist 'apokalyptisch'."

Mit Blick auf die medizinische Versorgung sagte er: "Wir befinden uns in einer Situation, in der Menschen im Blut anderer Menschen behandelt werden."

Auf der Plattform X erklärte die Organisation, nach den jüngsten "intensiven Bombardements" im Zentrum des Gazastreifens sähen sich die Helfer in den Krankenhäusern Al-Aqsa und Nasser mit einer "überwältigenden Zahl schwer verletzter Patienten, darunter viele Frauen und Kinder" konfrontiert. Palästinensischen Angaben zufolge wurden infolge eines Einsatzes zur Befreiung von Geiseln am Samstag im Zentrum des Gazastreifens dutzende Menschen getötet und viele weitere verletzt.

Generalsekretär Lockyear warf der israelischen Seite im Gespräch mit CNN vor, in Bezug auf die humanitäre Hilfe im Gazastreifen falsche Informationen zu verbreiten. Er sprach von "einer Situation extremer Propaganda".

Zuvor hatten das israelische Militär und die für humanitäre Hilfe zuständige israelische CCGAT-Behörde unter anderem auf X eine Karte veröffentlicht, die suggerierte, dass Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen ein Feldlazarett betreibt. Dies stimme so nicht, stellte Lockyear klar. Zwar unterstütze die Hilfsorganisation an Ort und Stelle Krankenhäuser und Zentren für die medizinische Grundversorgung. "Aber wir betreiben kein Feldlazarett im Gazastreifen." Konkret gebe es zwar die Erlaubnis für eine solche Einrichtung, jedoch keine Genehmigung für die Einfuhr der nötigen Ausrüstung. "Es ist also nicht korrekt, das zu berichten", betonte Lockyear.

ribbon Zusammenfassung
  • EU-Chefdiplomat Josep Borrell fordert ein sofortiges Ende des Blutbads im Gazastreifen und zeigt sich entsetzt über Berichte eines Massakers an Zivilisten.
  • Bei einem Militäreinsatz im Gazastreifen befreite Israels Militär vier entführte Personen, wobei mindestens 210 Palästinenser starben und rund 400 verletzt wurden.
  • Christopher Lockyear von Ärzte ohne Grenzen beschreibt die Situation in Gaza als apokalyptisch und kritisiert Israel für die Verbreitung falscher Informationen über humanitäre Hilfe.