78 Jahre Hiroshima - Gedenken und Abrüstungsappelle aus Wien
"Das Risiko, dass Atomwaffen tatsächlich genützt werden, ist heute so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr", warnte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in einer Aussendung. "Hiroshima und Nagasaki erinnern uns an die katastrophalen Auswirkungen und das unermessliche menschliche Leid, das Nuklearwaffen verursachen." Ein Paradigmenwechsel und eine Abkehr von Nuklearwaffen sei heute dringender denn je, der Glaube an nukleare Abschreckung als Sicherheitsgarantie ein Trugschluss.
"Wir alle sind in der Verantwortung, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie mehr wieder geschieht", so wiederum SPÖ-Chef Andreas Babler in einer Aussendung. "Das Ziel muss eine Welt frei von Massenvernichtungswaffen sein - das ist eine Grundvoraussetzung für eine friedlichere Welt", erinnerte der Oppositionspolitiker an weltweit weiterhin 13.000 vorhandene Atomwaffen. "Wir alle sind gefordert, uns für den Frieden einzusetzen."
Laut Außenministerium steht die sogenannte Weltuntergangsuhr, die seit 1947 das Risiko eines Nuklearkriegs misst, heute auf 90 Sekunden vor Mitternacht - näher als je zuvor. Österreich sei aber "weiterhin internationale Speerspitze jener Staaten, die nukleare Abrüstung fordern".
Schallenberg sieht in den Massenvernichtungswaffen eine "globale existenzielle Bedrohung, die wir mit politischem Willen auch tatsächlich lösen können. Russlands völlig unverantwortliche nuklearen Drohungen machen es umso wichtiger, nukleare Abrüstung einzufordern und konkrete Fortschritte zu erzielen." Mehr Bewusstsein zu Auswirkungen und Risiken von Nuklearwaffen sei dafür eine zentrale Voraussetzung", betonte der Außenminister.
Auch Babler ging auf die Drohungen aus dem Kreml ein. "Zerstörung, Krieg und Ausbeutung sind bis heute nicht überwunden - auch in Europa leiden unzählige Menschen unter dem schrecklichen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine", so der Sozialdemokrat. Immer wieder entfache Moskau mit seinem Gebaren die Angst vor einem Atomkrieg neu. Jeden Tag kämen Menschen nach Österreich, die vor Krieg und Zerstörung flüchten mussten. "Sie alle mahnen uns jeden Tag, dass wir uns mit ganzer Kraft dafür einsetzen müssen, dass alle Menschen in Frieden leben können. Damit sind wir den Opfern, aber auch künftigen Generationen, unseren Kindern, im Wort", so der SPÖ-Vorsitzende.
Der 2021 in Kraft getretene Nuklearwaffenverbotsvertrag (Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons - TPNW) verbietet erstmals völkerrechtlich Besitz, Einsatz und Androhung eines Einsatzes von Nuklearwaffen, wie es auch bei anderen Massenvernichtungswaffen schon existiert. Österreich stellte 2022 den Vorsitz des ersten Vertragsstaatentreffens in Wien, bei dem die bis jetzt laut Außenministerium stärkste multilaterale Verurteilung nuklearer Drohungen angenommen wurde. Inzwischen haben 92 Staaten den Vertrag unterzeichnet, 68 Staaten sind ihm beigetreten. Wichtiger Teil des Vertrags ist es, Überlebenden von Nuklearbombenabwürfen und Nukleartests eine Stimme zu geben.
"Wir schulden es den Überlebenden, darunter den Hibakusha, den Opfern und Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki, ihre unermüdlichen Warnungen zu den verheerenden Risiken und unmenschlichen Auswirkungen von Atomwaffen ernst zu nehmen und diese unmenschlichen Waffen endlich zu beseitigen", so Schallenberg. "Wir müssen sie vernichten, bevor sie uns vernichten." Babler bedankte sich zudem bei der Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima Gruppe Wien für ihre alljährliche Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe und für ihr unermüdliches Engagement.
Eine "Friedensaktion für eine Welt ohne Atomwaffen, ohne Krieg und ohne AKWs" gibt es am morgigen Sonntag ab 18 Uhr am Stephansplatz. Um 20:30 Uhr folgt ein Laternenmarsch zum Teich vor der Karlskirche.
Zusammenfassung
- Anlässlich des am morgigen Sonntag bevorstehenden 78. Jahrestages der nuklearen Zerstörung der japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki haben sich am Samstag auch österreichische Politiker mit Friedens- und Abrüstungsappellen zu Wort gemeldet.
- Drei Tage später, am 9. August 1945, folgte der zweite nukleare Bombenabwurf über der Stadt Nagasaki.
- Jeden Tag kämen Menschen nach Österreich, die vor Krieg und Zerstörung flüchten mussten.