2025 als Jubiläumsjahr der Frauenrechte
Abgeschafft wurde 1975 etwa die Stellung des Ehemanns als Oberhaupt der Familie. Er konnte der Frau nun nicht mehr verbieten, einem Beruf nachzugehen, Familiensitz und -name konnte partnerschaftlich gewählt werden. Marianna Nenning, Kuratorin beim Haus der Geschichte Österreich (hdgö), sprach gegenüber der APA von einer wichtigen Grundlage für den Alltag der Frauen. Das Museum widmet dem Jubiläum aktuell eine kleine Ausstellung - in der Foyer-Vitrine sind Ausgaben der bis 2011 herausgegebenen Frauenzeitschrift AUF sowie die Schreibmaschine einer Redakteurin zu sehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe ein sehr traditionelles Familienbild vorgeherrscht, erzählte Nenning über die Stellung der Frau vor den Reformen. Die Frau war dem Mann untergeordnet, musste ihn nicht nur um Erlaubnis bitten, um einen Job auszuüben, sondern sich auch um Haushalt und Kinder kümmern. Als Mädchen und Frau habe sie sich damals minderwertig gefühlt, so die 82-Jährige Fischer. Das habe zwar auch damit zu tun, dass ihre Eltern Kriegsflüchtlinge waren - "aber nicht nur". Sie habe sich nicht zugetraut, beruflich etwas anzustreben, das normalerweise Männer tun würden, obwohl das auch damals nicht verboten gewesen sei. "Aber es kam mir überhaupt nicht in den Sinn." Studiert habe sie Dolmetschen und Übersetzen - "praktisch eine Vermittlerposition zwischen Männern".
Dass Schwangerschaftsabbrüche illegal waren, habe ihre Durchführung nicht verhindert, meinte Nenning außerdem. Auch Fischer hat "in der illegalen Zeit" abgetrieben. "Die ständige Angst, schwanger zu werden", bevor die Antibabypille auf den Markt kam, sei "einfach grauenhaft" gewesen, erzählte sie.
Das erste feministische Treffen hatte 1972 stattgefunden, so Fischer. Auf der ganzen Welt seien damals Frauenbewegungen entstanden, es habe Aufbruchsstimmung geherrscht. Die teilnehmenden Frauen hätten schnell begonnen, Arbeitskreise zu gründen, die Bewegung habe sich außerhalb des Parlaments und auf der Straße verortet.
Frauenrechtsbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts hätten hingegen vor allem das Frauenwahlrecht eingefordert, so Nenning. Die zweite Frauenbewegung in den 70er-Jahren habe dann das Private - etwa die Familie - zum Politikum erklärt. Begonnen habe man mit der Abtreibung, sagte Fischer zur Frage nach den Hauptanliegen der Bewegung. Man habe hier die Aktivitäten der SPÖ unterstützt. Frauen, die eine Abtreibung brauchten, habe man in eine Klinik ins damalige Jugoslawien geschickt.
Liberalisierung weiterhin gefordert
Während Nenning der Frauenbewegung einen großen Einfluss auf die Umsetzung der Reformen zuschreibt, meinte Fischer, dass die Gesetze letztlich von der SPÖ - in der damals etwa die spätere Frauenministerin Johanna Dohnal aktiv war - umgesetzt wurden. Der Wunsch der Frauenbewegung, dass die Krankenkasse Abtreibungen bezahlt, ging bis heute nicht in Erfüllung. Und auch 50 Jahre später gibt es Kritik an der Fristenlösung. So forderten zuletzt neben Aktivistinnen auch die nun in der Regierung vertretene SPÖ und die Grünen, den entsprechenden Paragrafen überhaupt aus dem Strafgesetzbuch zu streichen.
Einen Erfolg der Frauenbewegung sieht Fischer darin, dass begonnen wurde, über Gewalt zwischen Männern und Frauen - von häuslicher Gewalt über Vergewaltigung bis hin zu Kindesmissbrauch - zu sprechen. "Das war also wirklich der originäre Beitrag des Feminismus der autonomen Frauenbewegung", so Fischer.
Der neuen Frauenbewegung rät sie, sich u.a. auf das Thema Mutterschaft zu konzentrieren. "Sobald die Kinder kommen, verschiebt sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau", meinte Fischer, auch der Arbeitsmarkt nehme wenig Rücksicht auf das Bedürfnis der Gesellschaft nach Kindern. Sie warnte zudem davor, dass das Rad wieder zurückgedreht werde, etwa durch die Zurücknahme von Abtreibungsrechten in den USA.
(S E R V I C E - Am Donnerstag, 6. März, wird die Foyer-Vitrine im hdgö um 18 Uhr im Rahmen eines Ausstellungsgespräches mit der ehemaligen AUF-Redakteurin und Schenkerin Marietta Schneider eröffnet. Am Frauentag, 8. März, ist das hdgö bei freiem Eintritt geöffnet)
Zusammenfassung
- 2025 markiert das 50-jährige Jubiläum bedeutender Frauenrechtsreformen in Österreich, darunter die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten drei Monaten und die Abschaffung der Rolle des Ehemanns als Familienoberhaupt.
- Erica Fischer, Gründungsmitglied der Frauenbewegung, betont, dass viele Forderungen, wie die Übernahme der Abtreibungskosten durch die Krankenkasse, auch 50 Jahre später unerfüllt bleiben.
- Eine Ausstellung im Haus der Geschichte Österreich erinnert an diese Reformen, und es gibt weiterhin Forderungen, den Paragrafen zur Fristenlösung aus dem Strafgesetzbuch zu streichen.