Weihnachtsalbum der EAV auch mit Besinnlichem
"Ich glaube, das ist in der Geschichte der Tonträger die längste Geburt, die es je ab", schmunzelte Spitzer. "Im Jahr '79, ich betone '79, noch mit Gert Steinbäcker von STS als Sänger, hatten wir eine anarchische wie fulminante Deutschlandtournee", führte der Grazer weiter aus. "In Bayern durften wir die Show nicht aufführen, denn unser Keyboarder Nino Holm war als exhibitionistischer Weihnachtsmann verkleidet. Das war eine Scheiß-mich-nix-Tour in Drahdiwaberl-Manier. Und seit damals wollte ich immer einen dazugehörigen Tonträger machen."
Eigentlich hatte Spitzer die Musik dazu "schon 2011" fertig, "aber dann kamen bei der EAV immer wieder neue Tonträger, eine Tour oder sonst irgendetwas dazwischen". Gastsänger sollten auf dem Weihnachtsalbum der EAV ihre Aufwartung machen, und wegen Corona konnte das Projekt nun realisiert werden. Interpreten aus drei Generationen - von Willi Resetarits über Christoph Seiler bis Marco Pogo von Turbobier und Lemo - konnten nicht touren und waren deshalb frei. Und so sei "Ihr Sünderlein kommet" ein "sehr, sehr buntes, etwas zu spät gekommenes Album geworden. Die Interpreten haben Humor bewiesen und die Lieder trotzdem gesungen", lachte Spitzer. Für EAV-Fans wird nach dem Ende der Band damit ein Abschiedsgeschenk unter den Christbaum gelegt.
Da man das Album in Eigenregie veröffentlicht, "konnten wir das frei Schnauze und frei nach dem Spitzer-Kopf machen", betonte der 68-Jährige. Die Hälfte der Lyrics "besteht aus den Urtexten", also von den Liedern der 1979er-Tour. "In der Zwischenzeit haben sich bei mir zusätzlich einige fragwürdige Zusatztexte eingefunden", sagte Spitzer. "Wobei auch eines der bekanntesten Gedichte von Nietzsche, 'Vereinsamt', vertont wurde. Das ist keine Klamauknummer. Marco Pogo hat auch ein eher ernstes Märchen von Hans Christian Andersen intoniert."
Von einer Austropoplegende hat Spitzer eine Absage erhalten: "Wolfgang Ambros habe ich schon vor zehn Jahren gefragt, ob er das Trinkerlied 'Am Christkindlmarkt' singen will. Damals wurde mir von seinem Manager Peter Fröstl ausgerichtet, Ambros habe gesagt: 'Hearst Peda, zwa Sochn san ma heulig, Weihnochten und Skifoan'", imitierte Spitzer perfekt seinen Kollegen. "Damit war das Thema ad acta gelegt. Aber jetzt zehn Jahre später gibt es ja den Herren Seiler, der sich milieubedingt durchaus auch auskennt - und der hat das sehr gut gemacht."
Spitzer selbst sei "grundsätzlich überhaupt nicht gegen das Weihnachtsfest", sprach sich aber gegen "die Doppelmoral" aus: "Das Fest der Nächstenliebe beschränkt sich auf einen Tag. Das kommt mir wie eine Kriegspause über 24 Stunden vor - und am nächsten Tag geht's weiter."
"Ihr Sünderlein kommet" gibt es auch auf Vinyl, was den Grafiker Spitzer besonders freut: "Die schlimmste Zeit für mich war die CD-Zeit, als man auf zwölf mal zwölf Zentimetern vielleicht einen Kasperl zeichnen konnte. Jetzt konnte ich mich wieder austoben." Das wird sich der Künstler auch in Zukunft, selbst wenn es "die EAV in der Form nicht mehr gibt". Spitzer: "Ich werde die Menschheit nicht verschonen mit dem einen oder anderen Liedgut." Und das muss nicht humoristisch sein, "Lieder aus dem Herzen" darf man sich erwarten.
(S E R V I C E - www.eav.at)
Zusammenfassung
- Zur Auswahl steht heuer aber auch ein ausgelassener Giftpilz: Die EAV veröffentlicht am Freitag "Ihr Sünderlein kommet".
- "Das eine oder andere auf dem Tonträger ist besinnlich, vieles so wie ich es mir schon damals vor 42 Jahren gewünscht habe - unfrisiert", sagte Thomas Spitzer im APA-Interview.
- Gastsänger sollten auf dem Weihnachtsalbum der EAV ihre Aufwartung machen, und wegen Corona konnte das Projekt nun realisiert werden.