vorarlberg museum begeht 2023 mit viel Programm und Protest
Für die Sonderausstellung "Was uns wichtig ist!" (2. Dezember bis 16. April) haben die Kuratorinnen Christa Benzer und Sabine Benzer 20 künstlerische Positionen versammelt, die Fragen rund um den Umgang mit kulturellem Erbe stellen. Die beispielhafte Auswahl soll einen Beitrag zum Neuverhandeln leisten. Ab 4. Februar macht die Wanderausstellung "Mittelalter am Bodensee" Station in Bregenz. Ab 27. Mai dokumentiert die Schau "Hiller" fotografisch die Entwicklung des Bregenzerwalds, kuratiert vom Fotokünstler und -historiker Arno Gisinger. Ebenfalls mit fotografischen Mitteln, konkret mit gekochtem Film, arbeitet der in Wien lebende Vorarlberger Künstler Marko Zink. Seine nach den Koordinaten benannte, von Kathrin Dünser kuratierte Schau zu Mauthausen und der Erinnerung daran ist von 16. Dezember bis 16. April zu sehen.
Der Sommer ist Vorarlberger Objekten in der Sammlung des Tiroler Ferdinandeum gewidmet. Weil bei der Gründung des Tiroler Hauses noch kein Vorarlberger Museum existierte, wanderten zahlreiche Objekte in die Sammlung des Ferdinandeum, was das vorarlberg museum unter dem selbstbewussten Titel "Wir sind Tirol!" von 1. Juli bis Jänner 2024 bearbeitet. Im Atrium wird Paul Renner unter dem Titel "L'albero della cuccagna - Der Künstler und sein Fotograf" einen Fressturm errichten und am Kornmarktplatz kochen (15. Juli bis 15. Oktober), fotografisch dokumentiert wird das von Christian Schramm.
Seit 2015 erweitert das vorarlberg museum seine Sammlung gezielt um Arbeiten von Kunstschaffenden mit Unterstützungsbedarf, unter dem Titel "DIREKT!" sind von 21. Jänner bis 11. Juni 70 dieser Werke im Atrium zu sehen. Zudem wurden die ersten inklusiven Ausstellungsmodelle in Auftrag gegeben, die auf die Bedürfnisse einer vernachlässigten Zielgruppe Rücksicht nehmen, so Rudigier. Der Migrationsgeschichte eines Möbelstücks im Bregenzerwald widmet sich ab 11. November die in Kooperation mit dem Werkraum Bregenzerwald entstehende Schau "Ein Sofa steht im Walde". Das Thema Handwerk werde wie die weitere Digitalisierung und der Umzug der Sammlung ins neue Depot in Hard auch in den nächsten Jahren zentral bleiben, ebenso das "Gemeinsame Tun als Maxime".
Direktor Rudigier verwies auf die Bedeutung von Kooperationen bei der Realisierung von Projekten, so verfüge das Haus über 157 Kooperationspartner. Diese dürften keinesfalls infrage gestellt werden. "Die kosten uns genau gar kein Geld, wir profitieren nur davon", richtete Rudigier den Landesverantwortlichen aus, die mit dem Kulturhäuser (KuGes)-Budget 2023 für Unmut bei den Geschäftsführungen der Häuser gesorgt hatten und entsprechende Vorschläge zur Einsparung machten. Die dreiprozentige Erhöhung der Mittel 2023 bedeutet angesichts der Inflation de facto eine Kürzung um rund sieben Prozent.
Auch das vorarlberg museum kämpft mit höheren Energie- und Personalkosten. "Ich habe schon im Frühjahr gesagt, dass uns eine halbe Million fehlen wird", so Rudigier. Dass der Ausstellungsraum im dritten Stock daher leer bleiben soll, verstand der Museumsdirektor als "eine Provokation, die dazu dient, nachzudenken". Gerade im Jahr des zehnjährigen Jubiläums "vorarlberg museum neu" sei es Zeit dafür, so Rudigier, der dabei aber nicht nur auf die Politik zeigen wollte, es gehe vielmehr um gemeinsame Lösungen. Um den Stellenwert der Kunst dreht sich etwa auch die Installation der Künstlerin Veronika Schubert. Ab 6. Mai posaunt die Fassadeninstallation "Aufmacher" Schlagzeilen zur Bedeutung der Kunst in der Gesellschaft hinaus. 2023 will das Museum auch die Ergebnisse der "Nichtbesucher*innenforschung" präsentieren.
(S E R V I C E - https://www.vorarlbergmuseum.at)
Zusammenfassung
- Das vorarlberg museum kann 2023 wegen Ressourcenknappheit eine Ausstellung nicht realisieren, der dafür vorgesehene Raum soll aus Protest leer bleiben.
- Das Museum hat 2023 dennoch viel vor: Allein fünf neue Sonderausstellungen sind neben zahlreichen weiteren Projekten geplant.
- Die dreiprozentige Erhöhung der Mittel 2023 bedeutet angesichts der Inflation de facto eine Kürzung um rund sieben Prozent.