"Trittico" als Rehabilitation Puccinis in Salzburg
Intendant Markus Hinterhäuser bezeichnete "Il Trittico" einführend als "eine der ganz wesentlichen Produktionen" der heurigen Festspiele. Man wolle Puccini endlich aus der "etwas halbseidenen Ecke befreien". Zu Unrecht seien die Salzburger Festspiele Puccini in den vergangenen Jahrzehnten teils mit offener Ablehnung begegnet. "Il Trittico" sei dabei kein einfaches Stück und berge "viele Falltüren", bekannte auch Welser-Möst. Die Oper sei zwar "handwerklich nicht einfach", durch ihre "unglaublich große Ausdruckspalette", aber auch für ihn ein ganz besonderes Erlebnis. Dafür stehe Puccini als "Großmeister der Komprimiertheit".
Auch Regisseur Loy bestätigte Puccinis "schwere Reputation in der Musiktheaterwelt". Gerade Suor Angelica, als Einakter ans Ende der Salzburger Neuinszenierung geschoben, wolle er vom Vorwurf des Kitsches befreien. Angesprochen auf sein ursprünglich schwieriges Verhältnis zu Puccini erklärte Loy seinen radikalen Sinneswandel. Als bekennender Minimalist habe er sich von Puccinis Vorgaben eines recht opulenten Bühnenbilds zunächst eingeschüchtert gefühlt. Mittlerweile verstehe er diese aber als "Challenge". Im Zentrum stünden ohnehin die vielschichtigen Charaktere: Puccini glänze nicht nur bei "Il Trittico" als "präziser Menschendarsteller".
Was ihn zunächst abgeschreckt habe, empfindet Loy heute als "ganz tolles Puzzle" aus musikalischer, Figuren- und Formensprache. Die unkonventionelle Reihenfolge der drei Einakter sei eine Hommage an die Mozartstadt und finde in der Tragödie der Suor Angelica ihr würdiges Finale: "Hier nach Salzburg passt, dass man am Ende eine Katharsis hat und auch die Überhöhung mit Ausblick aufs Paradies - das schien uns wichtig und war dem Ort verpflichtet", unterstrich Loy.
"Il Trittico", geschrieben in den Wirren des Ersten Weltkriegs und inspiriert von Dantes "Göttlicher Komödie", wird selten in seinen drei inhaltlich eigenständigen Akten gespielt. Ebenso ungewöhnlich ist, dass Salzburgs Festspielliebling Asmik Grigorian alle drei großen Frauenrollen der zum dramaturgischen Triptychon (Trittico) verschmolzenen Einakter verkörpert. Grigorian, die 2017 als Marie in Alban Bergs "Wozzeck" debütierte und in den Folgejahren immer wieder in führenden Rollen auf den Festspielbühnen zu sehen war, schlüpfte beim Rigaer Opernfestival 2010 schon einmal in die drei weiblichen Hauptpartien des Trittico.
(S E R V I C E - "Il Trittico" von Giacomo Puccini bei den Salzburger Festspielen im Großen Festspielhaus, Hofstallgasse 1, 5020 Salzburg. Musikalische Leitung der Wiener Philharmoniker: Franz Welser-Möst, Regie: Christof Loy, Bühne: Etienne Pluss, Kostüme: Barbara Drosihn. Mit Gianni Schicchi - Misha Kiria, Lauretta - Asmik Grigorian, Zita - Enkelejda Shkosa, Michele - Roman Burdenko, Giorgetta - Asmik Grigorian, Luigi - Joshua Guerrero, Suor Angelica - Asmik Grigorian, La Zia Principessa - Karita Mattila, La Badessa - Hanna Schwarz. Premiere am 29. Juli. Weitere Aufführungen am 5., 9., 13., 18. und 21. August. www.salzburgerfestspiele.at/p/il-trittico)
Zusammenfassung
- Dieses gemeinsame Ziel für die Premiere von "Il Trittico" bei den Salzburger Festspielen gaben am Sonntag vor Journalisten Stardirigent Franz Welser-Möst und Regisseur Christof Loy aus.
- Welser-Möst sprach vor der 87. Premiere seiner Karriere am 29. Juli von einer "riesigen Freude", das Stück dirigieren zu dürfen.
- Im Zentrum stünden ohnehin die vielschichtigen Charaktere: Puccini glänze nicht nur bei "Il Trittico" als "präziser Menschendarsteller".