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Tanzikone Childs bot bei ImPulsTanz Witz und Harmonie

Es war der erwartet charmante Auftritt, aber auch ziemlich schnell wieder vorbei: Die US-amerikanische Tanzikone Lucinda Childs hat beim diesjährigen ImPulsTanz-Festival Sonntagabend ihr zweites Programm bestritten, nachdem bereits "Relative Calm", ihre Kooperation mit Robert Wilson, zur Aufführung gelangt war. Das zweiteilige "distant figure" wurde im Wiener Akademietheater zum ebenso kurzen wie kurzweiligen Vergnügen.

Viele dürften dabei besonders den Soloauftritt der 83-jährigen Childs herbeigesehnt haben. Ihre nur knapp 20-minütige Performance "Description (of a description)" war 2000 zu einem Text von Susan Sontag entstanden. Vorwiegend mit den Gegensätzen hell und dunkel arbeitend, erschien Childs in einer Guckkastenbühne vor weißem Hintergrund, ganz erhabene Erscheinung in ihrem langen, schwarzen Mantel. Mit viel Witz in Ausdruck und Sprache, erzählte sie von einem Erlebnis auf der Straße, als ein Mann wenige Schritte vor ihr plötzlich zusammenbrach - "wie vom Blitz getroffen". Der Grund? Er blieb vage und wurde zum Anlass für ein kaleidoskopisches Sinnieren über Vergänglichkeit und Glück.

Childs wurde dabei zusätzlich von ihrer eigenen Stimme aus dem Off begleitet, wodurch Textpassagen wiederholt oder vorweggenommen wurden. Wie zur Veranschaulichung des physisch gar nicht so folgenreichen Sturzes, ließ sie sich selbst auf den Boden nieder, wobei ihre Beine über den Rand des Bühnenrahmens hinausragten. Auch der Mantel wurde zum gestalterischen Objekt, ausgezogen und verkehrt herum wieder an. Aber letztlich war dies alles nur Beiwerk, hing man doch an den Lippen der mit unglaublich viel Präsenz ausgestatteten Künstlerin, die mal die Augen zusammenkniff, dann wieder ein verschmitztes Lächeln hervorzauberte und die Worte zum Klingen brachte - am Ende umzingelt von strahlendem Weiß, nachdem die schwarzen Bühnenelemente in Zeitlupe eingezogen wurden.

Im zweiten Teil des Abends hielten sich musikalische und tänzerische Darbietungen die Waage. Es gab vier Etüden von Philip Glass zu hören, sehr konzentriert interpretiert von Pianist Alain Franco, wobei nur zwei davon durch das MP3 Dance Project auch einen performativen Ausdruck erhielten. Childs hatte den Tänzerinnen und Tänzern (einmal als Trio, einmal als Pas de deux) sehr reduzierte Choreografien auf den Leib geschneidert. Während bei Etüde Nr. 5 Asymmetrie und zeitlich leicht versetzte Einsätze einen wie zufällig ersonnen Austausch evozierten, war der Abschluss ein reiner Genuss des modernen Tanzes mit klassischem Vokabular. Harmonie in perfekter Form - weshalb es nach insgesamt ziemlich knackigen 70 Minuten großen Applaus für alle Beteiligten gab.

(S E R V I C E - Lucinda Childs & MP3 Dance Project: "distant figure - Part I: Description (of a description) Part II: 4 etudes by Philip Glass" im Rahmen des ImPulsTanz im Akademietheater, Lisztstraße 1, 1030 Wien. Mit: Lucinda Childs, MP3 Dance Project (Asia Fabbri, Sara Mignani, Niccolò Troiano, Giovanni Marino, Agnese Trippa. Liveklavier: Alain Franco. Weitere Aufführungen am 16. und 17. Juli um 19.00 Uhr; www.impulstanz.com//performances/pid1532/)

ribbon Zusammenfassung
  • Das zweiteilige "distant figure" wurde im Wiener Akademietheater zum ebenso kurzen wie kurzweiligen Vergnügen.