APA/BARBARA GINDL

Salzburger Galerie Thaddaeus Ropac feiert 40-Jahr-Jubiläum

Talent, harte Arbeit und Glück: Das sind für Thaddaeus Ropac jene Dinge, die es brauchte, damit er vom Quereinsteiger zum international erfolgreichen Galeristen werden konnte. Die Galerie Thaddaeus Ropac feiert heuer ihr 40-Jahr-Jubiläum. Im Sommer 1983 startete der gebürtige Kärntner mit einer kleinen Galerie in der Kaigasse in Salzburg, heute hat er Standorte in der Festspielstadt, in Paris, London und Seoul und vertritt die großen Namen des internationalen Kunstmarkts.

Begonnen hat alles mit Joseph Beuys. "Ich war als Schüler in Wien und habe in einer Ausstellung seine Installation 'Nasse Wäsche' gesehen", erzählte Ropac im Gespräch mit der APA über seine erste und unheimlich prägende Begegnung mit zeitgenössischer Kunst: "Ich war irritiert, schockiert und fasziniert. Und ich wollte mehr darüber wissen." Er kaufte sich eine Broschüre über Beuys und fuhr nach Deutschland, um den Künstler kennenzulernen. "Ich habe an seiner Tür geläutet und gefragt, ob er einen Job für mich hat." Beuys, der damals für die documenta in Kassel und für die Zeitgeistausstellung in Berlin Arbeiten vorbereitete, konnte eine helfende Hand gebrauchen. Für die documenta 7 plante er eine "Stadtverwaldung" mit 7.000 Eichen. "Ich habe mitgeholfen, die Bäume zu pflanzen", erinnerte sich der Galerist.

Beuys vermittelte Ropac den Kontakt zu Andy Warhol. Ropac reiste nach Amerika, lernte über Warhol andere Künstler – wie beispielsweise den damals in Europa noch kaum bekannten Jean-Michel Basquiat – kennen. Seine Idee, selbst Künstler zu werden, ließ Ropac rasch fallen: "Ich hatte nicht die Begabung." Dafür lernte er rasch, sein Auge zu schulen und ein Gespür für das zu entwickeln, was als Kunst Bestand hat. "Künstler verwenden die Grammatik der Vergangenheit und bauen mit Innovationsgeist aus dieser Grammatik eine neue Sprache", beschreibt Ropac, was für ihn Qualität in der Kunst ausmacht.

Ursprünglich wollte sich der damals 23-Jährige mit seiner Galerie für zeitgenössische Kunst in Wien niederlassen. Ein Buch von Oskar Kokoschka über seine "Schule des Sehens" brachte ihn dann aber nach Salzburg. Und weil gerade Sommer mit dem internationalen Flair der Festspiele und der Sommerakademie war, fühlte er sich auch wohl in dieser Stadt. "Ich habe damals nicht gewusst, dass in Salzburg im Herbst die Rollläden dicht gemacht werden."

Das Programm, mit dem Ropac im Sommer 1983 startete, war hochkarätig: Er zeige Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat. Doch die Resonanz auf diese internationalen Stars in der Festspielstadt war enden wollend. "Die ersten Ausstellungen blieben weitgehend im Verborgenen. Ich habe so gut wie nichts verkauft." Doch einige Menschen in Salzburg erkannten, welche Perlen der junge Galerist da in die Mozartstadt brachte. Als Ropac 1986 bei seiner zweiten Ausstellung mit Arbeiten von Basquiat feststellte, dass er ein großes Werk gar nicht durch das Stiegenhaus brachte, half Hans Widrich, damals Pressechef der Festspiele. Er organisierte, dass die Arbeit im Festspielhaus gezeigt werden konnte.

"Ich habe mich von einer Ausstellung zur nächsten gehantelt", erinnerte sich Ropac. Über die Kontakte zu Künstlern kam schließlich auch das Publikum. VALIE EXPORT, Maria Lassnig, Andy Warhol, Georg Baselitz oder Robert Rauschenberg waren die Namen, die er in den Anfangsjahren präsentierte und die ihn bis heute begleiten. 1989 übersiedelte Ropac von der Kaigasse in die Villa Kast am Salzburger Mirabellgarten. Es gelang ihm durch seine guten Kontakte zu von ihm vertretenen Künstlern auch bedeutende Nachlässe – wie jenen von Joseph Beuys – zu sichern.

Den Sprung nach Paris wagte er 1990. Die Sommer in Salzburg liefen zwar gut, die Künstler wollten aber auch unter dem Jahr internationales Publikum für ihre Ausstellungen haben. Berlin oder Wien war für Ropac zu nahe an Salzburg, er entschied sich für Paris. Und eröffnete dort auch rasch neben dem Stammhaus im Maraisviertel eine zweite Galerie in einer ehemaligen Kesselfabrik. "Wir konnten ein Werk von Anselm Kiefer nicht zeigen, weil wir es nicht durch die Tür brachten", begründete Ropac, warum er sich für diese riesige Galerie in Pantin entschied. "Mir war wichtig, dass sich die Künstler bei ihren Formaten nicht einschränken müssen." In der Galerie in Pantin gibt es riesige Flächen, auch das Gewicht von Arbeiten spielt keine Rolle.

Seit 2017 ist Ropac auch in London vertreten, 2021 wurde der jüngste Ableger in Seoul eröffnet. Der asiatische Kunstmarkt sei unheimlich spannend und entwickle sich gut, sagte Ropac: "Das asiatische Publikum soll unsere Künstlerinnen und Künstler kennen- und hoffentlich schätzen lernen." Doch auch wenn Ropac international präsent ist und Paris mittlerweile die größte Standort ist, bleibt Salzburg sein Zentrum – zumindest im Sommer. "Im August bin ich durchgehend in Salzburg, das ist die einzige Zeit im Jahr, die fix verplant ist." Er treffe sich hier mit Künstlern, gehe zu den Festspielen, rede über künftige Projekte.

Um die Zukunft der Galerie abzusichern, hat Ropac vor ein paar Jahren ein Team formiert, das sich gezielt nach jungen vielversprechenden Künstlern umsieht. "Das Wichtigste ist, dass man als zeitgenössische Galerie nie den Kontakt zur jungen Kunst verliert", sagte Ropac: "Wir müssen die Zukunft mitgestalten, um relevant zu bleiben."

Und welche Veränderungen hat er in den vergangenen 40 Jahren am Kunstmarkt erlebt? "Die Kunst ist von einem sehr exklusiven Elfenbeinturm in die Mitte des Lebens gerückt. Heute ist alles sehr offen und inklusiver." Prägten am Beginn seiner Karriere vor allem Männer aus Europa und den USA den Kunstmarkt, sind es heute Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt, die mit ihren Werken präsent sind. Genau diese Veränderungen will Ropac mit seiner Jubiläumsschau sichtbar machen. Und damit beim Publikum die Neugierde auf Neues wecken.

(S E R V I C E - https://ropac.net/)

ribbon Zusammenfassung
  • Talent, harte Arbeit und Glück: Das sind für Thaddaeus Ropac jene Dinge, die es brauchte, damit er vom Quereinsteiger zum international erfolgreichen Galeristen werden konnte.
  • Im Sommer 1983 startete der gebürtige Kärntner mit einer kleinen Galerie in der Kaigasse in Salzburg, heute hat er Standorte in der Festspielstadt, in Paris, London und Seoul und vertritt die großen Namen des internationalen Kunstmarkts.
  • Und ich wollte mehr darüber wissen."