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Rockband Delving baute in Wien ein weites Universum

Wie sich ganz ohne Worte riesige Landschaften erschaffen lassen? Dafür ist Nick DiSalvo der richtige Ansprechpartner: Der in Berlin lebende US-Musiker und Kreativkopf der Rockband Elder hat vor einigen Jahren sein Soloprojekt Delving als großzügige Spielwiese erschaffen, auf der er sich so richtig austoben kann. Epische Instrumentalmusik, irgendwo zwischen Psychedelic, Progressive und Alternative. Am Mittwoch stellte er das mit seinen Kollegen live in der Wiener Arena vor.

Entstand das Debüt "Hirschbrunnen" 2021 noch mitten in der Coronapandemie und war zunächst eigentlich nur als Studioarbeit sowie Zeitvertreib gedacht, hat DiSalvo für sein heuer veröffentlichtes Zweitwerk "All Paths Diverge" noch mal tiefer in die Trickkiste gegriffen. Die Strukturen der teils weit über zehn Minuten langen Stücke sind noch eine Spur offener gestaltet, die elektronischen Parts haben zugenommen, aber auch eine gesunde Härte macht sich in Nummern wie "Chain of Mind" hier und da breit.

Das zeigte sich besonders stark im Liveset, das den transparenten Albumsound zugunsten einer ordentlichen Durchschlagskraft zurückschraubte. Unterstützt von Gitarrist Michael Risberg, Bassist Ingwer Boysen sowie Drummer Uno Bruniusson, pflügte sich DiSalvo eineinhalb Stunden lang mit viel Spielfreude durch das zwar überschaubare, aber deswegen nicht minder abenteuerliche Delving-Oeuvre. Wer dachte, hier gebe es Easy Listening im Rockumfeld, wurde spätestens beim heftigen "Einstürzende Plattenbauten" eines Besseren belehrt.

"Es gibt bei all meinen Projekten eine gewisse Steigerung, die ich nicht aufhalten kann", hatte DiSalvo kurz vor dem Auftritt noch im APA-Gespräch gemeint. Stimmt, besonders der Komplexität seiner Kompositionen scheint der schlaksige Musiker einfach freien Lauf zu lassen. Stücke wie das treibende "Vanish With Grace" offenbaren zudem einen unwiderstehlichen Zug nach vorne, da steckt viel Bewegung drin - vielleicht auch seiner Wahlheimat Berlin geschuldet. "Die Songs haben schon etwas sehr Urbanes an sich, beinahe mechanisch, obwohl die Musik sehr bunt ist und viele Facetten hat. Da denke ich oft an eine Straßenbahn oder so. Einfach die Dinge, die mir begegnen, wenn ich aus der Tür trete."

Dem Vielarbeiter scheinen die Ideen jedenfalls nicht auszugehen, wenn man sich seine mittlerweile sehr umfangreiche Diskografie mit Projekten wie Elder, Delving oder jüngst Weite (das zweite Album "Oase" kam vor wenigen Tagen auf den Markt) vor Augen führt. Aber auch DiSalvo braucht mal Zeit zum Durchschnaufen. "Nach jedem Album habe ich das Gefühl, komplett aufgebraucht zu sein. Da muss ich wieder Energie tanken." Doch nicht zuletzt die Zeit, in der wir leben, und eine nicht endend wollende Reihe an neuen elektronischen Instrumenten reize ihn stets aufs Neue. "Als Gitarrist sind meine Ideen sicher eher aufgebraucht. Es ist schwierig, sich neue Riffs auszudenken. Aber es ist cool, mit verschiedenen Geräten zu experimentieren. Das ist einfach eine andere Art, Songs zu schreiben."

Mit Delving führt er letztlich beide Welten zusammen: Die heftigen Ausbrüche und massiven Gitarrenwände, die auch bei Elder immer wieder aufblitzen, sowie eine stets spürbare Lust an neuen Klängen, die er nicht zuletzt an diversen Synthies zu befriedigen scheint. So entführt DiSalvo in weite Soundwelten, die er ungemein detailreich ausgestaltet. Am heutigen Donnerstag gilt es, diese im Innsbrucker PMK zu erkunden.

(Von Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - https://delving-music.bandcamp.com/)

ribbon Zusammenfassung
  • Wie sich ganz ohne Worte riesige Landschaften erschaffen lassen? Dafür ist Nick DiSalvo der richtige Ansprechpartner: Der in Berlin lebende US-Musiker und Kreativkopf der Rockband Elder hat vor einigen Jahren sein Soloprojekt Delving als großzügige Spielwiese erschaffen, auf der er sich so richtig austoben kann. Epische Instrumentalmusik, irgendwo zwischen Psychedelic, Progressive und Alternative. Am Mittwoch stellte er das mit seinen Kollegen live in der Wiener Arena vor.