Interstellares Konzert: Strauss hebt ab ins All
Als Franz Viehböck, als bisher einziger Österreicher im All, 1991 in die sowjetische Raumstation Mir einschwebte, wurde dort zu seinen Ehren der Donauwalzer gespielt, über zwanzig Jahre nachdem das Musikstück dank Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker "2001" als Sinnbild für die Eleganz von Schwerelosigkeit legendär geworden war: In einer prominenten Szene geht die Sonne über der Erde auf. Geigentremolos glitzern. Hörner kündigen einen neuen Tag an. Ein Raumschiff und eine Raumstation tanzen im Dreivierteltakt durchs Weltall zu den fröhlichen Klängen von Johann Strauss.
Aber als die US-Raumfahrtbehörde NASA im Jahr 1977 die Raumsonden Voyager 1 und 2 mit den größten Errungenschaften der Menschheit (nicht nur Musik, aber darunter auch Mozart und Chuck Berry) als Grußbotschaft an Außerirdische bestückte, den so genannten "Golden Records", wurde die Walzerpartie "An der schönen blauen Donau" zurück auf der Erde gelassen. "Es besteht seit vielen Jahren ein Übereinkommen, dass der Donauwalzer die inoffizielle Hymne des Weltalls ist", so Kettner, der diesen "kosmischen Fehler", wie er es nennt, nun richtigstellen möchte.
Am 31. Mai findet deshalb um 20.30 Uhr ein interstellares Konzert der Wiener Symphoniker im Museum für angewandte Kunst (MAK) statt. Unter der Leitung von Chefdirigent Petr Popelka wird das Orchester ausgewählte Werke mit galaktischem Bezug, darunter auch Wolfgang A. Mozarts "Jupiter" und Josef Strauss' "Sphärenklänge", spielen.
Wiener Symphoniker in neuen Sphären
"Bisher waren wir immer nur in erdnahen Regionen unterwegs", zeigt sich Jan Nast beeindruckt von dem Projekt. "Jetzt freuen wir uns, dass dieser Raum erweitert wird und in Gebieten zu hören sein wird, wo es wen auch immer gibt", so der Intendant der Wiener Symphoniker, die erstmals für E.T. und Co spielen werden.
Höhepunkt des Konzerts soll um 21.30 Uhr der Donauwalzer von Johann Strauss sein, der in Echtzeit an die Deep Space Antenna DSA 2 der European Space Agency in Cerebros, Spanien, übertragen wird. Von dort aus reist der Walzer als elektromagnetische Welle mit Lichtgeschwindigkeit ins Universum, in Richtung Voyager 1. 23 Stunden später soll das Signal die NASA-Raumsonde überholen, die seit 1977 im Weltall unterwegs ist, und soll dort theoretisch "für immer existieren", so Mehran Sarkarati zur APA. Ob Außerirdische den Walzer irgendwann vernehmen werden können? "Wer weiß!", lacht der Head of Ground Station Engineering Division der ESA, die heuer ihr 50. Bestehen feiert.
Live-Übertragung auch in New York und Spanien
Das rund einstündige Konzert samt "Waltz into Space"-Mission wird darüber hinaus live über https://space.vienna.info/de-DE in der Wiener Strandbar Herrmann, im Bryant Park unweit des New Yorker Times Square sowie direkt vor der ESA Deep Space Antenna DSA 2 in Cebreros gestreamt.
Aber es reicht dem WienTourismus nicht, einfach das Signal ins Weltall zu schicken. "Wir wollen, dass die Menschen in der Welt, persönliche Nachrichten mitschicken können. Der Donauwalzer besteht aus 13.743 Noten. Für diese Noten können 13.743 Menschen weltweit eine Patenschaft übernehmen", so Kettner. Die Patenschaft ist kostenlos, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig hätte bereits eine übernommen.
Und selbst, wenn Außerirdische sich erst im Dreivierteltakt drehen, wenn weder die Erde, noch die Menschen länger bestehen, und sie also gar nicht mehr mit der Menschheit in Kontakt treten können, soll das Signal zumindest Zeugnis ablegen, dass die Menschen einst Walzer tanzten.
(S E R V I C E - www.wien.info/de/space-anthem)
Zusammenfassung
- Am 31. Mai spielen die Wiener Symphoniker ein Konzert, das live ins All übertragen wird, um den Donauwalzer von Johann Strauss einem außerirdischen Publikum zu präsentieren.
- Der Donauwalzer, bestehend aus 13.743 Noten, wird in Echtzeit an die Deep Space Antenna DSA 2 in Spanien gesendet und soll theoretisch 'für immer existieren'.
- Das Konzert wird weltweit live gestreamt, unter anderem in New York und Spanien, und Menschen können für jede Note des Walzers eine Patenschaft übernehmen.