Reisen im Fokus der Europäischen Literaturtage in Krems
Im Klangraum Krems Minoritenkirche sprach Wali, u.a. Bruno-Kreisky-Preisträger - "für die Deutschen Iraker, für die Iraker Deutscher" - mit der Publizistin Cathrin Kahlweit über die sogenannte Balkanroute, "eine der wesentlichen Kultur- und Handelsstraßen der Welt", auf der schon vor 900 Jahren die Kreuzzüge in die entgegengesetzte Richtung geströmt waren. Wali sieht sich selbst als Kosmopolit, enge nationalistische Grenzziehungen führt er mit dem ironischen Hinweis ad absurdum, dass etwa Kemal Atatürk, Begründer der Republik Türkei, im griechischen Thessaloniki geboren wurde.
Um eine andere, wenngleich mindestens so geschichtsträchtige Verkehrsverbindung ging es im zweiten Teil des Abends, als der aus Oxford zugeschaltete Historiker Peter Frankopan im Gespräch mit Rosie Goldsmith ausführlich über die "neuen Seidenstraßen" referierte. Die Lebensader zwischen dem Fernen Osten und Europa verlor ihre Bedeutung mit der westlichen Welthegemonie, wird aber ihre Relevanz wieder gewinnen angesichts einer neuen, von Asien dominierten Weltordnung, meint Frankopan.
Die Thesen des Eröffnungsabends kommen auch in weiterer Folge zur Sprache. Eine Soiree am Freitagabend verbindet Literatur und Kunst im Forum Frohner, wo Felicitas Hoppe und Erik Fosnes Hansen aus ihren Werken lesen. Auch am Samstag geht es ums Reisen, u.a. "Quer durch die Welt, empathisch, analog, digital" mit Elisa Shua Dusapin, Lana Bastasic und Robert Prosser, sowie bei einer Soiree mit Christoph Ransmayr, Dörte Lyssewski, Katja Gasser und dem Ensemble Brot & Sterne. Mit der Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Navid Kermani enden die Europäischen Literaturtage am Sonntagvormittag.
(S E R V I C E - Europäische Literaturtage in Krems, bis 21. November, Information: www.literaturhauseuropa.eu)
(Redaktionelle Hinweise: BILDAVISO: Bilder zum Download unter celum.noeku.at/pinaccess/showpin.do?pinCode=2021_ELIT_Autoren)
Zusammenfassung
- "Reisen ist die Quelle der Weisheit und die Heimat des Staunens": Der irakisch-deutsche Schriftsteller Najem Wali hielt am Donnerstagabend den Eröffnungsvortrag bei den Europäischen Literaturtagen in Krems.
- Mit der Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an Navid Kermani enden die Europäischen Literaturtage am Sonntagvormittag.