APA/APA/VERENA LEISS/VERENA LEISS

Raubkunst-Schau als Flagship-Event von SKG 2024

Ein Vierteljahr vor ihrem Beginn hat die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 am Freitag in Linz einen Überblick über ihr Programm gegeben. Man biete 190 Veranstaltungen an, die zu 85 Prozent aus der Region heraus entstanden seien, so die Künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger. Hinzu kommen noch rund 100 weitere assoziierte Projekte. Das "Flagship-Event" der Kulturhauptstadt ist die Ausstellungstrilogie "Reise der Bilder" des Linzer Kunstmuseum Lentos.

23 Salzkammergut-Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark sind an der Kulturhauptstadt beteiligt, Bannerstadt ist Bad Ischl. Das Programm teilt sich in vier Linien: die Erinnerungskultur (Macht und Tradition), die Frage, wie sich Kultur heute darstellt (Kultur im Fluss), den Tourismus (Sharing Salzkammergut) und Überlegungen, wie man am Land heute leben kann (Globallokal). Zersiedelung und Leerstände, Wirtesterben und Klimawandel sind einige der thematischen Schwerpunkte, die sich durch das Angebot ziehen.

Die große Eröffnung obliegt Hubert von Goisern, der bereits bei Linz09 mit an Bord war und der diesmal ein Chorprojekt auf die Beine stellen wird. Die Operette "Eine Frau, die weiß was sie will" von Oscar Straus wird eines der ersten Highlights sein. Attwenger werden am Dachstein auftreten und mit den "Goiserer Musiktagen für zeitgenössische Musik" schafft man ein neues Format. Geplant sind auch ein Theaterfestival, wo sich zahlreiche Häuser aus ganz Europa präsentieren werden, und ein eigener Literaturpreis. Das "New Salz Festival" widmet sich elektronischer und alternativer Musik, das "Holy Hydra Next Generation You!" der regionalen Clubkultur. Die "Fete de la Musique" soll im Sommer Live-Musik in den öffentlichen Raum bringen. Unter dem Titel "Bruckners Salz" wird das Bruckner Orchester Linz zumindest zweimal auftreten.

Das "Flagship-Event" ist aber die "Reise der Bilder" des Linzer Kunstmuseum Lentos, das sich mit dem Thema des Kunstraubs durch die Nazis befasst. Die Hauptausstellung wird in Linz zu sehen sein. Hinzu kommen noch Zweigstellen in Bad Aussee, wo im Kammerhofmuseum das Leben des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt beleuchtet wird, und in Laufen /Bad Ischl, wo sich die Ausstellung "Das Leben der Dinge. Geraubt - verschleppt - gerettet" ebenfalls mit dem Thema auseinandersetzt. Hintergrund: Zum einen wurde von den Nazis im Rahmen des "Sonderauftrag Linz" geraubte Kunst gebunkert, zum anderen haben auch österreichische Museen wie die Albertina oder das Kunsthistorische Museum im Franz Josef Erbstollen in Lauffen bei Bad Ischl ihre Schätze in Sicherheit gebracht.

"Vor dem Hintergrund der heutigen Debatten über koloniales Erbe in Museen und auch über Zerstörung von Kunst" habe man diese Trilogie entwickelt, sagte Lentos-Direktorin Hemma Schmutz. Die Ausstellung wird von ihrer Stellvertreterin Elisabeth Nowak-Thaller kuratiert. "Ich habe versucht 70 Werke, die in Altaussee oder Laufen eingelagert waren, zu einen. Wir werden die Provenienzgeschichten dieser Bilder ausführlich beleuchten", kündigte Nowak-Thaller an. Man werde versuchen, "die wirklich abenteuerliche Reise dieser Bilder durch ganz Europa" - ihr Weg zum Einlagern im Salzkammergut und die Rückverteilung nach dem Krieg über den Collecting Point in München - zu erzählen. "Zum ersten Mal wird im Lentos alte Kunst gezeigt", denn es handle sich um Werke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, so die Kuratorin. Zu sehen sind zahlreiche Leihgaben von Tizian über Francisco de Goya bis Edvard Munch. Es werde auch ein Modell des Genter Altars zu sehen sei, um den sich eine berühmte Geschichte - einen Flügel sollen die Bergleute im Stollen als Tischplatte verwendet haben, was aber dementiert wird - rankt.

Auch das Sudhaus in Bad Ischl wird eine große Ausstellung ("Sudhaus. Kunst mit Wasser und Salz") präsentieren. VALIE EXPORT, Elfie Semotan oder Ceija Stojka sind ebenfalls mit Ausstellungen vertreten. Die Web-App "7.000 Jahre Salz - das virtuelle Museum Salzkammergut" soll Museen in der Region ermöglichen, ihre Schätze sichtbarer zu machen. Hamish Fulton setzt sich in einem "Walking Art"-Projekt entlang des Salzwegs mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur auseinander.

Der Tourismus hat am Freitag ebenfalls seine Pläne für das "Superkulturjahr 2024" - Kulturhauptstadtjahr plus Brucknerjahr - präsentiert. "Alle alle! Kultur" heißt das Video zur kulturtouristischen Kampagne. Der Turbo-Folk-Sänger Fazlija, ein bosnisch-romanischer Künstler ("Helikopter"), der in Linz lebt, wurde als erster oberösterreichischer Kulturbotschafter präsentiert. Für Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gibt es nur sowohl Bruckner als auch das Salzkammergut. Schweeger will Wege aufzeigen, wie man die Attraktionen nicht nur auf den Sommer und den Winter legt, "der Herbst ist auch schön". OÖ-Tourismus-Geschäftsführer Andreas Winkelhofer wies noch auf die App "myKulTour" hin, mit der man sich maßgeschneiderte Kultur-Touren planen könne.

(S E R V I C E - www.salzkammergut-2024.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Vierteljahr vor ihrem Beginn hat die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 am Freitag in Linz einen Überblick über ihr Programm gegeben.
  • Unter dem Titel "Bruckners Salz" wird das Bruckner Orchester Linz zumindest zweimal auftreten.
  • Die Web-App "7.000 Jahre Salz - das virtuelle Museum Salzkammergut" soll Museen in der Region ermöglichen, ihre Schätze sichtbarer zu machen.