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Rammstein: Gutachten soll Till Lindemann entlasten

Die Anwälte von Rammstein-Sänger Till Lindemann sehen ihren Mandanten nach einer rechtsmedizinischen Untersuchung von Shelby Lynns Fotos entlastet. Es könne zwar "allein anhand der Verletzungsbefunde eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung nicht ausgeschlossen werden. Umgekehrt fanden sich aber auch keine Hinweise auf eine sexualisierte Gewalt", zitieren sie aus dem Befund.

Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft im litauischen Vilnius nach Berichten über Vorwürfe des sexuellen Übergriffs gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann keine Ermittlungen einleiten wird, da "keine objektiven Tatsachenbeweise" ermittelt werden konnten. Nun gaben Lindemanns Anwälte bekannt, ein eigenes rechtsmedizinisches Gutachten beauftragt zu haben, das zum selben Ergebnis kommt.

Untersuchung anhand von Fotos

Konkret geht es um Aussagen der Nordirin Shelby Lynn, die in sozialen Medien den Vorwurf erhoben hat, dass sie im Umfeld des Auftakts zur Europatournee am 22. Mai in Vilnius betäubt und verletzt worden sein könnte. Man habe in diesem Zusammenhang das Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln mit einer Analyse der von Lynn veröffentlichten Bilder und Videos beauftragt, heißt es nun von den Lindemann-Anwälten in einer Aussendung.

Weder Hinweise für noch gegen sexualiserte Gewalt gefunden

"Insgesamt sprechen Morphologie und Lokalisation der dokumentierten Verletzungen eher für ein akzidentielles Geschehen, ohne das eine Fremdeinwirkung von vornherein allein anhand der Befunde völlig ausgeschlossen werden kann. Typisch für eine Fremdeinwirkung sind die Befunde aus rechtsmedizinischer Sicht indes nicht", wird dabei aus dem Gutachten zitiert: "Zwar kann auch hier allein anhand der Verletzungsbefunde eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung nicht ausgeschlossen werden. Umgekehrt fanden sich aber auch keine Hinweise auf eine sexualisierte Gewalt." Lynn erklärte allerdings nie, dass sie von Lindemann vergewaltigt worden ist - ganz im Gegenteil.

Klagen

Die Anwälte von Lindemann erklärten bereits in einer ersten Presseaussendung vor wenigen Wochen, dass "umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen" eingeleitet werden würden. Das bestätigen sie auch in der aktuellen Aussendung. Demnach wurde beispielsweise gegen den "Spiegel" eine einstweiligen Verfügung beim Landgericht Hamburg beantragt. "Gerügt wird die Verletzung der Intimsphäre unseres Mandanten, die Veröffentlichung und Verbreitung unwahrer Tatsachenbehauptungen sowie eine unzulässige Verdachtsberichterstattung."

Aber auch YouTuberin Kayla Shyx wurde demnach abgemahnt. "Als Reaktion hierauf gab sie gegenüber unserem Mandanten zu zwei Punkten eine strafbewehrte Unterlassungserklärung ab. Soweit die geforderte Unterlassungserklärung nicht abgegeben wurde, beantragen wir für unseren Mandanten den Erlass einer einstweiligen Verfügung."

Interne Untersuchung

Kurz nachdem die Vorwürfe aufkamen, gab die Band bekannt, innerhalb weniger Tage eine interne Untersuchung durchzuführen und das Ergebnis offenzulegen. Dies ist bisher nicht geschehen. Eine Nachfrage von PULS 24 dazu blieb bisher unbeantwortet.

Um was geht es?

Die Band Rammstein bzw. Sänger Till Lindemann ist seit Wochen mit teils schweren Vorwürfen konfrontiert. Laut Aussendung von Lindemanns Anwälten "wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.O.-Tropfen bzw. Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr".

Bereits zuvor dementierte die Band zweimal die Vorwürfe - auch wurde bekannt, dass der "Casting-Direktorin" Alena M. der Zutritt zu Rammstein-Konzerten untersagt worden sein soll. M. soll gezielt junge Frauen für Backstage-Partys ausgesucht und rekrutiert haben.

Ende Juli in Wien

Anders als von den Lindemann-Anwälten gab es vom Veranstalter der beiden für Wien geplanten Rammstein-Konzerte, Arcadia Live, auch auf mehrfache Nachfrage noch kein Statement zur Causa. Die beiden Österreichkonzerte der Band im Wiener Ernst-Happel-Stadion sind für den 26. und 27. Juli angesetzt. Die bisherigen Shows der laufenden Tour fanden jedenfalls statt - selbst wenn in München und Bern kleinere Demonstrationen stattfanden.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Anwälte von Rammstein-Sänger Till Lindemann sehen ihren Mandanten nach einer rechtsmedizinischen Untersuchung von Shelby Lynns Fotos entlastet.
  • Es könne zwar "allein anhand der Verletzungsbefunde eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung nicht ausgeschlossen werden. Umgekehrt fanden sich aber auch keine Hinweise auf eine sexualisierte Gewalt", zitieren sie aus dem Befund.