"Rake 2"-Regisseur über Wien: "Unglaublich, was wir durften"
APA: Tyler Rake ist zurück. War für Sie von Anfang an klar, dass die Geschichte des Söldners noch nicht auserzählt ist?
Sam Hargrave: Nein, gar nicht. Im Originalscript des ersten Films hat es Tyler Rake nicht geschafft. Er war tot wie Brot. Aber nach ersten Vorführungen und der Reaktion des Publikums auf die Figur haben wir ein vageres Ende gewählt. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, die Geschichte fortzuführen.
APA: Am Grundkonzept wurde wenig geändert. Never change a winning team?
Hargrave: (lacht) Wenn es nicht kaputt ist, reparier es nicht. Wir hatten das Gefühl, dass vieles im ersten Film nicht beantwortet wurde - speziell rund um Tylers Vergangenheit. Wir wollten mehr davon zeigen, was seinem Sohn und seiner Ex-Frau passiert ist. Wir haben auch versucht, die Beziehung zu seinem Team - seiner Wahlfamilie - zu vertiefen.
APA: War es für sie wichtig, den zweiten Teil in Sachen Action und Stunts noch aufwendiger zu gestalten?
Hargrave: Zu hundert Prozent. Die Zuseherinnen und Zuseher haben die Action im ersten Teil sehr genossen. Die Erwartungen waren hoch und damit auch der Druck, noch etwas draufzupacken. Im ersten Film gab es eine ca. elfminütige Long-Take-Sequenz. Im zweiten haben wir mit 21 Minuten und 7 Sekunden eine fast doppelt so lange. Das ist eine lange Zeit. Das macht man nicht so nebenbei. Wir sind großes Risiko gegangen und schauen jetzt, wie das Publikum darauf reagiert.
APA: Sie selbst sind auch Stuntman und Stuntkoordinator. Hat es Sie in den Fingern gejuckt, ins Geschehen einzusteigen?
Hargrave: Manchmal, ja. Aber ich habe meinen Nervenkitzel auch hinter der Kamera bekommen. Ich habe bei mehreren der verrückteren Stunts gefilmt - etwa als ein Hubschrauber auf einem fahrenden Zug gelandet ist. Viele Kameramänner hätten das vermutlich schöner festgehalten, aber mir war unwohl dabei, andere Personen so einer Gefahr auszusetzen. Also habe mir gedacht, ich bin die richtige Person für den Job.
APA: "Tyler Rake 2" spielt zu großen Teilen in Wien. Was hat Sie dorthin gelockt?
Hargrave: Wir wollten den Look für den zweiten Film ändern. Im ersten in Indien und Bangladesch angesiedelten Streifen war es heiß, voller Schweiß und Dreck. Wir wollten ein europäischeres Gefühl und eine Sequenz mit einer Flucht aus einem hohen Turm, um mit der Höhe zu arbeiten. Wir wollten mit dieser Angst vieler Menschen spielen. Und als wir den DC Tower in Wien gefunden haben, wussten wir, wir wollen da rein.
APA: Hat sich der Drehstandort bewehrt? Eignet sich Wien für so große Produktionen?
Hargrave: Wien war toll. Wir sind mit offenen Armen empfangen worden. Es war unglaublich, was wir alles tun durften und wie viel Unterstützung wir dabei bekamen. Wir haben viel in die Luft gejagt und viele Waffen abgefeuert. Ich würde sofort wiederkommen.
APA: Hätten Sie Lust, weitere Tyler Rake-Filme zu drehen?
Hargrave: Wir warten mal ab, wie das Publikum auf den zweiten Tyler-Rake-Film reagiert. Wenn die Reaktion positiv ausfällt, könnte ich mir definitiv eine Erweiterung des Universums vorstellen.
APA: Was macht für Sie den Reiz der Filmreihe aus?
Hargrave: Abseits davon, dass Chris Hemsworth einfach ein charmanter Mann ist, reizt mich, dass die Figur Tyler Rake Schuld und Scham für seine Vergangenheit verspürt. Er sucht nach Erlösung und Wiedergutmachung. Viele Menschen können sich damit identifizieren oder zumindest hineinfühlen. Wir alle tun Dinge, auf die wir im Nachhinein nicht stolz sind. Die Idee, es wieder gut zu machen oder es zukünftig besser zu machen, hat mich an Tyler Rake fasziniert.
(Das Gespräch führte Lukas Wodicka/APA)
Zusammenfassung
- Mit einem Actiongewitter lässt US-Regisseur Sam Hargrave Hollywoodstar Chris Hemsworth für "Tyler Rake: Extraction 2" ab 16. Juni auf Netflix zurückkehren.
- Im APA-Interview spricht Hargrave über den Dreh auf der Donauplatte, warum er der richtige Mann hinter der Kamera für waghalsige Stunts war und er Tyler Rake nach dem ersten Teil nicht für tot erklärte.