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"Queer": Ein Ex-Bond als brillanter, schwuler Junkie

Daniel Craig sucht sich in den Jahren nach seiner Spionagekarriere mutige und willkommene Rollen aus, behält aber seine Vorliebe für Cocktails. Im neuen Erotikdrama von Italiens Starregisseur Luca Guadagnino spielt der Brite einen schwulen Schriftsteller und Junkie, der vor Verlangen nur so dahinsiecht. Man kann den Sexschweiß, den billigen Tequila und den abgestandenen Tabak von "Queer" förmlich riechen, wie er aus der Leinwand weht.

Auch wenn die Welt, die Regisseur Luca Guadagnino hier heraufbeschwört, nicht ganz so verführerisch ist wie der norditalienische Sommer von "Call Me by Your Name", so ist sie doch nicht weniger erotisch, und auch dreckiger als die Dreier-Tenniswelt von "Challengers". Er entführt die Zuseher in die Spelunken und Motels von Mexiko-Stadt in den 1950er Jahren. Sehnsucht und Sex stehen in der feuchten Luft.

Craig spielt William Lee, das Alter Ego des amerikanischen Beatnik-Autors William S. Burroughs ("Naked Lunch"), der in den 50ern die gleichnamige Literaturvorlage zum Film schrieb. Lee ist ein schneidiger Schriftsteller und betrunkener Flaneur im verträumten Burroughs-Stil, der seine Zeit damit verbringt, in Bars zu zechen und Männer zu finden, mit denen er schlafen kann. Er ist immer auf der Suche nach dem nächsten warmen Körper, nach dem nächsten High, wenn er Heroin in seine Venen spritzt. Der britische Schauspieler spielt natürlich mit seinem maskulinen Bond-Image, lässt sich voll und ganz auf diesen notgeilen, verlorenen Kerl im zerknitterten Leinenanzug ein.

Eines betrunkenen Abends sieht Lee einen schlanken, schönen, glattrasierten Adonis (bestens gespielt von Drew Starkey), und schon ist es um ihm geschehen. Der lüsterne Abenteurer hat sich verliebt, aber der jüngere Mann spielt den Unerreichbaren und ist vielleicht gar nicht schwul. "Ich möchte mit dir reden ... ohne zu sprechen", schwärmt Lee. Irgendwann landen die beiden dann doch im Bett. Der Sex ist sinnlich und stürmisch (Guadagninos Spezialität), aber Lees Leidenschaft wird nicht so erwidert, wie er sich das wünscht. Er verlangt nach mehr, bekommt nicht genug. Eine Art wahnsinniges Herzfeuer, das auf eine Weise brennt, die völlig irrational ist.

Der Rest von "Queer" spielt sich wie eine herzzerreißende Katz-und-Maus-Jagd ab, in der Lee immer derjenige ist, der mehr will und seinen Schwarm sogar dazu überredet, ihm in den südamerikanischen Dschungel zu folgen. Er glaubt, dass er mit Ayahuasca herausfinden kann, ob sein Begleiter wirklich schwul ist. Natürlich geht es Guadagnino, dem Meister der schwebenden Sehnsucht, und seinem Co-Drehbuchautor Justin Kuritzkes ("Challengers"), um mehr als nur das. Es geht um das schrecklich menschliche Bedürfnis nach Liebe, die ähnlich wie eine Droge süchtig macht.

Kameramann war - wie immer bei Guadagnino - der grandiose Sayombhu Mukdeeprom, der den Film so surreal gedreht hat, wie es sich für eine Adaption von Burroughs Werk gehört. Die entscheidende Szene im Dschungel ist eine Art modernes Tanzstück: zwei Männer, die von Feuer erleuchtet werden, verschmelzen und auseinanderdriften.

Der Soundteppich von Trent Reznor und Atticus Ross und Songs von Nirvana verstärken die surrealen Qualitäten des Dramas. Und wenn Lee am Ende seiner Reise angekommen ist, muss man unweigerlich an Timothée Chalamets Liebeskranken denken, der am Ende von "Call Me by Your Name" verloren ins Kaminfeuer starrt. Das Herz ist gebrochen. Die Kamera verweilt auf Craigs ruppiger Gesichtslandschaft. Diese Qualen! Aber das Herz will, was es will.

ribbon Zusammenfassung
  • Daniel Craig spielt in Luca Guadagninos Erotikdrama 'Queer' einen schwulen Schriftsteller und Junkie, der in den 1950er Jahren in Mexiko-Stadt lebt.
  • Der Film basiert auf dem gleichnamigen Werk von William S. Burroughs und zeigt die obsessive Liebe von Craigs Charakter zu einem jüngeren Mann.
  • Die visuelle Umsetzung des Films wird durch die Arbeit des Kameramanns Sayombhu Mukdeeprom und die Musik von Trent Reznor und Atticus Ross verstärkt.