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Poxrucker Sisters mit neuem "Horizont"

Die Poxrucker Sisters sind schwer einzuordnen: Das Schwesterntrio, bestehend aus Stefanie, Christina und Magdalena Poxrucker, legte 2014 ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor und hat seitdem seinen volksmusikalisch angehauchten Dialektpop deutlich erweitert. Das unterstreicht auch Album Nummer 4, das am Freitag erscheinende "Horizont". "Es ist schon unser Anspruch, dass wir immer wieder neue Sachen ausprobieren", bekräftigte Magdalena im APA-Interview.

Dementsprechend vielfältig sind die zwölf neuen Stücke ausgefallen: Mitsingtaugliche Refrains ("Pock die zom") finden sich da ebenso wie nachdenkliche Einstiege ("Du bist so sche") oder Stücke mit klaren Botschaften ("Deafs a bissl mehr sei"). "Wir schauen gerne, im Studio wie beim Songwriting, was es noch nicht gibt und was man so vielleicht noch nicht kennt von uns", so Magdalena, die jüngste der drei Schwestern. "Diesmal gibt es etwa Nummern, die einen Countryvibe haben oder auch Weltmusikeinflüsse."

Aber nicht nur musikalisch, auch thematisch wolle man sich öffnen. "Uns war schon immer wichtig, was in unseren Texten steckt", unterstrich Stefanie. Ein Song wie "Mach auf" nehme etwa Bezug auf "das soziale Gefüge, in dem wir leben und wie wir miteinander umgehen". Magdalena ergänzte: "Wir tragen solche Sachen jetzt noch stärker nach außen. Eine kritische Nummer darf auch eine Single sein! Wir wollen das in die Radios bringen, weil wir etwas zu sagen haben. Das sollen die anderen auch hören."

Ein weiteres Beispiel dafür ist "Deafs a bissl mehr sei", in dem die drei Schwestern auf die Ungleichheit zwischen Mann und Frau eingehen - sowohl was die Musikszene als auch das tägliche Leben betrifft. "Es geht nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen", sagte Stefanie, "sondern darum, dass das allen zusteht - egal ob Frau oder Mann." Die Sisters jedenfalls wollen keine "Quotenfrauen" sein. "Wir müssen vielmehr lernen, uns stärker zu verbinden", erklärte Stefanie.

Gerade die Coronakrise zeige auf, wie schwierig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft ist. "Eineinhalb Jahre Pause, so wie jetzt gerade, bedeuten für eine Frau in unserem Alter etwas anderes als für einen Mann", sagte Stefanie. "Timing ist alles, gerade in der Musikbranche." Abgesehen davon müsse die Präsenz von Musikerinnen weiter angehoben werden, nickten die drei Schwestern unisono. "Man wird unbewusst geprägt, etwa von Festivalplakaten oder Bandfotos. Wenn eine Frau nicht dort ist, gehört sie offenbar auch nicht hin, könnte man dann denken", sagte Christina.

Natürlich sei in den vergangenen Jahrzehnten in punkto Gleichberechtigung vieles erreicht worden. "Aber nicht zuletzt Corona hat gezeigt, dass noch nicht alles erreicht ist. Wer hat die Krise getragen? Das waren sehr viele Frauen, von der Kinderbetreuung bis zur Pflege", kommentierte Magdalena. "Es ist eben noch nicht genug! Das Bewusstsein dafür muss noch stärker werden. Wir sind nicht auf 50/50, da haben wir noch einen Weg bis dahin."

All diese Aspekte haben auf "Horizont" Platz, das über einen längeren Zeitraum als sonst entstanden ist. "Wir haben uns bewusst Zeit genommen, weil wir mit diesem Album noch eins drauflegen wollten", so Stefanie. "Der Titel war durch den gleichnamigen Song bald da. Im weiteren Verlauf sind wir dann draufgekommen, dass das wirklich dieses Album trifft: Es geht uns darum, nach vorne zu gehen, nach vorne zu schauen und den Horizont zu erweitern. Auch in unseren Gesprächen war das immer wieder Thema. Wir wollen uns in der Musik treu bleiben, aber das Kreative muss man herauslassen können."

Wobei es durchaus Mut benötige, um nicht nach Schema F zu schreiben oder gewisse Erwartungen zu erfüllen. "Ja, zu einem gewissen Teil braucht es da Mut", meinte Christina. "Weil man sehr schnell in das System unserer Konsumgesellschaft hineingepresst wird." Der Umgang damit sei über die Jahre für die drei auch schwieriger geworden. "Das Berufsbild hat sich geändert. Vor sieben Jahren waren wir einfach Musikerinnen, jetzt sind wir Influencerinnen, müssen Social Media bedienen, sind Videoproduzentinnen."

In dieser Hinsicht wollen die Schwestern nicht zuletzt Vorbilder sein, etwa was die Darstellung in den digitalen Kanälen betrifft. "Man muss auf seine Psychohygiene aufpassen", erklärte Christina. "Es darf nicht Oberhand gewinnen, so dass man glaubt, alles festhalten zu müssen. Um die Frage, wie man sich gibt oder man von anderen gesehen wird, geht es auch in 'Sche sa': Man sollte sich wohlfühlen, so wie man ist!" Und Stefanie ergänzte: "Die große Krux ist, dass es wie eine digitale heile Welt wirkt. In Pandemiezeiten glaubt man dann, das ist das Einzige! Man darf aber nicht zu sehr hineinkippen."

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Konzerte der Poxrucker Sisters sind ab Mitte August geplant, weitere Infos unter www.poxruckersisters.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Das unterstreicht auch Album Nummer 4, das am Freitag erscheinende "Horizont".
  • "Wir müssen vielmehr lernen, uns stärker zu verbinden", erklärte Stefanie.