APA/APA/Thea. am Werk/Peter Griesser

"Pflegestufe 4": Ausflug ins Theater-Altersheim Petersplatz

Ein Ort der Nähe, der Einsamkeit, der Struktur, der Fadesse, der Lebensfreude, der Verbitterung, des Humors und des Todes: Ein Altersheim kann vieles sein und ist für niemanden wirklich gleich. Daran lässt Leni Plöchls nachdenklich-witziges Theaterstück "Pflegestufe 4" keinen Zweifel. Die kurzweilige Uraufführung im Wiener Theater am Werk Petersplatz wurde am Donnerstagabend vom Publikum bejubelt.

Plöchl steht alleine auf der Bühne - und dann auch wieder nicht. Um sie herum sitzen über ein Dutzend lebensgroße Pflegepuppen, denen im Verlauf der ca. 70 Minuten immer wieder Leben eingehaucht wird. Für die Produktion wurden zahlreiche Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner interviewt und deren Gesichter nun auf atmosphärisch-gelungene Weise auf die blanken Puppenköpfe projiziert.

Sie geben eifrig über ihr Leben im Altersheim Auskunft. Der Bogen wird dabei von der Ankunft im Heim über den Alltag bis hin zu Gedanken zum Tod gespannt. Selbst über Pflegeroboter wird sinniert. Das ist mal witzig, mal bedrückend, aber regt vor allem zum Nachdenken über das Leben im fortgeschrittenen Alter und den Umgang der Gesellschaft mit Pflegebedürftigen an.

Plöchl lockert die Interviewsequenzen auf, indem sie in die Rolle einer Pflegerin schlüpft und dabei nicht nur über den fordernden Arbeitsalltag spricht, sondern ihn auch Puppen schleppend und von einem Heimbewohner zum nächsten hetzend darstellt. Dafür kommt der freischaffenden Künstlerin ihr Studium der Clownerie gerade recht.

"Pflegestufe 4" lässt dank seines Themas und der gelungenen Aufbereitung als Doku-Theater wohl niemanden restlos kalt. Sei es, um bereits Inputs für den eigenen potenziellen Pflegeheimaufenthalt zu sammeln, über den Umgang mit Angehörigen hohen Alters nachzudenken oder sich über das Pflegesystem am Rande der Belastungsgrenze zu sorgen: Plöchl hat für jeden etwas im Gepäck.

(Von Lukas Wodicka/APA)

(S E R V I C E - "Pflegestufe 4" von Leni Plöchl, Uraufführung im Theater am Werk Petersplatz, Mit: Leni Plöchl (und Pflegeheimbewohnerinnen), Dramaturgie: Michaela Adelberger, Schnitt: Jegor (Georgii) Glazkov, Musik: KMET, Outside Eye: Ed. Hauswirth, Produktion: Leni Plöchl in Koproduktion mit dem Theater am Werk. Weitere Aufführungen am 24., 25., 28., 29. und 31. Jänner, https://www.theater-am-werk.at/de/)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Theaterstück 'Pflegestufe 4' von Leni Plöchl feierte am Donnerstagabend im Wiener Theater am Werk Petersplatz seine Uraufführung und wurde vom Publikum bejubelt.
  • In dem 70-minütigen Stück stehen lebensgroße Pflegepuppen im Mittelpunkt, die mit den projizierten Gesichtern von interviewten Pflegeheimbewohnern versehen sind, um deren Leben im Altersheim zu thematisieren.
  • Weitere Aufführungen des nachdenklich-witzigen Stücks sind für den 24., 25., 28., 29. und 31. Januar geplant.