Nelsons und das Gewandhausorchester begeisterten in Salzburg
Mehr Gewandhausorchester ging quasi nicht. Das ist ja schließlich auch die Idee hinter Bachlers neuer Einladungspolitik. Mit "Der Zorn Gottes" von Sofia Gubaidulina, die gerade Artist in Residence des Orchesters ist, und Bruckners 7. Symphonie, die Bruckner dank der Uraufführung durch die Leipziger im Jahre 1884 den Durchbruch einbrachte, erklärte sich das Programm von selbst. Dank Gubaidulinas Werk wurde dann auch die Brücke zu Salzburg geschlagen, denn es handelt sich dabei um eine Auftragskomposition der Osterfestspiele.
Nachdem der Uraufführungstermin lange verschoben werden musste und aufgrund der Pandemie in Wien schließlich ohne Publikum Premiere gefeiert wurde, brach "Der Zorn Gottes" nun endlich über Salzburg herein und das mit Vollgas. Die Kraft, die Nelsons am Vorabend beim "Tannhäuser" gespart hatte, investierte er mit geradezu apokalyptischer Gewalt in das knapp zwanzigminütige Werk. Nach seiner Auffassung musste Gott wirklich sehr zornig sein.
Bei Bruckner fand Nelsons nach der Pause wieder zurück zur Lust am Spiel mit den Tempi. Bis auf kleine Übergänge wurde hier Präzision ganz groß geschrieben, die das Gewandhausorchester mit voller Lust mittrug und die Symphonie in ihrer vollen Farbpracht strahlen ließ. Auch für Nachdenklichkeit ließ der Dirigent - nicht nur im Adagio - genügend Platz. Zum Finale vielleicht sogar etwas zu viel, denn das Publikum musste sich hörbar zurück in die Realität klatschen, bevor es seine Begeisterung nach einigen Minuten in vollem Jubel Preis geben konnte.
(S E R V I C E - Das Konzert wird am 8. April wiederholt. www.osterfestspiele.at)
Zusammenfassung
- "Ich lade gern mir Gäste ein": Frei nach Strauss bittet Festivalintendant Nikolaus Bachler ab sofort jedes Jahr ein neues Orchester und dessen Kernrepertoire zu den Osterfestspielen nach Salzburg.
- Der lettische Dirigent Andris Nelsons und das Gewandhausorchester Leipzig machten heuer den Auftakt - und sorgten am Sonntag unter Jubel für ein Heimspiel in Salzburg.
- Bei Bruckner fand Nelsons nach der Pause wieder zurück zur Lust am Spiel mit den Tempi.