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Musikduo Cari Cari setzt für "Kookoo Island" auf Eskapismus

Ist die ganze Welt verrückt geworden oder sind es wir? Mit dieser Frage spielt das heimische Duo Cari Cari auf seinem neuen Album "Welcome To Kookoo Island". Alexander Köck und Stephanie Widmer entführen in ihren ganz eigenen musikalischen Kosmos, der sich nicht nur kunterbunt und eingängig, sondern auch ziemlich optimistisch präsentiert. "Vielleicht brauchen wir dieses glückliche Gefühl einfach", so Widmer. Das Ergebnis ist jedenfalls eine wahre Wohltat in dunklen Zeiten.

Ein international gefeiertes Debüt, ausverkaufte Konzerte quer über den Kontinent verstreut, dann noch eine Vinyl-Einspielung mit großem Orchester: Für Cari Cari lief es ziemlich rund in den vergangenen Jahren. Nicht nur deshalb könne man "relativ zufrieden" sein, wie Widmer schmunzelnd anmerkte. Den Anspruch, eine "eigene Welt" zu bauen, habe man ganz gut erfüllt. "Wir haben uns auf jeden Fall Mühe gegeben", nickte Köck im APA-Gespräch. Vom Sound über das Artwork bis zu Bühnenbild und Merchandise sei alles verbunden und läuft bei den beiden Kreativköpfen zusammen. "Es ist alles so aufgegangen, wie erhofft. Es ist wirklich diese Welt geworden, die wir uns vorgestellt haben."

Und im Falle des zweiten Albums, das ab Montag auf einer ausgedehnten Tournee auch live präsentiert wird, bevölkern diese Welt groovige Klänge, einprägsame Melodien, aber auch komplexere Momente und viel Originalität. Neue Zutaten wurden gefunden, und doch klingen die neuen Stücke eindeutig nach Cari Cari. "Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es wie ein Korsett ist", so Köck. "Unsere Stimmen, was wir können, wie unser Geschmack ist: Das ist einfach ein Filter. Egal, was wir oben reingeben, unten kommt Cari Cari raus."

Insofern lasse man sich auch in nichts hineinpressen, was nicht dem eigenen Gefühl entspreche, wie es mancher Produzent schon versucht habe. "Wir fangen ja eigentlich immer wieder von Null an, dieses Ding aufzubauen", erklärte Schlagzeugerin und Sängerin Widmer. "Das ist auch ein Suchen." Gefunden hat man bei den neuen Songs eben eine Insel: "Nach fünf oder sechs Liedern zeigte sich dieser rote Faden: U-Boote, das Abtauchen, in eine andere Welt flüchten", sagte Köck. "Uns ging es zu der Zeit damals so gut wie lange nicht. Unser Studio ist am Neusiedlersee. Wir haben Musik gemacht, sind im See geschwommen, haben gekocht. Es war eine extrem schöne Zeit, aber gleichzeitig haben wir natürlich mitbekommen, dass außerhalb dieser kleinen Blase lauter schlimme Dinge passieren."

So sei die Idee zu "Kookoo Island" entstanden. "Wird die ganze Welt verrückt, und wir sind die Insel der Seligen? Oder sind wir die Verrückten?", fragte Köck lachend. "Wir wissen es nicht. Aber es war eine sehr schöne Analogie für uns, die wir durchziehen konnten." Und zwar auch für das Musikbusiness, in dem sich von 50 Gesprächen oft "nur eines um Musik und die anderen 49 um Algorithmen oder TikTok drehen", wie es der Sänger und Gitarrist zusammenfasste. "So funktionieren wir aber nicht, so funktioniert auch unsere Musik nicht. Am Ende des Tages sind wir auf Kookoo Island einfach glücklicher."

Das ist durchaus verständlich: Sei es die pulsierende Energie des Openers "Jelly Jelly", der tanzbare Gestus von "No Proper Life" oder die nach Sommer, Sonne und Abenteuerlust klingende Melodie von "Around The Bend" - Cari Cari verstehen es, in dieser guten halben Stunde eine enorme Bandbreite zu bedienen, ohne das Gemeinsame aus den Augen zu verlieren. Die Songs nisten sich unweigerlich in den Gehörgängen ein, sind mal zupackend und rockig, um im nächsten Moment ins Psychedelische abzudriften und Überraschungen zu liefern. "Wir gehen zwar mit einer Vision rein in die Lieder, aber es ist ganz wichtig, offen zu sein dafür, wenn es irgendwo abbiegt", meinte Köck. "Sonst würde man sich den eigenen Ideen versperren."

Cari Cari wollen sich also eine "kindliche Naivität" bewahren. "Was ist um die nächste Biegung, vielleicht ein Krokodil?", grinste Köck und spielte auf zwei Songs der Platte an. "Letztlich ist es ein ständiger Kampf: Einerseits willst du besser werden, alles besser verstehen. Aber du willst nicht in die Falle tappen und berechnend werden. Die Neugier beim Musikmachen ist ganz wichtig. Rational macht das alles ja keinen Sinn, was wir machen", lachte der Musiker.

Apropos Kindheit: Als die Oma von Alexander Köck das in einem U-Boot spielende Video zu "Jelly Jelly" gesehen hat, habe sie zu ihrem Enkel gesagt: "Du machst immer noch das Gleiche wie mit zehn oder zwölf Jahren." Schließlich hätten beide damals schon gerne eigene Videos gedreht. "Da sieht man vielleicht auch: Der Weg ist das Ziel", meinte Köck augenzwinkernd. "Selbst wenn das abgedroschen klingt. Die Kunst ist einfach, hungrig zu bleiben und sich nicht zu sehr auf ein Ding zu versteifen. Es ist ein Marathon und kein Sprint, es sind also lauter kleine Schritte." Und das ist wahrscheinlich auch die beste Art, um einen so schönen Ort wie "Kookoo Island" zu erkunden.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Cari Cari auf Tour, Österreichtermine: 19.9. Arena Wien, 30.9. Conrad Sohm Dornbirn, 1.10. Kultur Quartier Kufstein, 5.10. Posthof Linz, 6.10. Orpheum Graz, 11.10. Rockhouse Salzburg, www.caricariragazzi.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Mit dieser Frage spielt das heimische Duo Cari Cari auf seinem neuen Album "Welcome To Kookoo Island".
  • "Wir haben uns auf jeden Fall Mühe gegeben", nickte Köck im APA-Gespräch.
  • Neue Zutaten wurden gefunden, und doch klingen die neuen Stücke eindeutig nach Cari Cari.
  • Es ist ein Marathon und kein Sprint, es sind also lauter kleine Schritte."
  • Und das ist wahrscheinlich auch die beste Art, um einen so schönen Ort wie "Kookoo Island" zu erkunden.