APA/Wolfgang Huber-Lang

mumok-Ausstellung erinnert an die Direktion von Dieter Ronte

26. März 2025 · Lesedauer 5 min

Das Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien setzt seine Rückschau-Serie auf die eigene Geschichte fort. Nach Ausstellungen über den Gründungsdirektor Werner Hofmann (1962-1969) und seinen Nachfolger Alfred Schmeller (1969-1979) widmet man sich ab Freitag der Direktion von Dieter Ronte (1979-1989). Es sei "mehr als eine Ausstellung" geworden, sagte die heutige Direktorin Karola Kraus bei der Presseführung am Mittwoch. Das gilt nicht nur für das umfangreiche Begleitprogramm.

Auch die Präsentation von 42 ausgewählten Werken, die in den Jahren 1978 bis 1989 in die Sammlung des Museums aufgenommen wurden, ist von Robert Rüf als Studienraum gestaltet worden. Holzbänke, -tische und -vitrinen laden zum Betrachten, Diskutieren und Studieren ein, zum Durchblättern von Ausstellungskatalogen von einst und zum Staunen über Zeitungsausschnitte, die kulturpolitische Debatten rund um die Gründung der Österreichischen Ludwig Stiftung nachzeichnen. "Es war eine spannende Zeit", meinte Dieter Ronte schmunzelnd. "Und es ist eine wunderbare Erfahrung, wenn man das nach 40 Jahren noch einmal erleben kann."

Nachdem sich Hofmann (2013 gestorben) und Schmeller (1990 verstorben) bei den vorangegangenen Ausstellungen "nicht mehr einbringen" konnten, freue sie sich umso mehr, dass Ronte mit Kuratorin Marie-Therese Hochwartner intensiv an der Konzeption gearbeitet habe, versicherte Kraus. Ihm sei wichtig, dass die damalige Zeit nicht nostalgisch-historisch, "sondern vom Heute aus betrachtet" werde, versicherte der 82-Jährige, der vom Museum Ludwig in Köln nach Wien berufen worden war und danach das Sprengel Museum Hannover und das Kunstmuseum Bonn leitete. Der Ausstellungstitel "Nie endgültig! Das Museum im Wandel" zitiert eine 1979 gehaltene Eröffnungsrede der damaligen Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg, wonach öffentliche Sammlungen sich stets erneuern müssten.

Überhaupt ist die Auseinandersetzung mit der kulturpolitischen Aufbruchsstimmung jener Jahre mindestens genauso interessant wie die Begegnung mit jenen Werken, die seither zu den Preziosen des mumok gehören und große Gemälde von Maria Lassnig und Martha Jungwirth ebenso umfassen wie Skulpturen von Eva Aeppli und Niki de Saint Phalle oder Installationen von Joseph Beuys und Christian Boltanski. Die ersten zwei Jahre sei er sehr angefeindet geworden, erinnerte sich Ronte. Schon nach zwei Monaten sei er aufgrund einer Zeichnung von Cornelius Kolig mit einer von Martin Humer und der "Liga gegen entartete Kunst" eingebrachten Anzeige wegen Verunglimpfung der katholischen Kirche konfrontiert gewesen. Eine der Folgen sei die 1982 erfolgte Aufnahme der Freiheit der Kunst in die Bundesverfassung gewesen, die auch den vor Strafverfolgung nach Berlin geflüchteten Aktionisten (deren kunsthistorische Bedeutung das mumok mit ersten Ankäufen unterstrich) die Rückkehr nach Österreich ermöglicht habe, sagte Ronte.

Kreisky als Kulturpolitiker

1981 wandte sich eine Riege österreichischer bildender Künstler von Arnulf Rainer über Friedensreich Hundertwasser bis zu Karl Prantl und Josef Mikl in der Debatte um die Gründung der Ludwig Stiftung mit einem (als Kopie in der Ausstellung gezeigten) Brief an den "lieben verehrten Bundeskanzler" Bruno Kreisky. Im Kern ging es darum, dass viele die Millionen lieber für eine Stiftung österreichischer Kunst als für ein Ankaufsbudget im Zusammenhang mit einer deutschen Privatsammlung angelegt gesehen hätten. Die Politik entschied sich für Öffnung und Internationalisierung - wie schon beim Ankauf der Sammlung Hahn. In Köln, wo man fix damit gerechnet hatte, sei man sehr enttäuscht darüber gewesen, schilderte Ronte.

Aufschlussreich sind auch Hörstationen, bei denen man etwa einem "Mittagsjournal"-Beitrag über ein halbstündiges kulturpolitisches Referat Bruno Kreiskys lauschen kann, das der Bundeskanzler im Februar 1983 im Palais Liechtenstein gehalten hatte, das vom mumok neben dem 20er Haus vor allem zur Präsentation der Sammlung der Ludwig Stiftung bespielt wurde. Kreisky gratulierte darin dem steirischen herbst und den Wiener Festwochen für ihr dezidiertes Eintreten zugunsten der Avantgarde und zeigte sich selbstkritisch, was das "starke Missverhältnis" der Förderungen von produzierender und reproduzierender Kunst angehe. Nicht nur aus diesem Grund sollte der neue Kulturminister Andreas Babler (SPÖ), der bei der letzten "Pressestunde" den Besuch des Technischen Museums erwog, auch einen Besuch im mumok einplanen. Seine Vorgänger Hilde Hawlicek und Rudolf Scholten werden jedenfalls kommen - zu Museumsgesprächen am 7. Mai (Hawlicek) und 25. Juni (Scholten), die Teil des auch "partizipative Arbeit" und "performative Erkundungen" einschließenden Begleitprogramms sind.

"Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen ..."

"Ich hab in Wien wahnsinnig viel gelernt", sagte Ronte, in dessen Amtszeit auch herausragende Themenausstellungen wie "Monte Verità" (1979), "Der Hang zum Gesamtkunstwerk" (1983), "Einfach gute Malerei" (1983) oder "Der Traum vom Raum" (1984) gestaltet wurden. "Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen ..." Ein paar ließ er sich bei der Presseführung entlocken. Sie haben auch mit der Zeit zu tun, als die Museen noch nicht einmal teilrechtsfähig waren und daher täglich mit der österreichischen Ministerialbürokratie konfrontiert wurden. "Wir waren damals direkt an das Ministerium angebunden und eine ganz kleine Einheit."

Ob er damals lieber mit heute tauschen würde, wo Museen nicht nur mehr Budget und Personal, sondern auch mehr eigenständigen Gestaltungsspielraum besäßen? Nein, antwortete Ronte im Gespräch mit der APA. Die Veränderungen hätten zwar mehr Verantwortung, aber nicht mehr Freiheit mit sich gebracht. Und die Zukunft sieht er angesichts von Politikern, die immer weniger Interesse an der Kunst hätten, überhaupt düster: "Wir werden viel mehr zu kämpfen haben!"

(S E R V I C E - "Nie endgültig! Das Museum im Wandel", Ausstellung im mumok, Museumsquartier Wien, Eröffnung: Donnerstag, 19 Uhr, 8. März 2025 bis 12. April 2026, Di-So 10-18 Uhr, www.mumok.at)

Zusammenfassung
  • Das mumok in Wien widmet eine Ausstellung der Direktion von Dieter Ronte von 1979 bis 1989.
  • 42 Werke, die während seiner Amtszeit erworben wurden, sind Teil der Ausstellung.
  • Ein wichtiger Aspekt ist die Aufnahme der Freiheit der Kunst in die Bundesverfassung im Jahr 1982.
  • Die Ausstellung thematisiert auch die Debatte um die Gründung der Österreichischen Ludwig Stiftung.
  • Die Ausstellung läuft vom 8. März 2025 bis 12. April 2026 im mumok in Wien.