Lentos und Musiktheater feiern in Linz 2023 Jubiläum
Ein Theater im wahrsten Sinne des Wortes gab es um die neue "Oper". Knapp ein Vierteljahrhundert dauerte die Standortsuche, die von politischen Streitereien samt Volksbefragung geprägt war. Auch die Realisierung des 180-Millionen-Euro-Projekts sorgte noch für Dissonanzen. Das Siegerprojekt des Engländers Terry Pawson gefiel Stadt und Land dann doch nicht. Pawsons geplante dunkle Gebäudehülle mit rostigem Stahl oder Kupfer wich einer Fassade aus hellem Sichtbeton und Naturstein. Am 11. April 2013 erfolgte dann endlich die feierliche Eröffnung des Musiktheaters am Volksgarten. Intendant Rainer Mennicken sprach von einer "großen Aufgeschlossenheit und Anteilnahme" für die neue Spielstätte.
Mit dem Auszug der Musik aus dem Landestheater an der Promenade - dort breitet sich seitdem ganz das Schauspiel aus - ins Haus am Volksgarten wurde auch eine neue Sparte etabliert: Das Musical. Hermann Schneider, der seit der Spielzeit 2016/17 das Linzer Fünf-Sparten-Haus (Schauspiel, Tanz, Oper, Musical, Jugend) leitet, hatte mit der Übernahme erklärt, diese Genre weiter zu pflegen: "Ich schäme mich nicht dafür, ein breites Publikum zu unterhalten." Auszeichnungen mit dem Deutschen Musical-Theater-Preis für die Produktionen "In 80 Tagen um die Welt" 2017, "Der Hase mit den Bernsteinaugen" 2019 und "The Wave" 2021 stehen für den Erfolg der vergangenen Jahre der Compagnie.
So wie das Landestheater an der Promenade aus den Nähten platze, wurden auch die Ausstellungsräume der Neuen Galerie der Stadt Linz im Lentia 2000 in Urfahr zusehends beengter. Dessen Chef Peter Baum initiierte daher den Bau eines Museums für zeitgenössische Kunst. Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder, ein gebürtiger Linzer, nannte es damals "das schönste Museum Österreichs". Das gläserne Schiff ankerte nach 29 Monaten Bauzeit am 18. Mai 2003 am Donauufer bei der Nibelungenbrücke. Der Bund steuerte zu den 33 Millionen Euro Errichtungskosten keinen Cent bei, was den seinerzeitigen Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ), dessen ÖVP-Stellvertreter Reinhard Dyk und Baum gleichermaßen erboste. Weil sie die "Wien-Lastigkeit der Bundesmuseen unerträglich" fanden, wurde zur Eröffnung auch kein Regierungsmitglied geladen.
Die langjährige Direktorin Stella Rollig machte das Lentos zu einem bedeutenden Museen moderner und zeitgenössischer Kunst in Österreich, bevor sie 2017 als Generaldirektorin ans Belvedere nach Wien wechselte. Seitdem führt Hemma Schmutz das Haus an der Donau. Corona machte ihr die ersten Jahre nicht gerade leicht, nun werfen steigende Energiepreise einen leichten Schatten auf das Jubiläumsjahr. Das Gleiche gilt auch für die "kleine Schwester", das Stadtmuseum Nordico, das 2023 sein 50-jähriges Bestehen feiert.
Seine ersten 20 Jahre lässt das Lentos am 25. Mai 2023 mit einem Fest hochleben. Inhaltlich stehen im Jubiläumsjahr der Zwischenkriegskünstler Jean Egger, das Kollektiv Haus-Rucker-Co und eine Schau über Geschwister in der Kunst am Programm. In einer Ausstellung über Cornelia Gurlitt - die bereits 1919 verstorbene Schwester von "Hitlers Kunsthändler" Hildebrand Gurlitt und Cousine von Wolfgang Gurlitt, auf den der Bestand des Lentos ursprünglich zurückgeht - befasst man sich mit der eigenen Geschichte. Im Nordico wird anlässlich des Jubiläums die Sammlungspräsentation runderneuert.
Auch im Landestheater wird es ein Jubiläumsprogramm geben, das aber noch nicht verraten wird. Fix sind rund um den Geburtstag die Premiere von Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" (8. April) unter der musikalischen Leitung von Markus Poschner und das Jubiläumskonzert "BÄM!" des Musicalensembles, zu sehen und zu hören ab 13. Mai 2023, beides im Großen Saal.
Zusammenfassung
- Das Jahr 2023 ist das Jubiläumsjahr großer Kulturinstitutionen in Linz: Das Lentos Kunstmuseum wird 20 und das Musiktheater am Volksgarten feiert sein zehnjähriges Bestehen.
- Friktionsfrei sind die Errichtungen der neuen Häuser in der oberösterreichischen Landeshauptstadt nicht unbedingt gelaufen.
- Inzwischen gelten sie nicht nur architektonisch als Aushängeschilder der Stadt.
- Ein Theater im wahrsten Sinne des Wortes gab es um die neue "Oper".