Lars Eidinger wundert sich über moralische Überheblichkeit
Der Berliner Theaterstar Eidinger nannte ein Beispiel seiner Bühnenpraxis: "Für Richard III. wurde mir schon 'Crippling up' vorgeworfen. Das ist so ähnlich wie Blackfacing. Ich spiele einen Behinderten, feiere damit Erfolge; und das darf ich nicht. Weil - ich bin ja gar nicht behindert. Wo ist da die Grenze? Wenn ich jemanden spiele, der traurig ist, und es selbst gar nicht bin - erhebe ich mich dann nicht über alle, die wirklich traurig sind?"
Angst vor dem Shitstorm findet Eidinger "fatal, auch künstlerisch". Eidinger erlebte Gegenwind, als er eine teure Aldi-Tasche aus Leder entwarf und damit im Obdachlosen-Look posierte. "Was die Tasche angeht, war es ein Missverständnis. Ich frage mich, was die Leute mir unterstellen: dass ich mich bereichern wollte? Oder über Obdachlose lustig machen? Ich finde Hochglanzwerbung, die Armut ausklammert, wesentlich zynischer. Genauso wie Produkte zu tragen und auszublenden, wer sie zusammennäht."
Zusammenfassung
- Der Schauspieler Lars Eidinger zeigt sich irritiert vom Debattenklima.
- "Überall ploppen im Moment wahnsinnig komplexe Debatten auf, aber nur in den seltensten Fällen gibt es den Raum, sich dazu in aller Komplexität zu äußern", sagte der 44-Jährige.
- Ich spiele einen Behinderten, feiere damit Erfolge; und das darf ich nicht.
- Eidinger erlebte Gegenwind, als er eine teure Aldi-Tasche aus Leder entwarf und damit im Obdachlosen-Look posierte.