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Kurzer, kräftiger Shakespeare-"Sturm" am Traunsee

Ein Sturm im Seglerparadies bedeutet normalerweise nichts Gutes. Die Salzkammergut Festwochen haben aber am Samstag mit einer eingedampften Fassung von William Shakespeares gleichnamigem Drama im Stadttheater Gmunden das Gegenteil bewiesen. Nestroy-Preisträger Moritz Franz Beichl brachte das reinigende Wetter rund um Prospero und die Geister seiner Vergangenheit in einer Balance aus fokussiert und lustig auf die Bühne und stützte sich dabei auf ein souveränes Darstellertrio.

Im Theaterbereich haben die Festwochen zuletzt aufgerüstet, indem sie die ehemalige Burgtheater-Chefin Karin Bergmann als Spartenleiterin gewinnen konnten. "Sturm" ist nach Arthur Schnitzlers "Reigen" im Vorjahr die zweite eigene Theaterproduktion der Festwochen. Sie kommt in Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt auf die Bühne, wo Beichls "Sturm" nach drei Aufführungen in Gmunden - inklusive der Premiere am Samstag - ab Herbst zu sehen sein wird.

Prospero, der von seinem Bruder vertriebene und auf dem Meer ausgesetzte Herzog von Mailand, lebt mit seiner Tochter Miranda und allerlei Naturgeistern im Exil auf einer Insel. Mit Magie beschwört er einen Sturm herauf, der seinen einstigen Widersacher samt dem König von Neapel und dessen Entourage ebenfalls auf diesem Eiland stranden lässt. Es werden Ränke geschmiedet, Attentate geplant und Menschen auf die Probe gestellt. Am Ende stiftet Prospero eine Hochzeit und ist versöhnt mit der Welt. Joachim Lux hat 2007 für das Wiener Akademietheater die verschlungene Handlung von Shakespeares romantischer Zauberkomödie rund um Verrat und Rache, Liebe und Aussöhnung, Macht und Freiheit, komplett entschlackt und auf drei Schauspieler reduziert. An diese Version hält man sich in Gmunden.

Prospero (Sona MacDonald) erwartet wie eine rote Freiheitsstatue die Schiffbrüchigen auf der Insel, flankiert von Sebastian Wendelin als blond gelockten, blau gewandeten Luftgeist Ariel, den Prospero einst aus einer Fichte, in die ihn die böse Hexe Sycorax verbannt hatte, befreit hat und der ihm deshalb dankbar zu Diensten sein muss. Josephine Bloéb gibt den grünlich-bösartigen Hexenspross Caliban, die dunkle Seite der einsamen Insel. In Lux' Fassung dirigiert Prospero das Geschehen und nötigt die beiden anderen, die Rollen der Gestrandeten zu übernehmen, beschwört mit seiner Magie und den Zauberwesen die Vergangenheit herauf und arbeitet sie Punkt für Punkt ab. Das ist mehr Arbeit als gedacht und sehr oft hört der brave Ariel, die Karotte der Freiheit stets vor der Nase: "Ein letztes Werk musst du jetzt noch für mich vollbringen, dann bist du frei und widmest dich den freien Dingen!", bis es endlich soweit ist.

Vor allem Sebastian Wendelin hüpft von Figur zu Figur, stolpert als diskutierendes Matrosenduo Trinculo und Stefano - einer mehr besoffen, der andere weniger - über die Bühne/Insel, um kurz danach wieder als Prinz Ferdinand mit dem von Prospero in die Figur der Miranda genötigten Caliban auf das Unschuldigste zu turteln.

Moritz Franz Beichl lässt Platz für Humor und gibt den Schauspielern Raum sich auszuprobieren ohne selbst den Faden zu verlieren - sich zu verzetteln wäre bei der literarischen Vorlage eine reale Gefahr gewesen. Er beschert dem Publikum gemeinsam mit Robin Metzer, der für Bühne, Kostüme und die Videos zuständig ist, eine ästhetische, unterhaltsame und dennoch Shakespeare-treue und nichts unterschlagende Kurzausgabe der vielschichtigen Handlung. Ausstattung und Licht sind ebenso an die reduzierte Fassung angepasst wir die getrommelten Klänge der Insel, die "voll von Geräuschen, Tönen, Liedern" ist, von Fabian Kuss.

Eindreiviertel Stunden tost der Sturm in Gmunden, dann ist die Vergangenheit bereinigt, Ariel ist frei, dem intriganten Bruder Antonio ist vergeben, die bösen Erinnerungen und offenen Rechnungen sind begraben wie Prosperos Zauberbücher. Offen bleibt dennoch die Frage: "Wenn wir nur endlich wüssten, wer wir sind."

(S E R V I C E - "Sturm" von William Shakespeare, Fassung und Übersetzung: Joachim Lux. Regie: Moritz Franz Beichl. Bühne, Kostüm & Video: Robin Metzer. Musik: Fabian Kuss. Dramaturgie: Hans Mrak. Mit: Josephine Bloéb, Sona MacDonald und Sebastian Wendelin. Koproduktion der Salzkammergut Festwochen mit dem Stadttheater Klagenfurt. Weitere Vorstellungen im Stadttheater Gmunden am 16. und 17. Juli, ab 12. Oktober im Stadttheater Klagenfurt. www.festwochen-gmunden.at, www.stadttheater-klagenfurt.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Salzkammergut Festwochen haben aber am Samstag mit einer eingedampften Fassung von William Shakespeares gleichnamigem Drama im Stadttheater Gmunden das Gegenteil bewiesen.
  • Nestroy-Preisträger Moritz Franz Beichl brachte das reinigende Wetter rund um Prospero und die Geister seiner Vergangenheit in einer Balance aus fokussiert und lustig auf die Bühne und stützte sich dabei auf ein souveränes Darstellertrio.
  • Bühne, Kostüm & Video: Robin Metzer.