Kunsttransporter spüren langsame Zunahme der Aufträge
"Der erste Lockdown im März hat den totalen Stillstand erzeugt", erinnert sie sich an die Schocksituation vor fast einem Jahr, als ihr Unternehmen "von heute auf morgen keine Arbeit mehr hatte", wie sie im APA-Gespräch erzählt. An die 50 Personen hat "Kunsttrans" im Normalfall beschäftigt, vom LKW-Fahrer über Packer bis zu Büromitarbeitern. Damals habe das Instrument der Kurzarbeit sie vor zahlreichen Entlassungen bewahrt.
Dank der Öffnungsschritte im Frühsommer, als auch Museen versucht haben, ihre international verstreuten Leihgaben wieder zurückzubekommen, habe man wieder mehr zu tun gehabt. Allerdings habe die Branche damals unter den enormen Preissteigerungen im Flugverkehr sowie Quarantänebeschränkungen bei Grenzübertritten gelitten. Etwa zur selben Zeit seien jedoch zahlreiche Privatsammler an sie herangetreten, "die plötzlich Zeit hatten und versucht haben, ihr Geld auch in Kunst anzulegen". Da "Kunsttrans" auch Depots betreibt, haben die Aufträge über den Sommer wieder Fahrt aufgenommen.
Der nunmehrige Lockdown habe - nach einem annähernd normalen Herbst - deutlich weniger Auswirkungen als der erste Lockdown, da zahlreiche Museen mit dem Auf- und Abbau von Ausstellungen beschäftigt seien oder ihre Sammlungen neu sortieren würden. "Da sind wir natürlich gefragt", so Vikas. "Ich habe das Gefühl, dass die Vorplanung für neue Ausstellungen ab April, Mai wieder beginnt." Zu Beginn des Jahres habe es noch ein "spürbares Loch" gegeben. Jetzt für den neuen Umsatzersatz für Zulieferer anzusuchen, sei aufgrund der steigenden Aufträge kein Thema mehr. "Den hätten wir vor einem Jahr gebraucht", sagt Vikas. "Aber unser Betrieb wurde ja nicht geschlossen. Theoretisch hätten wir in der Zeit auch Blumen transportieren können, aber das ist mit unserer Spezialausrüstung ja sinnlos." Alles in allem sei "Kunsttrans" vor allem dank der Kurzarbeit über die Runden gekommen.
Dass sich im Kunsttransport nach der Krise nachhaltig etwas ändert, glaubt Vikas nicht. Das Bedürfnis nach Blockbusterausstellungen mit internationalen Leihgaben sei spürbar. Wenn überhaupt werde die neu eingesetzte Lust an der Präsentation der eigenen Sammlung der Häuser parallel dazu laufen. Auch Kunstmessen und Auktionen würden bald wieder stattfinden. "Das ist nichts für online, das merken alle." Allerdings könne es sein, dass man künftig nicht mehr für einzelne Besprechungen nach Madrid oder London fliegt, auch sieht sie die Tendenz, dass die - teuren - Kurierreisen bei weniger sensiblen Werken wegfallen könnten.
Sie selbst habe die gewonnene Zeit genutzt, ein lang gehegtes Projekt endlich umzusetzen: Eine eigene Firma, die weniger betuchte Privatkunden versorgt. "Die Idee hatte ich seit vielen Jahren, aber nie Zeit gehabt, das zu verwirklichen. Dafür ist die Krise vielleicht gut: dass man entschleunigt wird und wieder Luft hat, um kreativ neue Ideen zu realisieren."
(S E R V I C E - https://www.kunsttrans.com/de)
Zusammenfassung
- Für Birgit Vikas kommt der von der Bundesregierung angekündigte Umsatzersatz für Zulieferer zu spät.
- Die Geschäftsführerin des auf Kunst spezialisierten Logistikunternehmens "Kunsttrans" hat ein hartes Jahr hinter sich, nachdem Museen und Galerien mehrfach schließen und Kunstmessen verschoben werden mussten.
- Dass sich im Kunsttransport nach der Krise nachhaltig etwas ändert, glaubt Vikas nicht.