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Kunstaktion: Nackte im Beichtstuhl gegen Kirchenmissbrauch

Ein Beichtstuhl, ein Priester und sechs nackte junge Männer, auf Kirchenbänken knieend. Bei seiner Liveinstallation lässt der deutsche Künstler Dennis Josef Meseg wenig Spielraum für Deutungen - es geht um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Doch die Aktion "Absolvo te!" ("Ich spreche dich frei"), die aktuell bei der Kunstmesse Discovery Art Fair in Köln zu sehen ist, hat noch eine Wendung: In späteren Szenen sind die Rollen am Beichtstuhl vertauscht.

"Ich verweise die Täter auf den Platz, der ihnen zusteht. Und zwar vor ihren Opfern knieend", sagt Meseg. "Sie hüllen sich in teure Gewänder, predigen Gottes Wort und erteilen Absolution. Dabei sind sie es, die Vergebung benötigen. Denn sie sind Wölfe im Schafspelz", wird Meseg in der Beschreibung der Aktion deutlich. Der 44-Jährige betont aber: "Ich greife mit der Kritik nicht die katholische Kirche oder den Glauben an sich an, sondern Umgang und Kommunikation mit Tätern und Opfern."

Bei der Discovery Art Fair werden Werke von aufstrebenden Künstlern ausgestellt und vor Ort verkauft. Inmitten der Gemälde, Fotografien und Skulpturen stellen die acht Männer insgesamt 15 Szenen nach - meistens nackt. Acht Stunden dauert ihr Arbeitstag. Immerhin: Es gibt Heizstrahler.

Für Meseg ist das Thema ein persönliches. Er sei in frühen Jahren selbst Missbrauchsopfer geworden, allerdings nicht in Zusammenhang mit der katholischen Kirche. Das Thema sei gerade sehr präsent bei ihm. "Es taucht leider irgendwie immer wieder in meinen Arbeiten auf, obwohl man es von vornherein eigentlich gar nicht vorhat", sagt er.

Von den Besuchern erhofft er sich Aufmerksamkeit für das Thema. "Vom Tränchen, das kullert, bis zu aggressiven Ausbrüchen wäre mir jede Emotion recht. Hauptsache, es bewegt was in den Menschen", sagt er.

(S E R V I C E - www.dennis-josef-meseg.de)

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Beichtstuhl, ein Priester und sechs nackte junge Männer, auf Kirchenbänken knieend.
  • Der 44-Jährige betont aber: "Ich greife mit der Kritik nicht die katholische Kirche oder den Glauben an sich an, sondern Umgang und Kommunikation mit Tätern und Opfern."
  • Inmitten der Gemälde, Fotografien und Skulpturen stellen die acht Männer insgesamt 15 Szenen nach - meistens nackt.
  • Für Meseg ist das Thema ein persönliches.