Künstlerische Intervention in Innsbruck vom Tisch
Mattle will den Festsaal und das sogenannte Gauleiterzimmer, die noch mit dem Interieur dieser Zeit ausgestattet sind, nach der derzeit laufenden Sanierung öffentlich zugänglich machen, sagte er der "Tiroler Tageszeitung" (Donnerstags-Ausgabe). In den Räumen sollen alle Projekte des gescheiterten Wettbewerbs ausgestellt werden, "mit entsprechender visueller und textlicher Begleitung. Die Israelitische Kultusgemeinde hat diese Idee sehr positiv aufgenommen", sagte der Landeshauptmann, der auch für die Kulturagenden zuständig ist. Anschließend soll es einen "virtuellen Rundgang durch die Geschichte des Landhauses geben, der online immer präsent sein wird. Eine Installation außen an der Fassade ist derzeit aber nicht geplant", erteilte Mattle den ursprünglichen Plänen eine Absage.
Anfang Juli war vom Land bekannt gegeben worden, dass der "Balkensturz" der Künstlerin Ramesch Daha und des Architekturkollektivs AKT - das sind 21 symbolisch auf den Platz geworfene Deckenbalken aus dem sogenannten "Hofer-Zimmer", das nach dem Tiroler "Gauleiter" Franz Hofer benannt ist - umgesetzt werden soll. Der Wettbewerb sei als "offener Kunstwettbewerb mit vorgeschalteter Bewerbungsphase" durchgeführt worden, hatte es geheißen. Nicht genannt wurde damals, dass eigentlich die Textinstallation von Franz Wassermann "Wir haften für unsere Geschichte" im Juryvotum als Sieger hervorgegangen war. Wassermann gab dies daraufhin bekannt, und es entbrannte eine kulturpolitische Debatte um mangelnde Transparenz und den Umgang mit fachlicher Expertise. Palfrader argumentierte damals, dass das ausgewählte Projekt den Vorgaben der Ausschreibung entspreche und sich innerhalb des gekennzeichneten Planungsareals befinde.
Dass Mattle die künstlerische Gestaltung der Fassade des Landhauses nun abbläst, konnte der grüne Klubobmann Gebi Mair indes nicht nachvollziehen und erinnerte an einen dementsprechenden Beschluss des Tiroler Landtages vom Oktober 2021. Er erwarte sich, "dass es ein für die Öffentlichkeit am Landhaus sichtbares Zeichen dessen gibt, wie mit der NS-Geschichte gebrochen wird. Das hat der Tiroler Landtag demokratisch beschlossen und Tirol hat hier auch noch einiges in der Öffentlichkeit aufzuholen".
Laut NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer habe Palfrader damals die "Ausführung blockiert". Wenn Mattle nun behaupte, "der Wettbewerb sei gescheitert, ist das schon ein starkes Stück. Einzig die Landesregierung ist an der Freiheit der Kunst gescheitert", übte Oberhofer Kritik. Es sei "bedenklich", wie Mattle "die Angelegenheit in diesem historisch sensiblen Kontext abwürgen will". Oberhofer will in der kommenden Landtagssitzung einen Antrag einbringen, der die Installation des Projekts von Wassermann zum Ziel habe.
Eine kulturpolitische Baustelle findet Mattle im geplanten Umbau des Landesmuseums Ferdinandeum vor. Wie sein Sprecher auf APA-Anfrage mitteilte, soll der "finanzielle und rechtliche Startschuss" für das Projekt heuer fallen. Eigentlich hätte der Umbau im Jahr 2023 fertiggestellt sein sollen - allerdings sind weit und breit noch keine Baukräne zu sehen. Die ehemalige, schwarz-grüne Landesregierung fasste keinen Finanzierungsbeschluss für den Bau, der ursprünglich mit Kosten von rund 39 Mio. Euro veranschlagt worden war. Mit welchen Kosten die Verantwortlichen mittlerweile rechnen, ist nicht bekannt. Nachdem u.a. Differenzen zwischen Museumsdirektor Peter Assmann und der Politik in dieser Sache zutage getreten waren, zog sich Assmann zurück. Interimsleiter Karl Berger will den Museumsumbau weiter konkretisieren.
Für Liste Fritz-Klubobchef Markus Sint ist dagegen jetzt nicht die richtige Zeit für einen Umbau, grundsätzlich sei er aber dafür. "Die Auftragsbücher sind überall voll, die Handwerksbetriebe ausgelastet, jetzt ist jedes Bauprojekt sündteuer. Da sind weitere Kostensteigerungen zu erwarten", meinte er in einer Aussendung und warnte vor Kosten von über 50 Mio. Euro. Die öffentliche Hand müsse bei Großbauvorhaben "antizyklisch" agieren: "Wenn es der Bauwirtschaft nicht gut geht, kann das Land helfen und Großbauvorhaben in Angriff nehmen. Wenn die Auftragsbücher aber voll sind, muss das nicht sein", hielt Sint fest.
Zusammenfassung
- Die geplante künstlerische Intervention am Innsbrucker Landhausplatz zur Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus ist nun endgültig vom Tisch.
- LH Anton Mattle (ÖVP) will nun eine Ausstellung im Gebäude.
- Laut NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer habe Palfrader damals die "Ausführung blockiert".
- Eine kulturpolitische Baustelle findet Mattle im geplanten Umbau des Landesmuseums Ferdinandeum vor.