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Kritik nach israelkritischen Äußerungen auf Berlinale

Israelkritische Äußerungen von Filmschaffenden bei der Preisverleihung der Berlinale hat für heftige Diskussionen gesorgt. Das Festival ging auf Distanz, Deutschlands Kulturstaatsministerin Claudia Roth kündigte eine Untersuchung an. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz verurteilte die israelkritische Wortmeldungen. Scholz teile es, "dass eine derart einseitige Positionierung so nicht stehen gelassen werden kann", sagte eine Regierungssprecherin.

Auffällig war nach Ansicht von Kritikern, dass viele Beteiligte einseitig Vorwürfe gegen Israel erhoben, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen oder eine Rückführung der israelischen Geiseln zu fordern. "Antisemitische und israelfeindliche Äußerungen" seien mit tosendem Applaus bedacht worden, schrieb Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, im Portal X (früher Twitter). "Unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit wird antisemitische und antiisraelische Rhetorik zelebriert."

Die Statements seien "erschreckend einseitig und von einem tiefgehenden Israel-Hass geprägt" gewesen, sagte Roth. "Es ist nicht akzeptabel, wenn an einem solchen Abend von den internationalen Filmschaffenden nicht der bestialische Terrorangriff der Hamas auf über tausend friedlich lebende und auch bei einem Festival feiernde Menschen und deren grausame Ermordung angesprochen wird und auch kein Wort zu den noch mehr als 130 Geiseln verloren wird, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind." Auch die menschenverachtende Strategie der Hamas, die für das Leid der Zivilbevölkerung im Gaza mitverantwortlich ist, sei nicht benannt worden.

"Die Äußerungen von Preisträgerinnen und Preisträger sind unabhängige individuelle Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder", sagte eine Berlinale-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. "Solange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen, müssen wir sie akzeptieren." Die Berlinale habe Verständnis dafür, dass die Äußerungen einiger Preisträgerinnen und Preisträger "als zu einseitig empfunden wurden" - wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäußerungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten.

Lediglich die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hatte bei der Gala am Samstagabend andere Töne angeschlagen: "Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann."

Der Zentralrat der Juden wies in einem Tweet darauf hin, dass bei der Berlinale "schon wieder eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen in Deutschland für ideologische Hetze gegen Israel und Juden missbraucht" wurde. Damit spielt der Zentralrat wohl auf die vergangene documenta fifteen im Jahr 2022 an, die vom Umgang mit als antisemitisch kritisierter Kunst überschattet wurde.

Die deutsche Kulturszene rolle roten Teppich "ausschließlich für Künstler" aus, die sich für "Israels Delegitimierung" einsetzen, schrieb Prosor in seinem Tweet und forderte: "Ihr Schweigen, sogenannte 'Kultur-Elite', ist ohrenbetäubend! Es ist an der Zeit, Ihre Stimme zu erheben und dieser grotesken Scharade eine Absage zu erteilen. Handeln Sie jetzt, oder seien Sie für immer Teil dieses beschämenden Erbes."

Die Berlinale war in diesem Jahr besonders stark von politischen Debatten geprägt. Bereits bei der Eröffnungsgala hatten einige Filmschaffende ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Hamas gefordert. Bei der Preisverleihung am Samstag trugen mehrere Menschen auf der Bühne Zettel mit der Aufschrift "Ceasefire Now" (etwa: "Feuerpause jetzt") - womit sie für ein Ende der militärischen Aktionen Israels gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza protestierten.

Hinzu kam am Sonntag ein israelfeindlicher Beitrag auf der Instagram-Seite der Panorama-Sektion der Berlinale, der schnell wieder gelöscht wurde und im Anschluss als Screenshot auf X kursierte. Auf einem Foto war der Spruch "Free Palestine - From the River to the Sea" ("Befreie Palästina - vom Fluss bis zum Meer") zu sehen. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer - dort, wo sich jetzt Israel befindet. Das Filmfestival distanzierte auch hiervon und gab an, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. Man habe Strafanzeige gestellt.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei der 74. Berlinale sorgten israelkritische Äußerungen von Filmschaffenden für Kontroversen; Israels Botschafter kritisiert diese als 'antisemitische Rhetorik'.
  • Die Berlinale betont die Meinungsfreiheit, distanziert sich aber von den Äußerungen und verurteilt einen israelfeindlichen Beitrag auf Instagram als Hackerangriff.
  • Zentralrat der Juden und Israels Botschafter in Deutschland werfen der deutschen Kulturszene vor, antiisraelische Tendenzen zu unterstützen.