John Scofield: "Uncle John" hat einen Lauf
Die Besetzung mit Vicente Archer am Stehbass und Schlagzeuger Bill Stewart versprach eigentlich gepflegten traditionellen Jazz pur - aber John Scofield an der Elektrischen gibt sich mit Standards nie zufrieden, auch wenn er auf Kompositionen von Richard Rodgers und z. B. Miles Davis' "Little Willie Leaps" aus dem Jahr 1948 zurückgriff. Der alte Herr mit den flinken Fingern an der Gitarre präsentierte auch einiges aus seinem aktuellen Album "Uncle John's Band", eingespielt in der Trio-Besetzung der aktuellen Tour (2023 im mittlerweile "antiquierten" Format einer Doppel-CD veröffentlicht). Aber "Sco" gönnte seinem treuen Wiener Publikum auch ältere eigene Stücke wie "Mood Returns" und das - wie er launig erzählte - von ihm kürzlich quasi wiederentdeckte "That Was Close".
John Scofield präsentierte sich im Porgy & Bess einmal mehr als virtuoser Meister an der Jazz-Gitarre mit einem feinen Ton, der aber permanent aus jeglicher "Schublade" raushüpft: ja, Modern Jazz in der "Nachfolge" von Wes Montgomery, aber auch Traditional, Standards, urplötzlich Stücke mit funkigen Anklängen - und bei der Zugabe gar ein grooviger Blues.
(Von Werner Müllner/APA)
Zusammenfassung
- John Scofield, die 73-jährige Modern Jazz-Legende, begeisterte am Montagabend das ausverkaufte Wiener Porgy & Bess mit seinem Trio und einem vielseitigen Repertoire.
- Bereits zum 17. Mal in 25 Jahren trat Scofield im Club auf und präsentierte sowohl Klassiker als auch Stücke seines 2023 veröffentlichten Albums 'Uncle John's Band'.
- Das Konzert endete mit einer groovigen Blues-Zugabe, die das Publikum in Begeisterung versetzte.