"J-Pop-Erfinder" missbrauchte hunderte Kinder
Es ist wohl einer der schwerwiegendsten Skandale, der über die japanische Unterhaltungsszene rollt. Die Boyband-Schmiede "Johnny & Associates" gab nach jahrelanger Vertuschung erstmals den sexuellen Missbrauch junger Buben durch den im Jahr 2019 verstorbenen Gründer Johnny Kitagawa zu.
Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag trat die Präsidentin der Talentagentur und Nichte von Kitagawa, Julie K. Fujishima, vor Journalist:innen. Sie gab zu, dass sich ihr Onkel an hunderten Kindern und Teenagern vergriffen hatte. Daraufhin trat sie zurück.
https://twitter.com/SatoshiJournal/status/1699650955590144077
Kitagawa war einer der mächtigsten Persönlichkeiten in der japanischen Unterhaltungsbranche und machte Boybands wie "SMAP" oder "Arashi" zu Stars. Über die Jahre sei es zu zahlreichen Missbrauchsfällen gekommen.
Kitagawas Unternehmen hätte seine Machenschaften seit den 1970ern verheimlicht, fand ein beauftragtes Expertenteam heraus. Es bestehe außerdem der Verdacht auf Komplizenschaft und Vertuschung innerhalb der Agentur sowie der Unterhaltungsindustrie.
Medien hätten Skandal ignoriert
Kritiker:innen ziehen nun ebenso die staatstragenden Medien in Japan in Verantwortung. Sie hätten die früheren Anschuldigungen Kitagawas weitgehend ignoriert und sich dadurch mitschuldig gemacht. Erst nachdem im März eine BBC Dokumentation ausgestrahlt wurde, in der mehrere Personen zu Wort kamen, wurde der Fall in der medialen Berichterstattung aufgenommen.
Nach Bekanntwerden des Skandals wandten sich mehrere Mitglieder der Agentur an die Öffentlichkeit und berichteten, wie sie als Kinder missbraucht worden sind. Teils seien sie erst zwölf Jahre jung gewesen. Wer sich gegen die Vorgehensweisen sträubte, bekam als Antwort: "Wenn du groß herauskommen willst, musst du das in Kauf nehmen".
Zusammenfassung
- Die Talentagentur "Johnny & Associates" gibt zu, dass sich Gründer Johnny Kitagawa an zahlreichen, jungen Buben vergangen hat.
- Das Unternehmen hat die Vorfälle seit jeher verheimlicht.
- Die staatstragenden Medien hätten die Anschuldigungen ignoriert und sich damit mitschuldig gemacht.
- Seit Bekanntwerden des Skandals wendeten sich ehemalige Mitglieder zu Wort.