Isabelle Adjani wird 65: Mythos hinter einem Marmorgesicht
Ihre schwarze Brille legt sie in der Öffentlichkeit nur ausnahmsweise ab und trotz ihrer Seltenheit auf der Leinwand und im Fernsehen ist sie so legendär wie eh und je. Die Distanz, die Isabelle Adjani zwischen ihrer Person und ihrer Berühmtheit geschaffen hat, wird mal als Bescheidenheit ausgelegt, mal als Arroganz. Damit hat die Schauspielerin, die am Samstag 65 wird, einen Mythos geschaffen.
Adjani feierte in Filmen lodernder Leidenschaft ihre größten Erfolge, darunter "Die Geschichte der Adele H.". In dem Drama spielt sie die Tochter des französischen Schriftstellers Victor Hugo, die sich unsterblich in einen britischen Offizier verliebt. Regisseur Francois Truffaut half ihr damit 1975 zum Durchbruch als Filmschauspielerin. Mit erst 20 Jahren war sie damals die jüngste Darstellerin, die für einen Oscar nominiert wurde.
Für ihre Rollen mysteriöser und tragischer Frauengestalten, die im Wahnsinn enden, gewann sie in den 80er Jahren gleich dreimal den renommierten französischen Filmpreis César als beste Schauspielerin. In "Possession" des polnischen Regisseurs Andrzej Zulawski verkörpert sie eine verheiratete Frau, die von einer monsterähnlichen Kreatur besessen ist, in dem erotischen Psycho-Thriller "Ein mörderischer Sommer" einen eiskalten Racheengel. Als unglückliche Geliebte des Bildhauers Auguste Rodin brilliert sie in "Camille Claudel". Die Krönung wurde ihr 1990 mit der Trophäe der besten Schauspielerin des Jahrzehnts zuteil.
Zwischen 1990 und 2000 stand Adjani zwar seltener vor der Kamera, aber ihre Filme bestätigten erneut ihr Talent. So brachte ihr "Die Bartholomäusnacht" im Jahr 1994 den vierten César ein. In dem Historiendrama spielt sie Königin Margot, die einen protestantischen Adligen liebt. Den fünften César gewann sie 2010 mit "Heute trage ich Rock!", einem sozialkritischen Film, in dem sie eine überforderte Lehrerin verkörpert. Bis heute ist sie die einzige Darstellerin, die fünfmal mit dem Cesar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde.
Sensibel, großzügig, zugänglich oder kompliziert, verschlossen und elitär? Adjani hat immer entgegengesetzte Gefühle geweckt. Für Didier Long, für den sie 2006 in Paris in dem Theaterstück "Marie Stuart" auf der Bühne stand, wird die Schauspielerin nie Einblick in ihre wahre Persönlichkeit geben. Isabelle werde sich nie in der Küche zeigen, wie sie Crêpes macht, erklärte er der Tageszeitung "Le Parisien". Sie bräuchte eine Art Filter, das sei für sie eine Frage des Überlebens.
Adjanis Karriere war von wiederholten Pausen geprägt, so dass ihre Abwesenheit oft zum bevorzugten Gesprächsthema wurde. Im Jahr 1987 wurde sie Opfer eines weit gestreuten Gerüchts, demzufolge sie an Aids leide und bereits gestorben sei.
Zu Medien hat sie ein gespanntes Verhältnis. Auf den Filmfestspielen in Cannes pfiffen die Fotografen den Star 2009 sogar aus und senkten ihre Kameras. Denn wenn es um ihr Image und ihre Privatsphäre geht, wird sie gefährlich streitsüchtig. Sie hat Verlage und Zeitungen teilweise erfolgreich auf sechsstellige Summen verklagt.
Adjani wurde 1955 als Tochter eines algerischen Vaters und einer deutschen Mutter in einem Frankreich geboren, das sowohl zu den Algeriern als auch den Deutschen eine komplizierte Beziehung hatte. In einem ihrer seltenen Interviews erzählte sie, dass ihre Eltern ihr immer gesagt hätten, sie solle sich ja nicht bemerkbar machen. Die Herkunft ihres Vaters erwähnte sie öffentlich erstmals 1986, als sie den zunehmenden Rassismus in Frankreich kritisierte.
Die unmögliche Liebe hat sie beruflich in den Filmolymp katapultiert, privat zu schmerzvollen Trennungen geführt. Adjani hat zwei Söhne aus zwei Beziehungen und war unter anderem mit US-Schauspieler Warren Beatty und dem Musiker Jean-Michel Jarre liiert.
Zusammenfassung
- Die Distanz, die Isabelle Adjani zwischen ihrer Person und ihrer Berühmtheit geschaffen hat, wird mal als Bescheidenheit ausgelegt, mal als Arroganz.
- Regisseur Francois Truffaut half ihr damit 1975 zum Durchbruch als Filmschauspielerin.
- Zwischen 1990 und 2000 stand Adjani zwar seltener vor der Kamera, aber ihre Filme bestätigten erneut ihr Talent.
- So brachte ihr "Die Bartholomäusnacht" im Jahr 1994 den vierten César ein.