Indieband Granada hat "ein bisschen getüftelt"
Vor allem Letzteres kann man nur unterschreiben: Wie schon auf den 2016 ("Granada") und 2018 ("Ge bitte!") erschienen Vorgängern, changiert das Quintett zwischen Alternative-Gestus und leichtem weltmusikalischen Flair, versteht es, dank intensiver Ziehharmonikaeinsätze den Fokus zu verschieben und weiß dennoch aufgrund prägnanter Songstrukturen immer, wo das Ziel ist: nämlich der Ohrwurm! "Es war der Plan, uns mehr miteinander auseinanderzusetzen", sagt Petritsch im APA-Interview. "Jetzt haben wir die Möglichkeit genutzt und ein bisschen getüftelt."
Das bedeutet aber eben nicht, dass Granada die Experimentiermaschine angeworfen und sich von ihrem bisherigen Sound verabschiedet haben. Stattdessen waren alle Musiker - neben Petritsch noch Gitarrist Lukacz Custos, Akkordeonist Alexander Christof, Bassist Jürgen Schmidt sowie Drummer Roland Hanslmeier - am Songwriting beteiligt, 30 bis 40 Skizzen kamen dabei heraus. "Da mussten wir uns natürlich schweren Herzens auch entscheiden, was wir auswählen. Aus den vielen Ideen haben wir dann versucht, etwas Zusammenhängendes zu erstellen", rekapituliert Petritsch.
Die Kreativität war bis zu einem gewissen Grad auch einer eigenen Vorgabe geschuldet: Pro Woche musste ein Song produziert werden. "Ob ganz fertig oder nicht, war nicht der Punkt", erinnert sich Custos. "Es ging darum, uns selbst diesen Maßstab zu setzen. Niemand hat etwas vorgegeben. Erst im Nachhinein haben wir dann geschaut, was der Konsens ist. Manchmal musste man da gar nicht suchen, weil die betreffende Nummer eh schon alles hatte."
Ein Beispiel dafür wäre das extrem knackige "Blüte", basierend auf einer Bassmelodie von Petritsch. "Ich hatte die ewig im Kopf, und dann kam der wöchentliche Abgabetermin, es war kurz vor Zwölf für mich", lacht er. "Ich wollte einfach schnell etwas machen - also ist das eher aus dem Bauch heraus entstanden." Gleichzeitig konnte die Gruppe auch auf die gewachsenen Erfahrungen im Zusammenspiel sowie als Songautoren zurückgreifen. "Wir sind ja nicht mehr Anfang 20 und haben schon einige Lieder geschrieben. Da hat man natürlich ein Gefühl fürs Handwerk", nickt der Sänger.
Das Zusammenwachsen als Band sei jedenfalls ein wichtiger Punkt gewesen, wie Christof untermauert. "Wir wachsen seit sechs Jahren ja nicht nur menschlich, sondern auch musikalisch zusammen. Diese gemeinsame Sprache hat man sicher schon am Vorgängeralbum bemerkt. Wir wissen, wie die anderen ihre Instrumente spielen, kennen Details und Vorlieben. Das hat sich diesmal noch verstärkt." Das lasse sich entsprechend auch im Songwriting berücksichtigen.
Überlegungen zur eigenen musikalischen Einordnung sind für Granada wiederum kein Thema. "Es ging weniger darum, uns mit diesen 14 Liedern zu charakterisieren", überlegt Petritsch. "Wir haben uns vielmehr auf die Nummern geeinigt, die uns am besten gefallen. Das hat natürlich den Effekt, dass es rückwirkend zu dem passt, was wir sind und wie wir Musik machen. Es ist ja eine logische Konsequenz." Und Custos ergänzt: "Die Außenwahrnehmung war kein Entscheidungsgrund, sondern eher die Frage, was ein Lied mit uns macht. Es ist ein bisschen wie mit Kindern: Dein eigenes liebst du natürlich und siehst kaum einen Makel, selbst wenn jemand anderer sagt, es ist eine Krätzn."
So weit muss man bei "Unter Umständen" nicht gehen: Die neuen Granada-Stücke sind in jedem Fall gelungen und erfüllen das, was man sich aufgrund der bisherigen Bandhistorie erwartet, vollauf. Dazu gehört natürlich auch das Live-Gefühl, auf das die Fans allerdings noch ein bisschen warten müssen. Im Februar und März 2022 ist die große Tour geplant. "Wir gehen mal davon aus, sonst kann man ja nie wieder etwas planen", meint Christof angesichts der coronabedingten Schwierigkeiten für Konzerte. "Aber wenn es stattfinden kann, wird es sicher cool."
Zusammenfassung
- Kein Problem für all jene, die sich das neue, am Freitag erscheinende Album der heimischen Indieband Granada zu Gemüte führen.
- Auf "Unter Umständen" regieren eingängige Popmelodien, ein tanzbarer Groove und viel gute Laune.
- "Es war der Plan, uns mehr miteinander auseinanderzusetzen", sagt Petritsch im APA-Interview.
- "Jetzt haben wir die Möglichkeit genutzt und ein bisschen getüftelt."
- Im Februar und März 2022 ist die große Tour geplant.