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Houellebecq rechnet ab: "Einige Monate in meinem Leben"

Michel Houellebecq hat in den vergangenen Monaten mit Aussagen über Muslime und mit einem Sexfilm für viel Wirbel gesorgt. In seinen Augen für zu viel. Seine Feinde seien zahlreicher geworden, Freunde hätten ihn teilweise verraten, vor allem aber habe man ihn nicht zu Wort kommen lassen, schreibt er in seinem neuen Buch "Quelques mois dans ma vie". Deshalb blieb dem Bestsellerautor aus seiner Sicht nichts anderes übrig als in einem Text seine Sicht der Dinge zu erzählen.

In dem Buch mit gut 100 Seiten, das zunächst nur in Frankreich erscheint (am Mittwoch, 24.5.) und dessen Titel auf Deutsch "Einige Monate in meinem Leben" bedeutet, geht der 65-Jährige auf Ereignisse zwischen Oktober 2022 und März 2023 ein: Kontroversen um Äußerungen im rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire", die ihm den Vorwurf der Islamophobie einbrachten, sowie Schlagzeilen um Sexszenen in einem Film des niederländischen Regisseurs Stefan Ruitenbeek.

Wie er diese Monate erlebt hat, beschreibt er auf der Rückseite des Buches: "Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl wie das Objekt in einer Tierdokumentation behandelt zu werden. Es fällt mir schwer, das zu vergessen." Das Cover: schwarz wie eine Traueranzeige.

Auf das im Herbst veröffentlichte "Front Populaire"-Interview geht er nur kurz ein. In dem Buch nennt er seine Aussagen über Muslime "idiotisch". Sie seien ein Missverständnis, etwa jene, dass er nicht glaube, dass die französische Bevölkerung sich wünsche, dass sich Muslime assimilieren, sondern aufhörten, sie zu bestehlen und anzugreifen. Im Buch schreibt er: Das Problem sei nicht der Islam, sondern die Kriminalität. Er sei nicht islamfeindlich und bedauere, dass er das Interview - immerhin 45 Seiten - nicht gegengelesen habe. Schon 2001 sorgte Houellebecq für viel Aufsehen: Damals hatte er gesagt, dass der Islam die dümmste Religion sei.

Die meisten Seiten im Buch nimmt Ruitenbeeks Film ein - und das Thema Sex. Sexualität sei für ihn die größte und nachhaltigste Freude im Leben, schreibt er. Eine Vorliebe, die man aus seinen Werken kennt. Houellebecq nennt den Regisseur verachtend "cafard" (Kakerlake).

Dass es sich bei dem vor mehreren Wochen angekündigten Kurzfilm um einen Porno handle, streitet er nicht ab. "Ich wollte mit meiner Frau private Pornovideos drehen. Erfahrungen haben mir gezeigt, dass das nicht einfach ist", gibt er als Grund für den Dreh mit sich in der Hauptrolle an. Lange Ausführungen folgen, in denen er sein Interesse an Amateur-Pornos erklärt, die er dank einer jungen Deutschen entdeckt habe.

Die Filmaufnahmen fanden Ende Dezember vor allem in Amsterdam im eleganten Hotel "Ambassade" statt. Houellebecqs Beschreibung nach ging gleich von Anfang an alles schief: schlechte Stimmung und Frauen, die nicht seinen Erwartungen entsprachen. Ihnen gibt er in seinem Buch unter anderem die Namen Truie (Sau) und Dinde (Pute).

Houellebecq wollte den Film nach dem Wirbel verbieten lassen. In erster Instanz lehnten Gerichte in Frankreich und den Niederlanden seine Klage und die Begründung ab, er sei depressiv und betrunken gewesen, als er den Vertrag unterzeichnet habe. Einen Teilerfolg hat er nun vor einem holländischen Berufungsgericht erzielt: Ruitenbeek muss ihm den fertigen Film vor Veröffentlichung vorlegen.

Houellebecq hat mit dem Schreiben des Textes in der Nacht zum 31. März begonnen. Einige Freunde rieten ihm ab und meinten, der Wirbel um ihn werde sich legen. Der Autor von "Unterwerfung" und "Elementarteilchen" hätte gut daran getan, diesen Rat zu befolgen.

Aus "Quelques mois dans ma vie" hat er eine persönliche Abrechnung gemacht. Er stilisiert sich zum Opfer eines Teils der Medien, die er als Schweine und Rüpel bezeichnet. Er sieht sich als Opfer der Justiz, nennt dabei Richter "kleine Erbsen".

Bei alledem verlässt ihn das Taktgefühl und er überschreitet geschmacklos Grenzen, wenn er etwa schreibt: "Bei dem Gedanken, dass der Film gegen meinen Willen verbreitet werden kann, habe ich erstmals das Gefühl gehabt, das Frauen beschreiben, die vergewaltigt worden sind."

ribbon Zusammenfassung
  • Michel Houellebecq hat in den vergangenen Monaten mit Aussagen über Muslime und mit einem Sexfilm für viel Wirbel gesorgt.
  • Die meisten Seiten im Buch nimmt Ruitenbeeks Film ein - und das Thema Sex.
  • Sexualität sei für ihn die größte und nachhaltigste Freude im Leben, schreibt er.
  • Der Autor von "Unterwerfung" und "Elementarteilchen" hätte gut daran getan, diesen Rat zu befolgen.
  • Er sieht sich als Opfer der Justiz, nennt dabei Richter "kleine Erbsen".