Grüne für Absage der Rammstein-Konzerte in Wien
Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - den Vorwurf der sexuellen Übergriffigkeit gegen Rammstein-Frontmann Lindemann erhoben. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.
Lindemann hat am Donnerstag die Behauptungen einiger Frauen vehement zurückweisen lassen, im Umfeld von Konzerten unter Drogen gesetzt worden zu sein, um sexuelle Handlungen an ihnen vorzunehmen. "Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr", hielten seine Anwälte fest und kündigten rechtliche Schritte gegen die Vorwürfe an. In einer Rammstein-Stellungnahme von Samstag hatte es zunächst geheißen, die Vorwürfe hätten die Band sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit", hieß es darin.
Die Grünen treten abseits der Absage der beiden Rammstein-Konzerte in Wien dafür ein, Konzerte generell sicher für Frauen zu gestalten und sexualisierte Übergriffe zu verunmöglichen. "Reihen Null" sollen nach Ansicht der Partei gänzlich unterbunden werden. Zudem brauche es verpflichtende Safe Spaces in Konzertlocations und Awarenessteams vor Ort, an die man sich im Fall der Fälle wenden kann. "Konzertveranstalterinnen und -veranstalter sind in der Pflicht, entsprechende Maßnahmen und eine Zero Tolerance Policy umzusetzen", so Meri Disoski, stv. Grünen-Klubobfrau und Frauensprecherin.
Auch ÖVP-Frauenministerin Susanne Raab meldete sich in dieser Sache unlängst via Twitter zu Wort: "Ich halte die Debatte in Deutschland über Möglichkeiten zum besseren Schutz von Frauen bei den Konzerten für richtig. Die Veranstalter und die Stadt Wien sind im Hinblick auf die geplanten Rammstein-Konzerte im Juli gefordert, geeignete Schutz-Konzepte zu erstellen."
Indes wurde eine Petition (https://mein.aufstehn.at/) ins Leben gerufen, die die Konzertveranstalter Arcadia Live und die Betreiber des Ernst-Happel-Stadions auffordert, mutmaßlichen Tätern keine Bühne zu bieten und die Rammstein-Konzerte abzusagen. Sie wurde bisher von mehr als 4.000 Personen unterzeichnet. Eine APA-Anfrage an Arcadia Live blieb bisher unbeantwortet.
Unterdessen verfolgt auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Debatte "intensiv", wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag bei einer Pressekonferenz auf Nachfrage. Er sprach von Vorwürfen, "die aufgeklärt gehören". Auf weitere Nachfrage, ob Scholz Veränderungen in der Musikbranche für nötig halte, sagte der Sprecher, die Debatte darüber sei in der Branche zu führen. In der Schweiz wurden zugleich Rufe nach einer Absage der Rammstein-Konzerte im Berner Stade de Suisse am 17. und 18. Juni laut. Entsprechende Forderungen kamen etwa von der Juso Schweiz, vom feministischen Streikkollektiv oder von SP-Kantonsrat und Polizei-Gewerkschafter Patrick Portmann. Der Veranstalter der Konzerte in der Schweiz, Gadget abc, verwies darauf, dass bisher weder der Band noch einem Bandmitglied strafbare Handlungen nachgewiesen worden seien. Vor diesem Hintergrund gebe es juristisch gegenüber Vertragspartnern keine Basis für eine Konzertabsage.
Zusammenfassung
- Die Grünen treten nach den Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann für eine Absage der beiden Konzerte im Wiener Ernst-Happel-Stadion Ende Juli ein.
- Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.
- Die Grünen treten abseits der Absage der beiden Rammstein-Konzerte in Wien dafür ein, Konzerte generell sicher für Frauen zu gestalten und sexualisierte Übergriffe zu verunmöglichen.