Grazer Volkskundemuseums widmet sich der Pornografie
Die "Schaulust" war schon im 16. Jahrhundert groß, als man Darstellungen des heiligen Sebastian, durchbohrt von zahlreichen Pfeilen und dennoch verzücktem Blick, genoss. Mit diesem frühesten Beispiel beginnt die Ausstellung, die laut Hörz "im ersten Lockdown entstanden ist". Es geht um die Sichtbarmachung von etwas, das allgegenwärtig ist. Pornografiekonsum wird als Teil des Alltags vieler Menschen verstanden, hat aber andererseits als Inszenierung mit sexueller Realität wenig zu tun.
Die Ausstellung verweist auf Alice Schwarzers "PorNO"-Debatte in den 80er-Jahren, aber auch auf die Pornoproduzentin Adrineh Simonian, die 2021 für "ethisch produzierte und ästhetisch anspruchsvolle Sexfilme" Werbung machte. All diese Positionen nebeneinander zu betrachten ist auch Teil des Anspruchs, "das popkulturelle Massenphänomen Pornografie eines näheren Blickes zu würdigen", meinte Hörz.
So sind in der Schau neckische Schwarz-Weiß-Fotos von nackten Frauen zu sehen, die heute vermutlich nicht einmal mehr Volksschüler interessieren, zu ihrer Zeit aber mit dem Flair des Skandalösen behaftet waren. Es geht aber auch um "Frauenbilder, Geschlechterrollen und rechtliche Fragen", erklärte Claudia Unger, Leiterin des Volkskundemuseums. Mehrere Ausgaben des Österreichischen Kontaktmagazins (ÖKM) verweisen auf den erbitterten Streit mit "Pornojäger" Martin Humer, das Jugendmagazin "Bravo" mit seinen "Aufklärungslektionen" darf hier natürlich auch nicht fehlen.
Die Gegenwart wird mit einer Hinterfragung von "Onlyfans" und den Darstellerinnen und Darstellern auf dieser Plattform einbezogen. Gezeigt werden - hinter roten Fransenvorhängen wie ehemals in Videotheken - Ausschnitte aus pornografischen Filmen und Medien, die für die verschiedenen Genres der Pornografie stehen. Dabei gehe es aber "nicht einfach darum, eine pornografische Kuriositätenschau zu präsentieren, die den Voyeurismus bedient, sondern um ein Angebot zum Schauen und einen Impuls zum darüber Reden", betonte Hörz.
Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, ist die Ausstellung erst für Menschen ab 18 Jahren zugänglich.
(S E R V I C E - "Schaulust! Pornografie und Alltag". Ausstellung im Volkskundemuseum des Universalmuseums Joanneum. Geöffnet von 04.10.2023 - 14.01.2024. Dienstag - Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr. www.museum-joanneum.at)
Zusammenfassung
- Die Schau ist in verschiedene Themenbereiche gegliedert und möchte "aktuelle wissenschaftliche Diskurse zur Pornografie einem breiteren Publikum zugänglich machen", erläuterte Kurator Peter Hörz bei einer Presseführung am Montag.
- Mit diesem frühesten Beispiel beginnt die Ausstellung, die laut Hörz "im ersten Lockdown entstanden ist".
- Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, ist die Ausstellung erst für Menschen ab 18 Jahren zugänglich.