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Parlamente nach Wahljahr weit weg von Geschlechterparität

Heute, 04:02 · Lesedauer 3 min

Das Superwahljahr 2024 hat neue Besetzungen in die Entscheidungsgremien auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene gebracht. Der Nationalrat verzeichnete mit der Wahl im vergangenen Jahr einen Rückgang der Frauenquote, erstmals seit 2008. In keinem der neun Landtage herrscht Parität zwischen den Geschlechtern, die vergangenen Wahlen bestärkten diese Tatsache. Die neu gewählte österreichische Delegation zum EU-Parlament besteht aus acht Frauen und zwölf Männern.

Seinen Höhepunkt erreichte das sogenannte Superwahljahr 2024 in Österreich mit der Nationalratswahl am 29. September. Zur konstituierenden Sitzung am 24. Oktober saßen 66 Frauen in den Reihen des Hohen Hauses, davor waren es 72. Damit stieg der Frauenanteil im Nationalrat erstmals seit der Wahl 2008 im Vergleich zur vorangegangenen Legislaturperiode nicht an. Seither steigerte sich die Zahl auf 67; Johanna Jachs übernahm Anfang des Jahres das Mandat des ehemaligen ÖVP-Chefs Karl Nehammer. Damit weist der Nationalrat aktuell eine Frauenquote von 36,61 Prozent auf.

Am 13. Oktober, knapp zwei Wochen nach der Nationalratswahl, wählte Vorarlberg einen neuen Landtag mit heute 16 Frauen von 36 Abgeordneten. Das ergibt eine Frauenquote von 44,4 Prozent. In der vorangegangenen Gesetzgebungsperiode waren es 47 Prozent, der Vorarlberger Landtag ist damit noch immer österreichweiter Spitzenreiter. Die niedrigste Frauenquote gibt es dagegen im Kärntner Landtag. Dort sind von 36 Abgeordneten nur sechs Frauen. Beendet wurde das Superwahljahr mit der steirischen Landtagswahl am 24. November. Knapp ein Drittel, genauer 31,3 Prozent, der Mandate gingen an Frauen. Am 19. Jänner 2025 stand im Burgenland der Urnengang an. Genau ein Viertel, also neun, Frauen vertreten seither die Burgenländerinnen und Burgenländer im Landtag. Im Durchschnitt sind in Österreichs Landtagen 35,2 Prozent der Abgeordneten Frauen.

In der Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS werden sechs Ministerämter von Frauen bekleidet, dazu kommen vier Staatssekretärinnen. Das gesamte Regierungsteam mit Staatssekretärinnen und Staatssekretären zählt damit zehn Frauen und elf Männer. Damit löste die neue Koalition die türkis-grüne Vorgängerregierung mit zuletzt fünf Ministerinnen und acht Ministern sowie zwei Staatssekretärinnen ab.

Mehr Frauen als Männer waren zeitweise nur in zwei türkis-grünen Regierungen vertreten - nämlich gleich nach der Angelobung in der zweiten Amtszeit von Sebastian Kurz sowie ebenso am Beginn der Regierungsperiode von Karl Nehammer (beide ÖVP), zumindest wenn man die Staatssekretariate inkludiert. Exakt geschlechterparitär aufgestellt war das Kabinett der Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein. Neben ihr und Vizekanzler Clemens Jabloner gab es noch je fünf Ministerinnen und Minister.

Damit war Bierlein die erste und bisher einzige Kanzlerin der Republik Österreich. Auch das höchste Amt im Staat, die Bundespräsidentschaft, wurde noch nie von einer Frau bekleidet.

Stetig steigend ist dafür die Zahl von Bürgermeisterinnen in Österreich. Von einem niedrigen einstelligen Bereich zu Beginn des Jahrtausends kletterte die Quote von Bürgermeisterinnen auf mittlerweile über elf Prozent.

Auch auf EU-Ebene keine Geschlechtergleichheit

Im Sommer des vergangenen Jahres fanden in allen EU-Mitgliedstaaten Wahlen zur Besetzung des Europäischen Parlaments statt. Österreich sandte 20 Personen aus fünf Parteien nach Brüssel. Zwölf Männer und acht Frauen vertreten die Österreicherinnen und Österreicher in der 720 Sitze starken Institution. Im gesamten EU-Parlament beläuft sich die Frauenquote zur Konstituierung auf unter 39 Prozent und verzeichnete damals erstmals seit 45 Jahren einen Rückgang. Die EU-Kommission bekam mit der zweiten Amtszeit von Ursula von der Leyen wieder eine Frau an der Spitze. Für die Kommission strebte von der Leyen ursprünglich eine geschlechterparitäre Besetzung an und forderte deshalb von jedem Mitgliedstaat jeweils zwei Vorschläge - eine Frau und einen Mann. Österreich sendete nach langem Hin und Her mit Magnus Brunner nur einen Vorschlag. Von den 27 Mitgliedern der Kommission sind elf Frauen.

Zusammenfassung
  • Im Superwahljahr 2024 sank die Frauenquote im österreichischen Nationalrat erstmals seit 2008 auf 36,61 Prozent, nachdem sie vorher bei 72 Frauen lag.
  • Kein österreichischer Landtag erreicht Geschlechterparität; Vorarlberg hat mit 44,4 Prozent den höchsten Frauenanteil, während Kärnten mit nur sechs Frauen die niedrigste Quote aufweist.
  • Die österreichische Delegation zum EU-Parlament besteht aus acht Frauen und zwölf Männern, während die Frauenquote im gesamten EU-Parlament auf unter 39 Prozent fiel.