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Festival du film francophone startet mit Isabelle Huppert

Mit "La Syndicaliste" ("Die Gewerkschafterin"), dem neuesten Film von Isabelle Huppert, eröffnet am Montagabend im Wiener Votivkino das Festival du film francophone 2023. Bis 27. April sind zahlreiche aktuelle Produktionen aus dem frankophonen Sprachraum zu sehen, Huppert wird dabei zu ihrem 70. Geburtstag mit einigen Filmen gewürdigt. Der Eröffnungsfilm wird am Dienstag (20.30 Uhr) wiederholt und startet am 12. Mai seinen regulären Kinoeinsatz.

Regisseur Jean-Paul Salomé, der auch selbst in Wien erwartet wird, hat für seine Verfilmung des Romans "La Syndicaliste" von Caroline Michel-Aguirre in Huppert, mit der er bereits "Eine Frau mit berauschenden Talenten" gedreht hat, die denkbar geeignetste Hauptdarstellerin gefunden. Michel-Aguirre hatte die wahre Geschichte der irischen Lehrerin und Gewerkschaftsaktivistin Maureen Kearney beschrieben, die einem geheimen Atomtechnologie-Transfer-Deal französischer Konzerne mit China auf die Schliche kam und, den künftigen Verlust Tausender französischer Arbeitsplätze befürchtend, dagegen kämpfte. Höhepunkt der folgenden Einschüchterungen war ein Überfall in ihrem Haus, bei dem sie gefesselt und vergewaltigt wurde.

Isabelle Huppert zeichnet die Protagonistin als unerschrockene Kämpferin, deren Zähigkeit von Freund und Feind gefürchtet wird. Industriebossen treibt die Frau mit Neigung zu grellem Lippenstift und schrillen Outfits den Schweiß auf die Stirn, doch selbst ihre guten Kontakte in höchste Regierungskreise nützen ihr nichts, wenn die alten weißen Männer an der Spitze der französischen Atomindustrie ihre lukrativen Geschäftsinteressen gefährdet sehen. Bricht sie von ihrem schönen Haus am Lac de Annecy, von ihrem gemütlich-brummbärigen Ehemann und der Teenager-Tochter auf, zieht sie in den Krieg. Und der geht nicht ohne Opfer ab.

Der Film hat seinen Drehpunkt, als Kearney, von einem Whistleblower mit brisanten Unterlagen ausgestattet, von einem Unbekannten überfallen und gedemütigt wird. Das Verbrechen ist eine tiefe Zäsur in ihrem Leben und hinterlässt innere wie äußere Narben. Gebrochen möchte sie sich bereits geschlagen geben, als eine neue Frontlinie entsteht: Die Polizei verdächtigt sie, Überfall und Vergewaltigung selbst inszeniert zu haben. Nun kämpft sie nicht mehr gegen Politiker und Wirtschaftsbosse, sondern um ihre eigene Reputation und Glaubwürdigkeit. Der Verschwörungsthriller ändert sein Thema, und Huppert ändert ihre Spielweise. Verletzt, erniedrigt und verzweifelt gibt sie dennoch nicht auf.

Am Ende landet sie einen Pyrrhussieg. Die wahren Täter und Auftraggeber kommen ungeschoren davon. Und das Schockierendste der in ihren wirtschaftlichen Hintergründen etwas verwirrenden, im Wesentlichen im Jahr 2012 spielenden Geschichte, ist: Nichts davon ist erfunden. Weder die schrecklichen persönlichen Erfahrungen von Maureen Kearney, noch die Machenschaften, die sie aufdeckte und vor deren Folgen sie damals warnte. Der Deal mit den Chinesen wurde abgeschlossen, der Arbeitsplatzabbau war wenige Monate später bereits Realität.

(S E R V I C E - https://www.fffwien.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Mit "La Syndicaliste", dem neuesten Film von Isabelle Huppert, eröffnet am Montagabend im Wiener Votivkino das Festival du film francophone 2023.
  • Bis 27. April sind zahlreiche aktuelle Produktionen aus dem frankophonen Sprachraum zu sehen, Huppert wird dabei zu ihrem 70. Geburtstag mit einigen Filmen gewürdigt.
  • Der Eröffnungsfilm wird am Dienstag wiederholt und startet am 12. Mai seinen regulären Kinoeinsatz.