Exzesse inklusive: Black Sabbath-Bassist schrieb Memoiren
Terence Michael Joseph "Geezer" Butler ist mittlerweile 74 Jahre alt, Black Sabbath haben ihre Abschiedstournee gegeben, und der Bassist und Songtexter kommt sich am Ende seiner Karriere als "der glücklichste Mensch überhaupt" vor, wie er schreibt. Mit einem Augenzwinkern meint er über die Urbesetzung von Black Sabbath mit Ozzy Osbourne, Tony Iommi, Bill Ward und eben Butler: "Würde nächste Woche ein Asteroid auf der Erde einschlagen, wären die einzigen Überlebenden wir vier und Kakerlaken." Von Tief- und Schicksalsschlägen samt wiederholter Comebacks berichtet er dann auch auf 288 Seiten. "Bei Black Sabbath kam man sich vor wie ein Schauspieler in einer Seifenoper", so sein Fazit, dem man nach der Lektüre des Buchs zustimmt.
Muten Erinnerungen an die Kindheit und Ausführungen über den Familienstammbaum in so manchen Memoiren langatmig an, schafft es Butler dagegen, die frühen Jahre seines Lebens im englischen Birmingham interessant aufzubereiten. Man kann die trostlose Atmosphäre des damaligen Industriemolochs nachvollziehen, in der jungen Menschen oft nur der Weg in die Fabrik vorgegeben war. Doch Butler, "das siebente Kind eines siebenten Kindes, geboren sieben Minuten vor Mitternacht am 17. Tag des siebenten Monats", hatte eine übersinnliche Eingabe: Visionen vom Rockstarruhm.
Der Weg dorthin war holprig. Und eigentlich bestand sein erstes Ziel aus "Messdiener zu werden". "Der Rituale des Katholizismus" wurde Butler "schließlich aber überdrüssig", denn "eine Nonne aus der Gegend" nannte ihn wegen seiner langen Haare beim Kirchenbesuch ständig "Miss". Trotz Abkehr von der Religion ist Butler alles andere als dem Okkulten zugetan, wie es manche Kreise ihm und Black Sabbath vorwarfen. "Hätten sie sich die Mühe gemacht, das Album (das Debüt 'Black Sabbath"', Anm.) zu hören, wäre ihnen klar gewesen, dass der Track 'Black Sabbath' eine Warnung davor sein sollte, mit solchem Kram zu spielen."
Besonders amüsant sind die skurril anmutenden Episoden der Bandgeschichte, die Butler mit trockenem Humor aufbereitet: etwa seine Berichte über Handgreiflichkeiten auf frühen Tourneen - man kann sich heute kaum mehr vorstellen, dass Rockstars hinter und vor der Bühne die Fäuste sprechen lassen. Schräg auch die Schilderungen von Diebstählen auf Konzertreise ("nach dem Konzert ließ ich einen Teppich mitgehen, Ozzy stahl die Glühbirnen und Tony einen großen Teekessel aus Messing").
Nicht fehlen dürfen Butlers Ansichten über die Abzocke der Band durch Management und Plattenfirma ("ich kam mir dämlich vor"), über Drogen-Eskapaden, über die turbulente Entstehung ihrer Klassiker und diverse mehr oder weniger erfolgreiche Umbesetzungen der Gruppe. Selbst wenn man Osbournes und Iommis Biografien kennt, bietet "Into The Void" mit Butlers Sichtweise durchaus neue Aspekte. Hat man sich die Anekdoten zu Gemüte geführt, kann man folgenden Satz aus dem Buch nur unterstreichen: "Dass alle vier Mitglieder der Originalbesetzung überlebt haben, ist ein kleines Wunder (...), denn wir haben genug Alkohol und Drogen konsumiert, um ein Schlachtschiff zu versenken."
(S E R V I C E - Geezer Butler: "Into The Void - Mein bizarres Leben vor, während und nach Black Sabbath, aus dem Englischen übersetzt von Andreas Schiffmann, Hannibal Verlag, Taschenbuch, 288 Seiten, 31 Euro)
Zusammenfassung
- Black Sabbath zählen heute zu den Vätern des Heavy Metal. Doch aller Anfang ist auch für eine Rocklegende mühsam: "An den Veranstaltungsorten bekamen wir nur ein Glas Milch und ein Würstchen", erzählt Geezer Butler in seinen Memoiren "Into The Void" über frühe Tourneen. Noch dazu ist der Bassist der Band seit Jugend an Vegetarier. Seine Lebenserinnerung bietet einen kurzweiligen Einblick in ein aufregendes Leben und in die Geschichte von Black Sabbath - Exzesse inklusive.