Emotionen und "Breaking the Ice"-Triumph auf Ophüls-Gala
Der Film erzählt von Mira (Alina Schaller), der Kapitänin eines Eishockeyteams, die sich in Spielerin Theresa (Judith Altenberger) verliebt. Nur schade, dass ausgerechnet die Regisseurin Clara Stern das nicht vor Ort miterleben konnte: Wegen Schneefalls in Wien musste sie für eine Drehplanänderung schon nach Hause. Doch zumindest konnte sie eine Video-Botschaft zur ersten Preisverleihung schicken: "Allein die Deutschland-Premiere bei diesem besonderen Festival war ein wahnsinniges Geschenk. Und jetzt eine Auszeichnung zu bekommen, bedeutet mir sehr, sehr viel."
Wie auch in den vergangenen Jahren regnete es zahlreiche Auszeichnungen für den jungen österreichischen Film: Für "Eismayer" (A 2022) von David Wagner (Buch und Regie) gab es den Publikumspreis Spielfilm und den Preis der Filmkritik für den besten Spielfilm. Die Liebe zwischen Vizeleutnant Eismayer, der als der härteste Ausbilder beim österreichischen Bundesheer galt, und dem Rekruten Mario hat es tatsächlich gegeben. "Es ist nicht immer eine Erfolgsgarantie, auf eine wahre Begebenheit zurückzugreifen", meinte die Jury. Doch hier sei es "wunderbar nachvollziehbar und filmisch präzise umgesetzt worden". Sowohl "Breaking the Ice" als auch "Eismayer" wurden vom ORF kofinanziert, worauf der Österreichische Rundfunk am Samstagabend in einer Aussendung verwies.
Bester Dokumentarfilm wurde "Good Life Deal" (A 2022) von Samira Ghahremani. Zwei Preise gingen an "Das andere Ende der Straße" (A/HUN 2022) von Kálmán Nagy: Er wurde als bester Kurzfilm ausgezeichnet und erhielt auch den Publikumspreis Kurzfilm. Als bester Schauspielnachwuchs wurden Augustin Groz in "Wer wir einmal sein wollten" (A 2023) von Özgür Anil und Alina Stiegler für "Sprich mit mir" (D 2023) von Janin Halisch ausgezeichnet.
Für Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) sind "die zahlreichen Auszeichnungen beim diesjährigen Max Ophüls Preis in Saarbrücken eine großartige Bestätigung für die internationale Resonanz österreichischen Filmschaffens". Die heimischen Künstlerinnen und Künstlern seien "auf den internationalen Schauplätzen präsent" und würden den österreichischen Film "unübersehbar machen".
Und einmal mehr wurde am Samstagabend deutlich: Es gibt wohl kaum ein anderes Filmfestival, bei dem solch eine Stimmung herrscht. So erfrischend, so unverbraucht, so voller Mitfreude. Auch Schauspielerin Sandra Hüller war bei der Preisverleihung sichtlich beeindruckt. "Was ich heute gesehen habe, ist so unglaublich - das meine ich wirklich ernst", gab sie mit Blick auf den fröhlichen Film-Nachwuchs zu, der jede Auszeichnung begeistert honorierte. "Wenn ich euch hier sehe und wie ihr euch füreinander freut, dann rührt mich das dermaßen und finde es so toll." Hüller wurde beim 44. MOP das Tribute gewidmet.
Konkurrenz, Neid, Missgunst - all das scheinen Fremdwörter beim Ophüls-Festival. Stattdessen spürte man gegenseitige Anerkennung, Wir-Gefühl und eben ganz viel Freude. Ausgelassen bejubelten die Teilnehmer, die auf Polsterwürfeln vor der Bühne saßen, wenn eine oder einer der ihren es geschafft hatte und sichtlich überwältigt einen Preis in Empfang nehmen durfte.
Der mit 36.000 Euro dotierte Max-Ophüls-Preis für den besten Spielfilm ging an "Alaska" (D 2023) von Max Gleschinski (Buch und Regie). Der Film erzählt von der Einzelgängerin Kerstin (Christina Große), die in ihrem roten DDR-Kajak tagelang über die Mecklenburgische Seenplatte gleitet - bemüht, allein zu bleiben. Dann taucht Alima (Pegah Ferydoni) auf und bricht die Gleichmäßigkeit dieser Reise.
Der Preis gehöre dem Team und "den wunderbaren Schauspielenden, die diese Figuren auf das Podest gestellt haben, was ich mir immer gewünscht habe", meinte Gleschinski. Und er lobte nicht nur das MOP als "ein wundervolles Festival", sondern auch das Publikum: "Einfach irre, so volle Säle. Das tut gut." Nicht nur nach zwei Jahren Corona, sondern auch für das deutschsprachige Kino und seinen Zustand, in dem es sich gerade befinde.
Dass es sich lohnt, nicht aufzugeben, und dass es nicht viel Geld für die Realisierung eines Traumes braucht, wurde schließlich bei der Übergabe des Preises für die beste Regie an "Letzter Abend" (D 2022) deutlich. Lukas Nathrath gab zu, dass er sich schon mehrmals erfolglos für das Max-Ophüls-Festival beworben hatte. Das Preisgeld von 11.000 Euro übersteige die Produktionskosten für "Letzter Abend" um fast das Dreifache: Denn der Film sei in sieben Tagen um 4.000 Euro gedreht worden.
Dies alles, so waren sich MOP-Veranstalter und Jury-Mitglieder wohl einig, sollte sich der Nachwuchs auch in Zukunft bewahren. "Macht Fehler, riskiert etwas, lasst Euch nicht sagen, 'es geht nicht', behaltet Eure Visionen", appellierte der erfolgreiche Regisseur Hüseyin Tabak.
(S E R V I C E - https://ffmop.de)
Zusammenfassung
- In Saarbrücken sind die Auszeichnungen für das 44. Filmfestival Max Ophüls Preis (MOP) vergeben worden.
- Der österreichische Film "Breaking the Ice" (A 2022) von Clara Stern erhielt gleich drei Preise: für das beste Drehbuch, für den gesellschaftlich relevanten Film und dazu den Preis der Jugendjury.
- Der mit 36.000 Euro dotierte Max-Ophüls-Preis für den besten Spielfilm ging an "Alaska" (D 2023) von Max Gleschinski.