Donald TrumpMontage / PULS 24

Donald Trump und seine Ära: Polarisierung bis zum Äußersten

Anders als erwartet, wurde Donald Trump 2016 erstmals zum US-Präsidenten gewählt. Seine Ära ist geprägt von starker Polarisierung, populistischer Rhetorik und zunehmender politischer Gewalt. Ob ihm bei der Wahl 2024 auch eine Überraschung gelingen wird?

Der Immobilien-Mogul, Multimilliardär und ehemalige Reality-TV-Star Donald Trump gilt als einer der ungewöhnlichsten Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte der USA. Er möchte 2024 erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden.

Ob ihm das gelingen wird? Ein Überblick über seine Präsidentschaft und die politische Ära, die er prägte.

Erste Amtszeit und darauffolgende Wahlniederlage

Im November 2016 wurde Trump erstmals zum Präsidenten der USA gewählt. Sein Sieg bei der Präsidentschaftswahl kam damals für viele als Überraschung. Denn ein Großteil der im Vorfeld veröffentlichten Prognosen von Meinungsforscher:innen sahen seine damalige Konkurrentin Hillary Clinton vorne.

Vier Jahre später strebte Trump eine zweite Amtszeit an. Diesmal verlor er allerdings gegen seinen demokratischen Kontrahenten Joe Biden.

Zu einer friedlichen Machtübergabe kam es damals nicht. Trump erklärte sich zunächst vorab zum Wahlsieger, als sich jedoch eine deutliche Niederlage abzeichnete, erhob er den Vorwurf eines "massiven Wahlbetrugs". Er stachelte seine Anhänger so sehr auf, dass es beim US-Kapitol zu einem blutigen Umsturzversuch kam.

Fanatische Anhänger, politische Gewalt

Seit seiner ersten Kandidatur als Präsidentschaftskandidat konnte sich Trump eine breite Unterstützerschaft aufbauen. Sein Instrument: Polarisierung, vor allem auf Social Media.

Er scheute auch nicht die Nähe zu radikalen und rechtsextremen Gruppierungen wie die rassistische White-Supremacy-Bewegung oder die sogenannten "Proud Boys". Diese lobte er sogar in seinen Auftritten.

Trump bot mit seiner Politik nicht nur Hass eine Bühne, sondern schuf auch Raum für politische Gewalt, die in den USA immer mehr zunahm. Die prominentesten Beispiele hierfür waren in Charlottesville 2017 und beim Sturm aufs Kapitol 2021.

Nach dem Ende einer rechtsextremen Demonstration in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia im August 2017 raste ein Teilnehmer mit dem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten. Eine Frau wurde dabei getötet und mehrere Menschen schwer verletzt.

Trumps damalige Reaktion als US-Präsident erntete heftige Kritik, auch von seinen Parteikolleg:innen. Denn in seinen Reden verurteilte er die Rechtsextremisten der White-Supremacy-Bewegung nicht explizit. Stattdessen sprach er von einem allgemeinen Hass und Fanatismus auf "vielen Seiten".

Aufruhr mit Toten bei Angelobung

Der Sturm auf das Kapitol im Jänner 2021 verdeutlichte, wozu Trump und seine Wählerschaft fähig sein können. In einer aufpeitschenden Rede forderte er seine Anhänger auf, vor das Kapitol in Washington zu ziehen. Das Ziel war es, die formelle Beglaubigung von Joe Bidens Wahlsieg und seine Amtseinführung zu verhindern.

Kurz darauf stürmte ein rechter Mob das US-Parlament. Die Demonstranten drangen gewaltsam ins Kapitol ein. Es kam zu Tumulten und Gewalt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, ein Polizist und vier Trump-Anhänger.

Prozesslawine nach Abwahl

Nach seiner Amtszeit musste sich Trump in mehreren Gerichtsverfahren für eine große Anzahl von Delikten verantworten. Die Liste reicht von Betrug, sexueller Nötigung, Verleumdung, Missbrauch geheimer Dokumente bis hin zur Behinderung der Justiz.

In der kommenden US-Wahl strebt Trump ein "großes Comeback" als Präsident an. Im Juli 2024 ernannten ihn die Republikaner offiziell zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen im November. 

Noch bevor der Wahlkampf offiziell startete, vermuteten Beobachter:innen für 2024 den bisher lautesten und hässlichsten Wahlkampf der US-Geschichte.

Attentatsversuche

Obwohl Trump zuvor meist andere zur Zielscheibe machte, wurde er im Juli selbst Opfer von politischer Gewalt.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Staat Pennsylvania gab ein Attentäter mehrere Schüsse auf den Ex-Präsidenten ab. Ein Zuschauer starb und zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Ein Schuss streifte auch Trump am Ohr, bevor er von Leibwächtern in Sicherheit gebracht werden konnte.

Die Fotos unmittelbar nach dem Attentat gingen um die Welt: Trump reckt mit Blutspritzern im Gesicht eine Faust in die Höhe, während Secret-Service-Beamte ihn von der Bühne in Sicherheit zerren.

Im Hintergrund weht wie perfekt inszeniert eine US-Flagge. Viele Beobachter sahen Trump durch diese ikonischen Aufnahmen bereits vorzeitig als sicheren Wahlsieger.

Der Attentäter wurde kurz darauf von Sicherheitskräften getötet. Sein Motiv konnte nicht restlos geklärt werden. Es blieb nicht der einzige Attentatsversuch auf Trump in diesem Wahlkampf.

Bei einem weiteren Anschlagsversuch auf dem Golfplatz von Trumps Golfclub in Florida kam niemand zu Schaden.

Mehr lesen: Trump zu Attentat: "Plötzlich hörten wir Schüsse in der Luft"

Neue Kontrahentin

Die Attentatsversuche, zusammen mit Bidens zunehmend verwirrt wirkenden Auftritten, schienen Trump in die Hände zu spielen. Doch als Biden nach einer katastrophalen TV-Debatte die Kandidatur zurückzog und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris den Vortritt ließ, kam Trumps Wahlkampf ins Stottern.

Trump griff zu seiner altbewährten Taktik und unterstellte den Demokraten Betrug, da sie seinen Wunschgegner Biden aus der Kandidatur gedrängt hätten.

Seine neue Kontrahentin Harris griff er im Wahlkampf vor allem persönlich an. Er habe "nicht viel Respekt für ihre Intelligenz" und bezeichente sie als "fürchterliche Präsidentin", "Marxistin" und "Faschistin". Für diese persönlichen Angriffe erntete Trump unter anderem Kritik seiner Parteikollegin Nikki Haley.

Wie plötzlich alles "weird" wurde

Harris' Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz brachte Trumps Wahlkampf dann für einige Wochen völlig aus dem Gleichgewicht, und zwar mit nur einer Bemerkung. Über den Ex-Präsidenten und dessen ultrarechten Vizekandidaten J.D. Vance sagte er: "Sie sich nicht angsteinflößend, sie sind einfach seltsam." Dieses "weird" (wie Walz im englischen Original sagte) schien Trumps Aura platzen zu lassen.

Immer wieder sorgte Trump mit skurrilen Wahlkampfauftritten für Verwunderung und schien das "weird" von Walz zu bestätigen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania unterbrach er seinen Auftritt etwa für eine 30-minütige Tanzeinlage. Bei anderen Veranstaltungen redete er oft völlig unzusammenhängend.

Das ließ sich seine Konkurrentin Harris nicht entgehen und machte sich über den Auftritt Trumps lustig. Auf "X" schrieb sie: "Ich hoffe, ihm geht es gut."

Große Versprechen bei Wiederwahl

In seinem Wahlprogramm knüpft der Republikaner an ähnlichen Punkten seiner ersten Amtszeit an. Er bedient weiterhin sein Lieblingsthema: die Migrationspolitik. Trump verspricht seinen Wähler:innen die "größte Abschiebeaktion in der Geschichte der USA", falls er gewählt werden sollte. Zudem möchte er seinen Grenzschutz ausweiten.

Im einzigen TV-Duell gegen Harris behauptete Trump über Migranten sogar: "Sie essen die Hunde, sie essen die Katzen."

Auch das Thema Abtreibung bleibt nach wie vor als zentrales Thema in der US-Politik. Trump möchte die Abtreibungsgesetze den einzelnen US-Bundesstaaten überlassen, das würde in konservativen Staaten auf deutliche Verschärfungen und Verbote hinauslaufen.

Beim Ukraine-Krieg möchte Trump im Fall einer Wiederwahl auch eingreifen. Er versprach mehrmals ein Kriegsende "innerhalb von 24 Stunden" und ein Ende der Unterstützung für die Ukraine.

Die Ära von Trump ist geprägt von skurrilen Auftritten über Falschaussagen bis hin zu politischer Gewalt. Er ist immer für Überraschungen gut, wie schon sein Wahlerfolg 2016 bereits zeigte. Ob ihm das auch bei den kommenden Wahlen gelingen wird, wird sich am 5. November zeigen.

Video: Trump im Wahlkampf

ribbon Zusammenfassung
  • Der Immobilien-Mogul, Multimilliardär und ehemalige Reality-TV-Star Donald Trump gilt als einer der ungewöhnlichsten Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte der USA.
  • Seine Ära ist geprägt von starker Polarisierung, populistischer Rhetorik und zunehmender politischer Gewalt.
  • Ob ihm bei der Wahl 2024 auch eine Überraschung gelingen wird?