"Ein seltsames Paar" brilliert in Berndorf
Die pokernde Herrenrunde in Oscars großzügigem Apartment gerät durch die Krise im Leben von Felix durcheinander. Felix zieht bei Oscar ein und sorgt für gehörige Unstimmigkeiten. Was Seberg und Jagsch aus diesem Plot machen, ist schlicht sehenswert: ein komödiantisches Bravourstück zwischen Grantler und Putzteufel, mit psychologischem Feingefühl, herrlicher Mimik und differenziertem Humor. Nicht zuletzt wohl auch ein Verdienst der Regisseurin, die offenbar weiß, worauf es ankommt, um den scharfsinnigen Pointenfluss am Laufen zu halten.
Noch immer trifft das Stück aus 1960er-Jahren ins Schwarze, thematisiert neurotisches Verhalten und Beziehungskonflikte und bedarf kaum eines aktualisierenden Updates, wenn es gut gespielt wird. In Berndorf ist das aufs Erfreulichste der Fall. Die beiden Damen, herrlich überkandidelt und funsenhaft zugleich verkörpert von Intendantin Kristina Sprenger und Doris Hindinger, setzen dem Geschehen weitere Glanzlichter auf.
Wer sich bei der Damenversion "Ein ungleiches Paar" in Reichenau gelangweilt hat, möge sich in Berndorf zum Vergleich das Kontrastprogramm zu Gemüte führen. Deutlicher lässt sich nicht erleben, was gute Regie eben zu leisten vermag. Im Herbst legt Sprenger gemeinsam mit David Oberkogler die Zweipersonenkomödie "Die Tanzstunde" von Mark St. Germain nach, wobei Alexander Jagsch diesmal als Regisseur fungiert. Als Hauptproduktion für 2023 wird "Funny Money" von Ray Cooney angekündigt.
(S E R V I C E - Neil Simon: "Ein seltsames Paar" bei den Festspielen Berndorf. Regie: Susi Weber. Mit Gregor Seberg, Alexander Jagsch, Doris Hindinger, Kristina Sprenger, Markus Hamele, Robert Kolar, Michael Duregger und David Fuchs. Vorstellungen bis 14. August. Tel. 02672/8225343, www.buehnen-berndorf.at/festspiele)
Zusammenfassung
- Einen hervorragenden Boulevard-Erfolg haben die Festspiele Berndorf mit Neil Simons Komödie "Ein seltsames Paar" gelandet.
- In der gekonnten Inszenierung von Susi Weber brillierten Gregor Seberg als Oscar und Alexander Jagsch als Felix bei der Premiere am Freitagabend im Stadttheater: ein köstliches Duo.
- Die pokernde Herrenrunde in Oscars großzügigem Apartment gerät durch die Krise im Leben von Felix durcheinander.