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documenta fifteen: Kunstwerk wird nach Antisemitismus-Vorwurf abgebaut

Als vor Monaten der Vorwurf gegen die documenta fifteen in Kassel kam, man binde auch antisemitische Organisationen ein, war man empört. Nun wurde ein Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen Antisemitismus-Vorwürfen erst verhüllt und nach andauernden Vorwürfen nun abgebaut.

Das indonesische Künsterkollektiv Taring Padi stellte im Rahmen der documenta Kassel, der weltweit bedeutendsten Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, ihr Werk "People's Justice" aus. Teil davon waren unter anderem ein schweinsgesichtiger Soldat mit dem Wort "Mossad", dem Namen des israelischen Geheimdienstes, am Helm oder ein Mann mit Hakennase, Kippa unterm Hut mit SS-Runen und Reißzähnen. 

Das ging auch der deutschen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zu weit. Die bloße Verhüllung und eine Erklärung des Künstlerkollektivs Taring Padi seien inkazeptabel. Noch am Dienstag soll das Kunstwerk nun abgebaut werden, sagte Kassels Bürgermeister Christian Geselle (SPD). Roth verlangte auch, dass geklärt wird, wie es zu der Installation dieses Bildes überhaupt haben kommen können. Die Verantwortlichen müssten sicherstellen, dass auf der Ausstellung in Kassel nicht weitere "eindeutig antisemitische Bildelemente" gezeigt würden.

 

Sie hat sich wie viele andere für die Entfernung der Installation ausgesprochen. Sie selbst wurde aber ebenfalls kritisiert. Ihr wird vorgeworfen, zu spät gehandelt zu haben, denn Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta wurden schon vor Monaten laut. 

"Judensau" wird Fall für den Staatsanwalt

"Das ist klare antisemitische Hetze", kritisierte der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel am Vortag. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich laut "faz.net" "entsetzt über den blanken Judenhass" und fragte, wozu es die Debatten im Vorfeld der documenta gebraucht habe, wenn schlussendlich doch so ein Bild gezeigt werden könne. Volker Beck, der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft hat laut "Bild" die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Es gebe bereits ein Urteil zur Darstellung einer "Judensau". Das sei ein "klar rechtsverletzenden Zustand". 

Auch die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sprach von antisemitischer Bildsprache. Die documenta müsse "die notwendigen Konsequenzen" ziehen. Das American Jewish Committee (AJC) Berlin kritisierte Roth, weil sie vor der Enthüllung des Bildes nicht gehandelt habe. Das Committe fühlte sich ans NS-Hetzblatt "Der Stürmer" erinnert und forderte laut "faz", dass documenta-Chfin Sabine Schormann "umgehend von ihren Aufgaben entbunden" wird. 

"Taring Padi" selbst entschuldigten sich. Ihr Banner sei aber in keiner Weise antisemitisch. Sie hoffen, dass "dieses Denkmal nun der Ausgangspunkt für einen neuen Dialog sein kann".

Seit Monaten Antisemitismus-Vorwürfe

Dem indonesischen Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt.

Die documenta ist die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen die documenta fifteen in Kassel wird das stark kritisierte Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi noch am Dienstag abgebaut.
  • Als vor Monaten der Vorwurf gegen die documenta fifteen in Kassel kam, man binde auch antisemitische Organisationen ein, war man empört.
  • Mit einem Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi sei aber nun genau das geschehen, werden der documenta zahlreiche Kritiker, Verbände und auch die deutsche Kulturstaatsministerin vor.
  • Zu sehen waren unter anderem ein Soldat mit schweinsgesicht und "Mossad"-Aufschrift am Helm (der israelische Auslandsgeheimdienst, Anm.) oder ein Mann mit Hakennase, Kippa unterm Hut mit SS-Runen und Reißzähnen. 
  • Die Staatsanwaltschaft soll eingeschaltet werden, ein Aus für die documenta-Chefin wird gefordert.