"Immer energiegeladene" Bonnie Tyler tourt durch Österreich

Für die aufbauende Hymne "Yes I Can" arbeitete Tylers langjähriger Produzent David Mackay mit dem Österreicher zusammen. "Er ist fantastisch! Er hat junge Energie in diesen Song gepackt. Daher klingt das Lied sehr aktuell", schwärmt Tyler von Schmiderer. "Yes I Can" habe durchaus eine feministische Botschaft: "Frauen sind nicht unbedingt physisch stärker als Männer, aber sie können viele Dinge auf einmal tun. Männer nicht, sie sind da verdammt nutzlos", lacht die 73-Jährige, die am 8. Juni ihren 74. Geburtstag feiert, schallend in den Telefonhörer.

"Just live" heißt die kommende Tournee: Dem Motto entsprechend gibt es Tyler mit Band pur zu erleben, die Musik macht die Show. "Ich bin Sängerin, keine Tänzerin", so die Waliserin. Nach der Knieoperation sei derzeit ohnehin nicht an Luftsprünge zu denken. "Aber auch wenn ich manchmal noch ein bisschen humpeln sollte, egal - ich kann es nicht mehr erwarten, auf die Bühne zu gehen. Die Energie in der Stimme ist da. Ich arbeite jeden Tag auf Tournee mit meinem Stimmtrainer für 15 bis 20 Minuten am Telefon."

So manche in der Kollegenschaft haben ihre Stimmen über die Jahre durch Trinken, Drogen und Rauchen malträtiert. Habe sie diesen Versuchungen widerstanden? "Oh, ich bin einem Drink nach der Show durchaus nicht abgeneigt. Aber ich rauche nicht, meine Stimme klingt nur so. Ich trinke nie, bevor ich auf die Bühne gehe. Aber wenn ich von der Bühne komme, darf es durchaus ein Glas guten Weines sein."

Kein Morgenmensch

Neben dem Stimmtraining sei es wichtig, genug nächtlichen Schlaf zu bekommen, erzählte Tyler, auf die Herausforderungen des Tourneelebens angesprochen. "Das ist oft schwierig, weil ich eine Nachteule und kein Morgenmensch bin."

"Yes I Can" wird bei den Auftritten ebenso wenig fehlen wie die alten Hits. "Ich habe es nie satt, sie zu singen. Die Leute wollen diese Lieder hören, sie sind zum Teil ihres Lebens geworden", betont die Sängerin. "Ich sehe an den Gesichtern der Leute, dass ihnen meine Konzerte Freude bereiten. Und das Publikum wird mit mir singen, da bin ich mir sicher, denn das tun sie immer." Hat sie unter den Klassikern einen Favoriten? "Eigentlich performe ich alle gerne, besonders 'Total Eclipse Of The Heart', würde ich sagen. Auch 'Holding Out For A Hero' am Ende der Show, da drehen die Leute völlig durch."

Als Waliserin bodenständig

Während ihrer langen Karriere, die mit Auftritten in Pubs begann, wo sie 1974 entdeckt wurde, blieb Bonnie Tyler stets bodenständig. "Vermutlich, weil ich immer wieder nach Hause nach Wales zu meiner Familie gekommen bin. Aber nicht nur deshalb. Als Waliserin ist man das ohnehin", sagte der Popstar, der immer noch in der alten Heimat lebt: "Aber ich habe auch ein Haus in der Algarve in Portugal."

Um die Auftritte nicht nur von Nostalgie zu nähren, "und weil es die Fans wollen", würde sie weiter frisches Material veröffentlichen. Nach der kommenden Konzertreise geht es zurück ins Studio, um zwei neue Lieder einzusingen, verriet Tyler: "Terry Britten hat sie geschrieben, er hat mit 'What's Love Got To Do With It' Tina Turner zum großen Comeback mitverholfen." Fans müssen sich allerdings etwas gedulden, denn einer der beiden Tracks sei ein Weihnachtslied.

(Von Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - Bonnie Tyler gastiert am 25. Juli beim Classic Rock mit Uriah Heep und Nazareth auf der Schlosswiese Moosburg, am 27. Juli auf der Frischluft-Bühne Posthof Linz und am 29. Juli auf der Seebühne Mörbisch gemeinsam mit Nazareth)