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Die Steiermark wirbt am Heldenplatz für ihre Kultur

Heute, 13:24 · Lesedauer 5 min

Nicht einer, sondern erstmals gleich drei mobile Pavillons sind im Rahmen der biennalen "Steiermark Schau", die sich heuer unter dem Titel "Ambition html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Illusion" um Schloss Eggenberg dreht, am Wiener Heldenplatz aufgebaut. Inmitten der Debatte um die steirische Kulturpolitik trat auch Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) am Mittwoch die Reise nach Wien an und versicherte, die "kulturelle Tradition der Vielfalt und Avantgarde" in der Steiermark aufrechterhalten zu wollen.

Die steirische Kulturszene ist durch die neue blau-schwarze Landeskoalition beunruhigt und warnt vor einer Umschichtung finanzieller Mittel in Richtung Volkskultur. Zudem beschlossen Volkskulturreferent und Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) sowie Kornhäusl Ende Februar eine umfassende Neubesetzung des Kulturkuratoriums, das sich als zentrales Beratungsgremium der Landesregierung in Kulturangelegenheiten jährlich mit rund 1.000 Kulturförderanträgen befasst.

Danach gefragt, warum die Neubesetzung des eigentlich bis 2026 bestellten Kuratoriums erfolgt, meinte Kornhäusl, dass man zwar fördern wolle, das Kuratorium aber auf finanzielle Gegebenheiten Bedacht zu nehmen habe. "Leider hat das in der Vergangenheit nicht immer optimal funktioniert", sagte er mit Blick auf "letztlich Steuergelder", die vergeben werden. Diverse mit Expertinnen und Experten besetzte Fachbeiräte seien entgegen dem Kulturkuratorium "völlig unberührt" geblieben, merkte er an. Diese würden sich fachlich bei Förderungen einbringen.

In den nächsten Wochen seien mehrere Gesprächsrunden mit Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Bereichen geplant. "Vor mir braucht definitiv niemand Angst haben", versicherte er und betonte, niemanden Willkür aussetzen zu wollen. Man dürfe "nie zulassen, dass die Politik Deutungshoheit über die Kultur hat". Beides müsse nebeneinander bestehen und auch Symbiosen eingehen, so Kornhäusl.

Bisher kostengünstigste Ausgabe der "Steiermark Schau"

Zur "Steiermark Schau" gibt es im Regierungsübereinkommen ein Bekenntnis. Allerdings sei noch nicht geklärt, in welcher Form sie künftig stattfinden solle, so der ÖVP-Politiker. Die nun mit dem "Prolog" in Wien startende 3. Ausgabe ist mit 7,3 Mio. bis 7,4 Mio. Euro Budget die bisher kostengünstigste. 6 Millionen davon stemmt das Land. Den Rest steuerten das Universalmuseum Joanneum (UMJ), das die Schau im Auftrag des Landes Steiermark umsetzt, und Sponsoren bei. Das gesamte Pavillonkonzept mitsamt Transport, Auf- und Abbau bringt es auf 2,4 Mio. Euro, erklärte Josef Schrammel, kaufmännischer UMJ-Geschäftsführer.

Marko Mele, wissenschaftlicher Geschäftsführer des UMJ, bezeichnete bei der Präsentation der Pavillons das 400-jährige Bestehen des Schloss Eggenberg als "perfekte Gelegenheit" für eine Schau. Die Pavillons, die bis Ende März bei freiem Eintritt am Wiener Heldenplatz besucht werden können, bevor sie in den Schlosspark Eggenberg, nach Mariazell, Leoben und in die slowenische Hauptstadt Ljubljana übersiedeln, greifen die großen Themen der Ende April startenden "Steiermark Schau" in Eggenberg auf.

Rückblickend auf die Zeit des Barocks wird die Frage gestellt, ob sich historische Krisenzyklen in der Gegenwart wiederholen. Es wird die turbulente Entstehungsgeschichte von Schloss Eggenberg aufgegriffen und Parallelen zu aktuellen globalen Herausforderungen wie kriegerischen Konflikten, wirtschaftlichen Fehlentwicklungen, Erwerbsarmut oder auch dem Klimawandel gezogen.

Viele neue Kunstwerke für Holzgerüst-Pavillons

Die Architektur der aus Holz und Planen zusammengesetzten Pavillons soll das Vorbild Schloss Eggenberg interpretieren. Insgesamt beanspruchen die drei von der Architekturgruppe studioWG3 konzipierten Pavillons 470 Quadratmeter am Heldenplatz.

"Diese Räume haben sehr viel vorgegeben, das sind keine Museumsräume", erklärte Kurator Günther Holler-Schuster. Die rund 20 Künstlerinnen und Künstler hätten sich darauf eingelassen. Mehr als 50 Prozent der zu sehenden, aber auch zu hörenden Werke seien extra für die Pavillons entstanden.

Skulpturen von Wurm als imaginäre Hofgesellschaft

In einem "Musik-Pavillon", der an die Ästhetik eines Gartenpavillons erinnern soll, wird die barocke Theatralik aufgegriffen. Darin finden sich (große) Skulpturen von Erwin Wurm, die eine imaginäre, wankende Hofgesellschaft bilden. Über die Vorhangwände des "Musik-Pavillon" erstreckt sich ein digitales Gemälde von Hubert Schmalix, und zu hören gibt es eine Komposition von Klaus Lang, der sich von der am Eggenberger Hof komponierten Musik inspirieren ließ.

Dass die wertvollen Wurm-Skulpturen angesichts der wohl leicht zu überwindenden Ummantelung des Pavillons auch Diebe auf den Plan rufen könnten, nimmt man relativ gelassen zur Kenntnis. Natürlich sei es ein "gewisses Wagnis", sagte Holler-Schuster. "Man kann überall die Gefahr sehen und letztlich nichts machen", doch habe man sich in Absprache für diesen Weg entschieden. Zudem seien die Wurm-Skulpturen "sehr schwer" und gebe es Security.

Panoramamalerei von Brandl

Im "Steiermark-Pavillon" soll ein stilisiertes Gebirge die Topografie des Bundeslands symbolisieren. Herbert Brandl gestaltete dieses Gebirge in der Tradition der Panoramamalerei. Der "Alpen-Adria-Pavillon" ist dreigeteilt, was auf die (vergangenen) Teilungen und Grenzziehungen in der Region anspielt. Darin setzt sich etwa Franz Kapfer mit der historischen Bedeutung des Steirischen Panthers auseinander und bringt Total Refusal den barocken Garten als Symbol für gezähmte Natur in Beziehung zur Ästhetik moderner Videospiele.

(S E R V I C E - "Steiermark Schau: Ambition & Illusion. History Repeating?", Mobile Pavillons, Wien, Heldenplatz, 13. bis 30. März, täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei)

Zusammenfassung
  • Die 'Steiermark Schau' präsentiert sich erstmals mit drei mobilen Pavillons am Wiener Heldenplatz.
  • Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl betont die kulturelle Vielfalt der Steiermark, während die neue Landeskoalition Unruhe in der Kulturszene verursacht.
  • Mit einem Budget von 7,3 bis 7,4 Millionen Euro ist die aktuelle Schau die kostengünstigste bisher.
  • Die Pavillons greifen historische Krisen auf und ziehen Parallelen zu heutigen globalen Herausforderungen.
  • Mehr als die Hälfte der ausgestellten Kunstwerke sind neu, und es gibt Sicherheitsbedenken bezüglich der Skulpturen von Erwin Wurm.