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"Die große Show" must go on: aktionstheater ensemble in Wien

Susanne hat Geburtstag und wünscht sich eine richtig große Feier - mit Glitzer und Glamour, Musik und Tanz, nackten Männern und einem Zauberer. Ihr Wunsch geht beinahe in Erfüllung. "Die große Show" wird aber von Michaela moderiert - und die genießt das Rampenlicht allzu sehr, während sie stets davon spricht, wie gerne sie an diesem Abend mal zur Seite trete, um ihrer lieben Kollegin nicht die Show zu stehlen. Willkommen in der neuen Produktion des aktionstheater ensembles.

Für Theatergruppen ist es derzeit schon ein Grund zu feiern, wenn lange geprobte Produktionen nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden müssen, sondern auch vor Publikum gezeigt werden dürfen. Deswegen war die Truppe um Regisseur Martin Gruber am Dienstag im Werk X in Wien-Meidling durchaus in Feierstimmung. Ob in 14 Tagen auch die Vorarlberg-Premiere tatsächlich stattfinden kann, hängt wohl vom weiteren Pandemie-Verlauf ab. Fest steht nur: "Die große Show" must go on.

Die Produktionen der mehrfach ausgezeichneten Freien Gruppe ließen in der Vergangenheit häufig an klaren Formen vermissen. In immer neuen Anläufen stand Introspektion und Entäußerung im Zentrum, in der Hoffnung, dadurch allgemeine Befindlichkeiten zur Sprache zu bringen. Diesmal gibt es eine klare Vorgabe: Showtime! In 75 Minuten wird das Gala-Format lustvoll durch den Kakao gezogen, sich selbst ein wenig auf die Schippe genommen und en passant doch wieder Kritik an Ego-Trips und selbstbezogenen Veränderungs-Träumereien geübt. Das macht vor allem eines: Spaß.

Michaela Bilgeri gibt in ständig wechselnder Garderobe (sieben opulente Outfits ergeben alle zehn Minuten einen Kostümwechsel) die publikumsgeile Moderatorin, Susanne Brandt die 60-jährige Schauspielerin, die endlich im Rampenlicht stehen darf und dann doch wieder um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Nach der klassischen Showdramaturgie gibt es Gaststar-Auftritte (Autor Elias Hirschl im engelhaften Glitzerkleidchen mit einem ebenso fulminanten wie absurden Blutspendeaufruf, der auf perfide Weise faschistische Gewaltfantasien mit der Gegengewalt einer erdrückenden Umarmung beantwortet), Zauberkunststücke und Taschenspielertricks (Raphael Macho ist als somnambuler Zauberer grandios).

Die Musikeinlagen einer 4-köpfigen Background-Band sind leider ein wenig spärlich geraten, dafür entschädigen die abschließenden Minuten des Gedenkens an "alle jene, die es vielleicht nicht geschafft haben": Benjamin Vanyek singt "Die Chancenlosen" von Jacques Brel in der Übersetzung von Werner Schneyder so, dass es einem die Fußnägel einrollt. Dazwischen gibt es eine Prosecco-Pikkolöchen, etwas Bühnennebel, eine verunglückte Selfie-Show und ein paar Strophen Nibelungenlied. Das Motto lautet: "Geht's mir gut, geht's allen gut." Die Richtung stimmt. Viel Applaus im Kabelwerk.

(S E R V I C E - "Die große Show", Uraufführung von Martin Gruber und aktionstheater ensemble, Kooperation mit Spielboden Dornbirn und Werk X Wien. Konzept, Text, Inszenierung: Martin Gruber, Musik: Kristian Musser. Mit: Michaela Bilgeri, Susanne Brandt und Raphael Macho sowie Elias Hirschl, Benjamin Vanyek, Jean-Philip Viol, Martin Hemmer, Pete Simpson, Kristian Musser und Fridolin. Weitere Aufführungen im Werk X, Wien 12, Oswaldgasse 35a: 12.-15.1., 19.30 Uhr, Karten: 01 / 535 32 00-11, https://werk-x.at/; am Spielboden Dornbirn, Färbergasse 15: 25.- 29.1, 20.30 Uhr, Karten: 05572-21933, www.spielboden.at; www.aktionstheater.at)

ribbon Zusammenfassung
  • "Die große Show" wird aber von Michaela moderiert - und die genießt das Rampenlicht allzu sehr, während sie stets davon spricht, wie gerne sie an diesem Abend mal zur Seite trete, um ihrer lieben Kollegin nicht die Show zu stehlen.
  • Das Motto lautet: "Geht's mir gut, geht's allen gut."
  • (S E R V I C E - "Die große Show", Uraufführung von Martin Gruber und aktionstheater ensemble, Kooperation mit Spielboden Dornbirn und Werk X Wien.