Dichterin Friederike Mayröcker in Ehrengrab beigesetzt
"Das Archiv des poetischen Augenblicks ist verwaist", sagte Kunststaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in ihrer Rede. Sie würdigte ein Lebenswerk von großer Schönheit und Strahlkraft, das in ihrer "Zettelhöhle in der Zentagasse" entstanden und in Anspruch und Radikalität einzigartig sei. "Was sie war, wird sie bleiben: ein hell leuchtender Fixstern am Himmel der Gegenwartsliteratur. Wir verneigen uns vor einer einzigartigen Dichterin", schloss sie.
Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) erinnerte sich an ihr letztes Telefonat mit der Dichterin im Dezember des Vorjahres, unter dem Eindruck des Terroranschlags, bei dem sie über das Verstummen der Sprache gesprochen hatten. Mayröcker sei eine "wunderbare Ausnahmedichterin", eine "ikonische Erscheinung", "ein zärtlicher und schüchterner Punk" gewesen. "Das Schreiben wurde ihr zur Beglaubigung ihrer Existenz." - "Sie träumte in Worten und Sätzen", die sie auf Zetteln zu Papier brachte: gleichsam "maximale Konzentration durch maximale Verzettelung". Der deutsche Dichter Marcel Beyer, Mitherausgeber von Mayröckers gesammelter Prosa und Herausgeber ihrer Gesammelten Gedichte erinnerte sich an Begegnungen mit Mayröcker, erinnerte aber auch daran, dass man "im Juni vor 21 Jahren" an exakt der gleichen Stelle von Ernst Jandl Abschied genommen habe.
Der hinter zwei Porträts der Dichterin aufgebahrte und von zahlreichen Kränzen geschmückte Sarg wurde zu den Klängen von "It's a wonderful world" aus der Halle getragen. Unter den zahlreichen Trauergästen, die den Sarg anschließend zur letzten Ruhestätte begleiteten, waren auch die Schriftsteller Josef Winkler, Doron Rabinovici, Robert Schindel, Architekt Wolf D. Prix, Literatur-Archiv-Leiter Bernhard Fetz und IG Autorinnen Autoren Geschäftsführer Gerhard Ruiss.
Zusammenfassung
- - "Sie träumte in Worten und Sätzen", die sie auf Zetteln zu Papier brachte: gleichsam "maximale Konzentration durch maximale Verzettelung".