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Der authentische Blick: MUSA feiert den "Wiener Realismus"

Heute, 10:54 · Lesedauer 2 min

Echt jetzt? Echt jetzt! Das Wiener MUSA widmet sich mit der neuen Schau "Wirklichkeit als Haltung" jenem, was manche Künstler im unmittelbaren Nachkriegsösterreich auf der Suche nach Realismus, nach sozialer und politischer Echtheit an das Tageslicht der Kunst beförderten: dem Werk der Wiener Realisten. Dieser etwas vergessenen Gruppe ist nun eine umfassende Ausstellung gewidmet.

Gemeinhin wird die österreichische Nachkriegskunst eher mit den Abstrakten oder den Phantastischen Realisten assoziiert. Die dritte der bedeutenden Säulen der Zeit fällt hingegen mittlerweile meist unter den Tisch. "Uns ist aufgefallen, dass die Gruppe der Realisten immer wieder weggelassen wird", begründete Kuratorin Brigitte Borchhardt-Birbaumer bei der Präsentation am Mittwoch ihr Engagement. Dies liege nicht zuletzt daran, dass die genaue Definition der Kunstströmung schwerfalle, schwammig bleibe. Nicht zuletzt dies wolle man mit "Wirklichkeit als Haltung" ändern.

1954 formiert

Den Kern der 1954 formierten Gruppe der Realisten stellten etwa Georg Eisler, Hans Escher oder Alfred Hrdlicka, die sich in der Heimat des Kritikervorwurfs des Sozialistischen Realismus und der Übernahme der Naziästhetik ausgesetzt sahen. Dabei gehörten gerade die Wiener Realisten zu den Ersten, die die Nazigeschichte aufarbeiteten, etwa mit dem zentralen Grafikzyklus "Soldatentreffen".

Ziel der stilistisch weitgefassten Arbeiten ist weniger die detailreiche Abbildung einer visuellen Realität, sondern die getreue Adressierung der sozialen Realität. Die Nähe zum Existenzialismus lässt grüßen. Ein klarer humanistischer Blick wird den immer noch dominanten ideologischen Perspektiven entgegengestellt. Arbeitskonstellationen, Sexualität, Porträts dominieren. Dabei stehen die beinahe expressionistischen Gemälde Hrdlickas den satirischen Arbeiten von Erna Frank gegenüber, die dunkle Wucht Rainer Wölzls den Farbexzessen Alfred Kargers.

Keine reine Männerpartie

"Die Kerngruppe war eine reine Männerpartie - und das hat uns natürlich gestört", machte Co-Kurator Berthold Ecker deutlich. So hat man sich der Maxime "Realismus ist weniger ein Stil, sondern eine Attitüde" zu Herzen genommen und Künstlerinnen wie Gerda Fassel, Erna Frank, Mara Mattuschka oder Florentina Pakosta in die Schau mit aufgenommen, die sich teils parallel, teils als Antipoden zu den Kollegen entwickelten. Und somit wird der realistische Blick noch ein ganzes Stück realistischer.

(S E R V I C E - "Wirklichkeit als Haltung. Wiener Realismus nach 1950" im MUSA, Felderstraße 6-8, 1010 Wien von 20. März bis 17. August, geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Dazu erschienen der Katalog "Wiener Realismus. Wirklichkeit als Haltung", Hirmer Verlag, 256 Seiten, 35 Euro. www.wienmuseum.at)

Zusammenfassung
  • Das Wiener MUSA präsentiert mit 'Wirklichkeit als Haltung' eine Ausstellung, die den oft vergessenen Wiener Realisten gewidmet ist und vom 20. März bis 17. August zu sehen ist.
  • Die 1954 formierte Gruppe der Realisten, darunter Georg Eisler und Alfred Hrdlicka, wird in der Schau thematisiert, wobei der Fokus auf sozialer Realität und der Aufarbeitung der Nazigeschichte liegt.
  • Auch Künstlerinnen wie Erna Frank und Gerda Fassel werden in die Ausstellung integriert, um die Vielfalt des Realismus als Haltung zu verdeutlichen.