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Das TAG setzt in Saison 2023/24 auf Schiller und Shakespeare

Schiller und Shakespeare nach Art des Hauses, die "Odyssee" des Homer in einer Mischung aus Tanz und Theater und E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" als musikalisches Schauermärchen - was das kleine Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) in Wien-Mariahilf in der kommenden Saison auftischt, kann sich auch mit großen Bühnen messen. Noch nicht entschieden ist, ob es die vorletzte Saison des Duos Gernot Plass (Künstlerische Leitung) und Ferdinand Urbach (Kaufmännische Leitung) ist.

Ihre derzeitigen Verträge laufen bis Mitte 2025. Man habe bisher noch nichts von der Stadt Wien gehört, sagen die beiden Leiter im Gespräch mit der APA. Wenn sich die Stadt entschließen sollte, ihre Posten auszuschreiben, habe man größtes Verständnis dafür, nehme dies aber als Signal, dass eine Veränderung gewünscht sei. Unter diesen Umständen werde man sich nicht neuerlich bewerben. Für Gespräche sei man jedoch offen. "Wir wollen nicht weg von hier. Wir wollen aber mit einem guten Gefühl unsere Zeit hier beenden", sagt Plass. Der 1966 geborene Wiener, ein Gründungsmitglied des Theaters, ist seit 2013 künstlerischer Leiter des Hauses.

Künstlerisch habe man mit dem Nestroy-Preis für die Produktion "Ein bescheidener Vorschlag" des Kooperationspartners Herminentheater (eine Wiederaufnahme gibt es ab 17. November) und der Nestroy-Nominierung für "Ödipus" (Wiederaufnahme ab 2. November) eine erfolgreiche Saison hinter sich, mit 14.500 Besucherinnen und Besucher und rund 70 Prozent Auslastung sei der Publikumsrückgang nicht so dramatisch wie befürchtet ausgefallen. "Was bemerkbar ist: Das Publikum entscheidet spontaner", sagt Urbach.

Sorgen bereitet jedoch die Teuerung. Bis auf die Bezüge der Leitung hat man alle Gehälter zwischen neun und 14 Prozent angehoben, doch die Inflation habe alle Fair Pay Ambitionen letztlich unterlaufen. Finanziert wurden die Gehaltserhöhungen durch eine Kartenpreiserhöhung um einen Euro, vor allem aber durch einen von der Stadt Wien für 2023 gewährter Teuerungsausgleich, der den Stadt-Zuschuss von 945.000 auf 1,1 Mio. Euro gesteigert hat. "Entscheidend wird sein, ob dieses Geld auch 2024 fließt", macht sich Urbach keine Illusionen darüber, dass die kommenden Monate nicht einfach werden. Die Eigendeckung ist von 23 Prozent in der Vor-Corona-Zeit auf zuletzt 14 Prozent gefallen.

Gespart wird u.a. bei den Fremdhonoraren. Gernot Plass inszeniert daher zweimal selbst. Beide Stücke, "Heinrich 5" (Premiere am 25. Oktober, genau 40 Jahre nach der ersten Premiere des TAG-Vorgängers "Gruppe 80") und "Maria Stuart" (Premiere: 13. April 2024), kreisen um das Saisonthema, das man doch endgültig ins Museum zu verräumen hoffte, heute jedoch aktueller denn je ist: Krieg. Der traumatisierte Kriegsheimkehrer Odysseus steht dann im Zentrum einer Produktion, für die man den Choreografen und ehemaligen Festspielhaus St. Pölten-Leiter Joachim Schloemer engagiert hat: "Odyssee - eine Heimkehr" (Uraufführung am 13. Dezember) "nähert sich dem großen Mythos der Heimkehr des Odysseus in seiner ganz eigenen Herangehensweise und Ästhetik an. Wesentlich für Schloemers Arbeit ist es, aus dem Tanz bzw. dem bewussten Umgang mit Körperlichkeit heraus die verschiedensten Kunstsparten miteinander zu verknüpfen", heißt es in der Saisonvorschau. "In der Bühnenästhetik werden an diesem Abend eher Typen denn Charaktere auftauchen."

Als "Cyborg Sandmann" war sie bereits im Dezember 2020 angekündigt (und fiel Corona zum Opfer), als "Der Sandmann. Ein musikalisches Schauermärchen" soll Bernd Liepold-Mossers und Oliver Welters sehr freie Bearbeitung der Erzählung von E.T.A. Hoffmann nun endlich auf die Bühne kommen: von morgen, Mittwoch, bis 12. August als Open Air in Villach und ab 20. Jänner 2024 im Wiener TAG. Das Herminentheater, die Freie Gruppe von Hannelore Schmid und Thomas Toppler, die mit ihrer auf grotesker Komik und Improvisation basierenden Bouffon-Theaterästhetik im Vorjahr zu einem der Überraschungserfolge im Off-Bereich wurde, kommt am 4. Mai mit einer Uraufführung wieder. "Pflegefall" (Arbeitstitel) soll ein weiteres Spiegelbild der Gesellschaft bieten und die Asylfrage mit der Altenpflege verdichten: Ein Migrant wird von einer alten Dame adoptiert, betreut sie bis zu ihrem Tod und arbeitet anschließend in einem Altenheim. Doch dann wird alles anders. "Allegorische Darstellung des politischen Geschehens, Anleihen aus der Weltliteratur und gesellschaftspolitische Fragen des Alltags" sollen sich zu einem Spiel verbinden, dessen Ebenen immer wieder gebrochen werden.

Und natürlich werden auch in der kommenden Saison die beliebten Impro-Theater-Formate wie etwa das internationale Festival "Moment!" (5. bis 10. Oktober) weitergeführt, bei denen eine eigene Fan-Community regelmäßig für ein volles Haus sorgt. Improvisieren wollen Plass und Urbach bei der Zukunftsplanung dagegen nicht, betonen sie. Daher erwarten sie sich in den nächsten Monaten eine Entscheidung der Stadt darüber, wie es mit dem TAG künftig weitergehen soll. "Es macht uns immer noch Spaß. Aber momentan planen wir bis Mitte 2025 - und keine Minute länger."

(S E R V I C E - www.dasTAG.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Schiller und Shakespeare nach Art des Hauses, die "Odyssee" des Homer in einer Mischung aus Tanz und Theater und E.T.A.
  • Hoffmanns "Der Sandmann" als musikalisches Schauermärchen - was das kleine Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) in Wien-Mariahilf in der kommenden Saison auftischt, kann sich auch mit großen Bühnen messen.
  • Noch nicht entschieden ist, ob es die vorletzte Saison des Duos Gernot Plass und Ferdinand Urbach ist.